Kling, Glöckchen, klingelingeling
Kling, Glöckchen, kling!
Ist so kalt der Winter,
Lasst mich rein...
Sei dem 16. April 1999 ist Klaus Specht durch fristlose Kündigung arbeitslos und seine Familie in große Schwierigkeiten gebracht worden. Anlaß: Am 8. und 9. April diesen Jahres informierte die Geschäftsleitung den Betriebsrat von Mercedes Lenkungen über ein neues Entgeltkonzept. Specht, der durch die langjährige Arbeit am Band einen leichten Hörschaden hat, beging den Fehler, am zweiten Tag der Sitzung zeitweise ein Tonbandgerät einzuschalten, ohne die Anwesenden darüber zu informieren. Es lag offen auf dem Tisch. Das wurde bemerkt und die Sitzung sogleich abgebrochen. Schon wenige Tage danach erhielt Klaus Specht mit Zustimmung der Mehrheit des Betriebsrats die fristlose Kündigung. Der angegebene Grund: er habe eine Straftat nach § 201 StGB begangen ("Mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe wird bestraft, wer unbefugt das nichtöffentlich gesprochene Wort eines anderen auf einen Tonträger aufnimmt"). Seine Klage gegen diese Kündigung wurde in der ersten Instanz vom Arbeitsgericht am 13. Juli abschlägig beschieden. Richter
Schmitz-Schoelemann äußerte in der mündlichen Urteilsbegründung: Der Tatbestand sei ebenso zu werten und seine Strafbarkeit bekannt wie bei Diebstahl, Urkundenfälschung oder Betrug. Auch ein Diebstahl rechtfertige in der Regel eine Kündigung und müsse nicht erst abgemahnt werden.
Unverkennbar ist aber der wirkliche Grund für diese Kündigung die kompromißlose Haltung von Klaus Specht gegen befristete Arbeitsverträge und sein Engagement gegen die Gefährdung des Düsseldorfer Werks. Am 21. April beispielsweise berichtete die Rheinische Post von geplanten Produktionsverlagerungen. Außer in Mühlheim/Ruhr stehen mittlerweile in Schönebeck (Sachsen-Anhalt) und Meseritz in Polen neue Produktionsstandorte. Bekanntlich werden dort sehr viel geringere Löhne gezahlt. Außerdem kann Mercedes EU- und Landesmittel nutzen. Auch die Eingliederung von Langzeit-arbeitslosen wird von der Bundesanstalt für Arbeit subventioniert. In solchen Fällen zahlt sie bis zu 80 Prozent der Löhne.
Lasst Klaus Specht wieder an seine Arbeit in Montage und Betriebsrat!
hat er seinen Gerichtstermin vor dem Landesarbeitsgericht, Ludwig-Erhard-Allee 21, Saal 103. (Direkt hinter dem Hauptbahnhof). Dort wird über seine Zukunft entschieden. Der Prozess ist öffentlich. Alle Interessierten sind eingeladen.
Sendet Protestschreiben an die Geschäftsleitung: Mercedes Lenkungen GmbH, Rather Str. 51, 40476 Düsseldorf, auch an den Betriebsrat unter derselben Adresse. Sendet Solidaritätsschreiben an die Freunde von Klaus Specht per Adresse Arbeitsloseninitiative, Flurstr. 45, 40235 Düsseldorf. Spendet für die Solidaritätsarbeit: BfG Düsseldorf, BLZ 300 101 11, Konto Nr. 25 62 15 29 01, Helmut Born "Solidarität mit Klaus Specht". Aktuelle Informationen im Internet unter www.labournet.de.
Solidaritätskreis der Freunde von Klaus Specht c/o Arbeitslosen-Initiative, Flurstr. 45, 40235 Düsseldorf, Fax 0211 6911736. V.i.S.d.P.: Hartmut Lohse, c/o Arbeitslosen-Initiative