Widerstand gegen die Pipeline der West LB in Ecuador: Ausnahmezustand in Ecuador - Gewerkschafter erschossen

Gustavo Noboa Bejarano, Präsident Ecuadors hat am 23. Februar - fünf Tage nach Beginn des Streiks der Zivilgesellschaft - den Notstand für die nordamazonischen (dh südlichen) Provinzen Sucumbios und Orellana erlassen. In der Grenprovinz Sucumbios gab es seit Wochen verstärkte Militärpräsenz, um Menschen abzuwehren, die vor der neurlichen Offensive der kolumbianischen Regierung und ihrer Paramilitärs Schutz suchen.

Die Bewohner beider Provinzen fordern von der Baugesellschaft (OCP Techint) Abgaben für Straßen, Krankenhäuser, Strom- und Wasserversorgung, sowie Entschädigungen für Zwangsumsiedlungen.

Ursprünglich war der Bau der 505 Km langen Pipeline quer durch den amazonischen Urwald nur von Ökologen kritisiert worden - nach und nach breitete sich dieser Widerstand aus - trotz der üblichen Versicherungen, damit werde die wirtschaftliche Entwicklung des Landes vorangetrieben.

Die Betreibergesellschaft OCP wurde von folgenden Unternehmen begründet: Alberta Energy Co. Ltd., Agip Petroleum , Kerr-McGee, Occidental Petroleum Corp., Repsol-YPF (Spanien), Perez Company (Argentinien) und der Konstruktionsfirma Techint.

Die Kosten für die Pipeline - mit deren Bau letztes Jahr begonnen wurde - liegen bei 1,1 Milliarden Dollar. 9oo Millionen davon gibt die West LB als Kredit.

War der militärische Aufmarsch zunächst nur mit der Entwicklung in Kolumbien begründet worden, so änderte sich dies mit der Erklärung des Ausnahmezustandes.

Insbesondere die Bewohner der Stadt Shushufindi seien "Wegelagerer und Banditen" erklärte der Innenminister. Dort entwickelt sich der Widerstand seit Jahresbeginn besonders intensiv, weil auch noch eine zweite Pipeline - jene für Ocidental Petroleum - gebaut werden soll.

 

Straßen sind blockiert, Firmen besetzt, Läden geschlossen.

Weil die Organisatoren davon sprechen konnten, daß die Bevölkerung beider Provinzen zu je ca 90 Prozent die Aktionen unterstützen, haben auch die beiden Gouverneure der Provinzen die Seite gewechselt: Beide betonten, der Protest sei gerechtfertigt und keinesfalls das Werk von Subversiven, wie es der Innenminister gesagt hatte.

Die Lage hatte sich entscheidend zugespitzt, als lokale Frauengruppen am 25.Februar den Militärflughafen von Nueva Loja, der Provinzhauptstadt von Sucumbios, besetzt hatten. Diese Aktion der Frauengruppen wiederum war Antwort gewesen auf den Tod von Marcelo Zambrano, der zwei Tage zuvor von der Polizei erschossen worden war.

Auch in der Provinzstadt Joya de los Sachas eröffnete die Polizei das Feuer auf eine Demonstration, wobei 15 Menschen verwundet wurden.

Am 27.Februar schlossen sich dann die Bauarbeiter der Pipelines dem Streik an und auch die Erdölfelder werden bestreikt. Die Förderung in der Region ist faktisch zusammengebrochen. Noch am selben Tag gab es einen massiven Militäreinsatz gegen die Bauarbeiter in der Stadt Coca, bei dem drei Menschen getötet wurden, ein Kind erstickte an Tränengas. Weil es ausführlich berichtet hatte, wurde am 28.Februar das Community Radio La Jungla geschlossen - die RadiomacherInnen würden die Bevölkerung aufhetzen...

Während also in Ecuador nicht nur Gewerkschaften, sondern alle denkbaren Organisationen sozialer Bewegung Widerstand leisten, die Globalisierung keineswegs im Selbstlauf sondern qua Militäreinsatz durchgeführt wird, ist von Gewerkschaft, Betriebsrat (und Belegschaft?) der Westdeutschen Landesbank - und natürlich auch von ihrem Hauptaktionär, dem Land NRW (43%) - kein Wort zu vernehmen.

So bleibt es - wieder einmal - Greenpeace überlassen zu handeln. Eine Delegation vor Ort kündigte eine Kampagne an, mit der Druck auf die Landesregierung NRW gemacht werden soll...Was zumindest die KollegInnen im zuständigen Fachbereich von verdi nicht davon entbinden sollte, mal Stellung zu beziehen...

 

Bericht zusammengestellt aus ecuadorianischer Presse von Helmut Weiss