letzte Änderung am 24. Februar 2003

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USA schicken Sondereinheiten nach Kolumbien

Von Dario Azzellini

US-Präsident George Bush ordnete am vergangenen Wochenende die Entsendung von 150 Angehörigen von Eliteeinheiten der US-Army an. Sie sollen die kolumbianische Armee bei der Suche nach drei von der FARC, der größten Guerilla Kolumbiens, festgehaltenen US-Bürgern unterstützen.

Einheiten der FARC hatten am 13. Februar um 8:10 Uhr im Bezirk Florencia, in der Region Caquetá, das US-amerikanische Kleinfluzeug des Modells Cessna 208 beschossen und zu einer Notlandung gezwungen. Das einmotorige Flugzeug führte in der Guerillazone Überwachungsflüge zur Unterstützung der Antiguerillakriegsführung der kolumbianischen Armee durch.

In dem Flugzeug befanden sich ein Angehöriger der kolumbianischen Geheimdienstes sowie vier US-Amerikaner, scheinbar Angestellte eines vom CIA angeheuerten privaten Kriegsunternehmens. Der Kolumbianer sowie einer der US-Amerikaner wurden tot aufgefunden, während sich die restlichen drei US-Amerikaner in den Händen der FARC befinden.

Genaue Informationen über die Aufgaben des abgeschossenen Kleinflugzeugs, Besitz der US-Regierung, wurden bisher ebenso wenig bekannt gegeben, wie die Identität und der Status der drei US-Bürger. Allerdings ließ sich die Identität des Toten nicht verbergen und so wurde bekannt, dass es sich bei allen vier US-Angehörigen um Mitarbeiter des US-Kriegsunternehmen California Microwave Inc. handelte, dessen Engagement im kolumbianischen Krieg bisher weitgehend unbekannt war, in deren Aufgabenbereich aber hochsensible Militär- und Spionageaufgaben im Bereich Telekommunikation und Luftüberwachung gehören. Das Unternehmen ist im Rahmen einer Geheimoperation vom CIA angeheuert worden und sollte Bewegungen und Aufenthaltsorte der 15. Front der FARC und vor allem ihrer militärischen Führer ausmachen.

Die FARC übernahm Ende vergangener Woche in einem Kommuniqué die Verantwortung für den Abschuss des Kleinflugzeugs und erklärte die drei US-Militärspezialisten befänden sich in ihren Händen. Um für ihre Sicherheit garantieren zu können forderte die Guerilla die Aufhebung aller Militärmaßnahmen in dem entsprechenden Gebiet.

Während sich die US-Regierung in der ersten Woche nach dem Absturz der Maschine äußerst bedeckt hielt, holte sie nach der FARC-Erklärung umso stärker aus. "Die FARC sind erbarmungslose Mörder", so George W. Bush. Während die Gefangennahme durch die FARC in der US-Presse hohe Wellen schlägt und das fast vergessene Engagement der USA im Kolumbienkrieg wieder ins Gedächtnis ruft, zeigt sich die Regierung entrüstet und fordert von der FARC die "unmittelbare Freilassung" der drei US-Amerikaner. Die Tatsache, dass US-amerikanische Kriegsbeteiligte auch fallen oder in Gefangenschaft geraten können, scheint außerhalb der US-amerikanischen Vorstellungskraft zu liegen.

Die 150 entsandten Elitesoldaten sollen für die kolumbianische Armee geheimdienstlich-logistische Unterstützung leisten, um die Suche nach den "Entführten und ihren Entführern" zum Erfolg zu führen. Auf Nachfrage der Washington Post, ob sich die US-Einheiten auch an Befreiungsaktionen beteiligen würden, antwortet ein Repräsentant der US-Außenministeriums in widersprüchlicher Weise "wir hätten die Kapazität es zu tun". Damit würde allerdings die Auflage des Kongresses gebrochen werden, die vorschreibt, dass US-Truppen in Kolumbien nicht an Militäroperationen teilnehmen dürfen. Was allerdings faktisch ohnehin ständig missachtet wird, da US-Soldaten und angeheuerte Kriegsunternehmen ständig logistische Unterstützung für die Operationen der kolumbianischen Armee leisten. Doch wird mit der Entsendung auch eine weitere Auflage des Kongresses missachtet, die besagt, dass nicht mehr als 400 US-Soldaten gleichzeitig in Kolumbien anwesend sein sollen. Zwar behauptet George Bush erst am vergangenen Donnerstag in einer Erklärung gegenüber dem US-Kongress und dem Repräsentantenhaus es befänden sich augenblicklich 208 US-Soldaten und 279 "zivile Angestellte" der US-Army ­ bei denen es sich um Angehörige Privater Kriegsunternehmen handelt ­ in Kolumbien, doch selbst die Washington Post kommt in einer Zählung auf eine Gesamtzahl von 411.

Wie das weitere US-Amerikanische Engagement im weiteren Verlauf der Suchaktion und vor allem nach Lösung des aktuellen Zwischenfalls aussehen wird, ist unklar. Allerdings deutet vieles darauf hin, dass nicht nur die Unterstützung der kolumbianischen Armee sondern auch die direkte Truppenpräsenz der USA vor Ort zunehmen wird.

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