letzte Änderung am 18.Februar 2003

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Confederação Nacional dos Metalúrgicos/CNM
Resolução sobre as eleições para Nova Diretoria do Sindicato de Metalúrgicos de São José dos Campos/SP

Considerando a importância estratégica do parque industrial instalado em São José dos Campos/SP; Considerando que essa importância, impacta diretamente o emprego, renda e relações de trabalho, para as quais a Direção do Sindicato local, tem se recusado a oferecer aos trabalhadores soluções propositivas, colocando-se sistematicamente num posicionamento de rejeição e recusa, o que acaba redundando em perdas e prejuízos para os trabalhadores; Considerando que apesar do Sindicato dos Metalúrgicos de São José dos Campos (SP) ser filiado à CUT, por decisão dos trabalhadores de base, a atual Direção não cumpre as resoluções da CUT, CNM/CUT e Federação dos Metalúrgicos da CUT do Estado de São Paulo;

A Direção Executiva da CNM/CUT, decide:

1.Apoiar política e materialmente a oposição à atual Direção do Sindicato dos Metalúrgicos de São José dos Campos/SP;

2.Atuar no sentido de nacionalizar esta eleição entre os metalúrgicos, mas também obtendo outros aliados juntos à CUT, e outras categorias que a integram;

3.Atribuir ao Secretariado da CNM/CUT, a responsabilidade de em sua próxima reunião, elaborar um plano que possibilite implementar esta resolução.

Riberão Pires, SP, 19 de dezembro de 2002

Direção Executiva da CNM/CUT


Nationale Konföderation der Metallarbeiter (CNM)
Resolution über die Wahl einer neuen Leitung der Gewerkschaft der Metallarbeiter von São José dos Campos(SP)

In Erwägung der strategischen Bedeutung des Industrieparks von São José dos Campos (Bundesstaat São Paulo - SP), in Erwägung, dass diese Bedeutung direkten Einfluss auf Beschäftigung, Einkommen und Arbeitsbeziehungen hat, Bereiche für die die lokale Gewerkschaftsführung sich geweigert hat, den Arbeitern konstruktive Vorschläge anzubieten, dass sie systematisch eine Position der Verweigerung und Zurückweisung eingenommen hat, was für die Arbeiter Nachteile und Verluste zur Folge hat, in Erwägung, dass die Gewerkschaft der Metallarbeiter von São José dos Campos (SP), obwohl sie auf Beschluss der Mitgliedschaft der CUT angehört, die Beschlüsse der CUT, der CNM/CUT und der Föderation der Metallarbeiter von São Paulo nicht befolgt, beschliesst der Geschäftsführende Vorstand der CNM/CUT:

1.Die Opposition zur gegenwärtigen Leitung der Gewerkschaft der Metallarbeiter von São José dos Campos (SP) politisch und materiell zu unterstützen;

2.Daraufhin zu arbeiten, dass diese Wahl landesweit zum Thema der Metallarbeiter wird, aber auch nach weiteren Verbündeten innerhalb der CUT und anderer Industriezweige, die ihr angehören zu gewinnen;

3.Dem Sekretariat des Geschäftsführenden Vorstands die Verantwortung dafür zu übertragen, einen Plan zur Umsetzung dieser Resolution auszuarbeiten.

Riberão Pires (SP) 19.12.2002

Geschäftsführender Vorstand der CNM/CUT


Einige Erläuterungen zu dieser CNM-Resolution

von Ubirajara Alves de Freitas (Landesvorstand MG der Demokratischen Metallarbeiterföderation - FDSMG)

Dieser Beschluss ist eine politische Novität - bisher war es gemeinsame Position aller Strömungen, keine einseitige Unterstützung bei den Gewerkschaftswahlen zu organisieren. Es handelt sich um einen Bruch der gültigen Satzung.

1.Seit längerem versucht die (sozialdemokratische) Mehrheitsströmung Articulação ein Projekt „organische Gewerkschaft“ zu verwirklichen, Modell einer zentralisierten Gewerkschaft nach dem Vorbild der IG Metall. Dies war am Boykott aller linken Strömungen beim geplanten Gründungskogress gescheitert - diese (im wesentlichen 4) linken Oppositionsströmungen haben zwar 63% aller Mitgliedsgewerkschaften, aber nicht die Mehrheit der Mitglieder, diese hat Articulação dank ihrer Stärke im ABC-Industriegürtel von São Paulo (während São Paulo Stadt - die grösste Metallergewerkschaft Lateinamerikas mit rund 300.000 Mitgliedern - nicht der CUT, sondern der Força Sindical angehört).

2.Dass die CNM eine Konföderation ist, bedeutet per se, dass die Mitgliedsgewerkschaften - da sie keine Ortsgruppen sind, sondern selbstständig - nicht verpflichtet sind, Beschlüsse „von oben“ umzusetzen.

3.Der erwähnte Industriepark von São José dos Campos besteht im wesentlichen aus Automobilindustrie und Luftfahrt: das grösste Werk am Ort ist von General Motors, aber auch die Embraer, Flugzeugbauer und wichtigster Exportbetrieb des Landes hat in SJC ihr Stammwerk, wie es auch daran angegliederte Forschungseinrichtungen gibt, die ebenfalls teilweise von der Metallgewerkschaft organisiert sind.

4.Der lokale Vorstand der Metallergewerkschaft besteht im wesentlichen aus MTS und CSD Kollegen, die den beiden trotzkistisch orientierten Organisationen PSTU (Vereinige Sozialistische Arbeiterpartei) und DS (Sozialistische Demokratie, IV.Internationale) nahestehen. Die CST Gewerkschaftsströmung der KP Brasiliens hat in diesem Fall auf Seiten der sozialdemokratischen Strömung Position bezogen.

5.Inhaltlich waren die wesentlichen Auseinandersetzungspunkte die Stellung der Gewerkschaft zu den Flexibilisierungsforderungen der Unternehmen.


Von Deutschland lernen heisst würgen lernen

Der offene Bruch mit allen bisherigen CUT-Gepflogenheiten dient dem Ziel, eine zentralisierte Gewerkschaftsorganisation zu schaffen, deren Einführung bisher gescheitert ist. (Zumal dies auf einem politischen Hintergrund geschieht, wo die PT Führung versucht jene linken KritikerInnen ihrer Bundespolitik einzuschüchtern, die sich gegen Freihandelszone, endlose Schuldenrückzahlung und andere Grundpfeiler der Wirtschaftspolitik richten. Eine Auseinandersetzung die sich, wie immer, auch innerhalb der Gewerkschaften zeigt).

Die Gewerkschaftslinke Brasiliens hält die Autonomie der örtlichen Gewerkschaften für eine positive Errungenschaft der brasilianischen Gewerkschaftsbewegung, während die Anhänger des Zentralismus sich keineswegs nur theoretisch zum „deutschen Modell“ bekennen.

Die Tatsache, dass die Sprache dieser Resolution ausgesprochen bürokratisch ist - inklusive die Festlegung, dass die Geschäftsführung einen Ausschuss bildet, der einen Plan ausarbeitet - sowie die bewusste Ausklammerung jeder konkreten Begründung sind Hinweis darauf, dass es hier darum geht, eine politische Auseinandersetzung mit organisatorischen Mitteln zu betreiben: im Hintergrund lauern Unvereinbarkeitsbeschlüsse.

Die inhaltlichen Auseinandersetzungen in São José (und anderswo) drehten sich vor allem um die Flexibiliserung der Arbeitszeit: während die sozialdemokratische Strömung (und, an manchen Orten, die KPB) dies akzeptieren, lehnt die Gewerkschaftslinke dies - unter anderem wegen negativen Arbeitsplatzeffekten - rundweg ab. Verweigerungsposition als Kritikpunkt signalisiert einen grundlegenden Unterschied in der Bedeutung des Streiks: für die Linken normaler Bestandteil der Arbeit, ist er für die sozialdemokratische Strömung letztes Mittel.

Dass radikalere Gewerkschaftspolitik für die Arbeiter schädlich sei, ist eine Argumentation, die (zum Beispiel) älteren Menschen noch sehr gut in Erinnerung ist, als Begründung, die vor rund zwanzig Jahren etwa die IGBE hatte, den englischen Bergarbeitern die Solidarität zu verweigern. Solcherart Beispiele gäbe es noch viele anzuführen. Objektiv betrachtet ist es, wie in Deutschland und anderswo auch: Die Bilanz der sozialdemokratischen Gewerkschaftspolitik ist keineswegs positiv, wie auch die der Gewerkschaftsbewegung insgesamt. Sie haben also allen Grund, nicht konkret zu werden, sondern schwafelnd zu drohen.

Da die CNM Führung im Rahmen der üblichen Politik hierarchischer Spitzen enger Bündnispartner der IG Metall Spitzenfunktionäre ist, und da sie ihrerseits der Auseinandersetzung bewusst nationale Bedeutung verleihen will, wäre es geboten, dass kritische IG MetallerInnen und insbesondere Autombilarbeiter dieser Auseinandersetzung internationale Bedeutung verleihen helfen: Wenn der Apparat Macht und Geld in die Auseinandersetzung investiert, sollte die Gewerkschaftslinke Aktivität und finanzielle Hilfe mobilisieren.

Helmut Weiss

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