letzte Änderung am 21. Okt. 2002

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Streik bei Lehrers

Ein Erfolg war der Streik der französischen Lehrerschaft am vorigen Donnerstag (17. Oktober 2002), fünf Tage vor der parlamentarischen Debatte über den Bildungshaushalt, die am Dienstag dieser Woche beginnt. 60 Prozent des schulischen Personals (Lehrer wie Verstaltungsangestellte) befanden sich nach gewerkschaftlichen Angaben im Ausstand, das Bildungsministerium räumte 44 Prozent Streikbeteiligung ein. Es handelte sich in jedem Fall um die stärkste Mobilisierung seit dem Lehrerstreik, der im März 2000 den rechtssozialdemokratischen Minister Claude Allègre zum Rücktritt zwang. Allègre war wegen seiner arroganten Sprüche - er bezeichnete das Bildungsressort als "Mammut, das man entfetten muss" - bei den LehrerInnen unbeliebt, aber seine Unpopularität wird weit übertroffen von jener des jetzigen neokonservativen Bildungsministers Luc Ferry, eines arroganten Schnösels, der sich gern einbildet, er sei Philosoph.

Die Streikenden prangerten einerseits die Sparpolitik im Bildungsbereich an, wobei sie oftmals Parallelen zum gestiegenen Rüstungshaushalt zogen. In Paris, wo 15.000 Lehrer auf die Straße gingen, richteten Demoparolen sich etwa gegen den Bau des zweiten französischen Flugzeugträgers. Im kommenden Jahr sollen 25.600 Stellen von jungen Aufsichts- und Aushilfskräften - meist Studierende, die sich so finanzieren - in den Schulen gestrichen werden. Im Gegenzug sollen bis zu 11.000 Hausfrauen und Rentner eingestellt werden, die schlechter bezahlt und eine andere Mentalität mitbringen werden. Daneben richteten die Streikenden sich gegen die repressiven Pläne der Regierung im Jugendbereich, die auch auf die Schulen ihre Auswirkungen hätten - etwa die Strafdrohung von 6 Monaten Haft bei ³Beleidigung einer Lehrperson², oder allgemein das erheblich verschärfte Jugendstrafrecht und die Haftandrohung ab 13 Jahren. Schließlich protestierten die Lehrergewerkschaften auch gegen den Gesetzentwurf der Regierung zur Dezentralisierung, der am vorigen Mittwoch vom Kabinett verabschiedet wurde. Sie fürchten eine verstärkte Ungleichheit zwischen ärmeren und reicheren Regionen gerade im Bildungsbereich, und in vielen Fällen eine versteckte Privatisierung im Rahmen der geplanten Regionalisierung..

Bernard Schmid

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