Wie weit geht die Demontage der IG Metall?
Welche Fragestellungen spielen - bisher - in der öffentlichen Debatte um den
Streikabbruch der IG Metall im Osten eine Rolle - und welche nicht?
- "Der Herr Zwickel kann uns gestohlen bleiben". Ein
Beitrag von Matthias Gebauer auf der Homepage des "Spiegel" vom 1.Juli
2003 über die Stimmung der bis eben aktiv Streikenden in Ludwigsfelde, wo
bei DC mehr als 90 Prozent für Streik gestimmt hatten - einer der Grossbetriebe
mit der höchsten Zustimmung.
- "Kanzler mahnt bei IG Metall Umdenken an". Ein
Beitrag von Maike Rademaker auf der Seite der "Financial Times Deutschland
vom 2.Juli 2003, der - wenig überraschend - so beginnt: "Bundeskanzler
Gerhard Schröder hat die IG Metall dazu aufgefordert, mehr Möglichkeiten für
betriebliche Lösungen im Tarifvertrag zu schaffen. Als Vorbild nannte er Tarifvereinbarungen
der IG Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE)".
- Ein redaktioneller Beitrag vom 30.Juni 2003 auf der Homepage des "Spiegel"
befasst sich mit der in den bürgerlichen Medien am meisten diskutierten Frage:
Ob der "Traditionalist" Peters am Ende sei und der "moderne" Huber doch noch
seine Chance bekommt. Was dabei vor allem und prinzipiell zur Debatte stünde:
Die Rolle der Betriebsräte der grossen Firmen...
"Auto-Betriebsräte lassen Peters fallen". "Nach dem Streik-Desaster scheint
die IG Metall wie gelähmt: Der Vorstand konnte sich bei einer Krisensitzung
nicht auf personelle oder inhaltliche Konsequenzen einigen. Die Kritik am
Streikstrategen Jürgen Peters aber wächst, den Rückhalt der Betriebsräte bei
Opel und Ford hat er offenbar bereits verloren"
- Demselben Thema interner Machtkämpfe und -strukturen widmet sich auch ein
Beitrag von Markus Sievers auf der homepage der "Frankfurter Rundschau" vom
1.Juli 2003:
"Richtungsstreit in der IG Metall", der so beginnt: "Die IG Metall steht
nach dem Scheitern des Streiks in Ostdeutschland vor einer Zerreißprobe..."
- Mit dem Zustand der Organisation IG Metall nach der Niederlage, dem ausbleiben
irgendwelcher Beschlüsse auf der Vorstandssitzung befassen sich ebenfalls
eine ganze Reihe von Artikeln - wobei allerdings etwa das - zugehörige - Thema
"wie stark ist die IGM in den ostdeutschen Betrieben" nicht weiter behandelt
wird...
Zwickel nennt IG Metall „handlungsunfähig“. Ein redaktioneller Beitrag
auf der Seite der "Süddeutschen Zeitung" vom Abend des 30.Juni 2003, der so
beginnt: "Nach der Niederlage im ostdeutschen Arbeitskampf für die 35-Stunden-Woche
ist der Vorstand der IG Metall nach Einschätzung ihres Vorsitzenden „praktisch
handlungsunfähig“. Der Vorstand, hieß es in einer Vostandssitzung, sei wie
die gesamte Organisation exakt in der Mitte gespalten".
- Ebenfalls dem inneren Machtkampf gewidmet, aber auch auf die Fragen der
Solidarität (zumindest auf einen Aspekt davon, dem Mangel an Solidarität durch
West-Betriebsräte) und der Stimmung der streikenden Kollegen nach der Niederlage
geht der Beitrag von Arnold Schölzel in der "Jungen Welt" (auf deren Seite)
vom 1.Juli 2003 ein:
"Jagdsaison eröffnet"
- Die Bedeutung für die KollegInnen (nicht "nur" im Osten) und für die gesamte
Gewerkschaftsbewegung behandelt eine Leserbrief vom 1.Juli 2003 von Jörg-Friedrich
Küster (Lingen) auf der Homepage der "Frankfurter Rundschau" - wobei die Frage
wäre, ob irgendjemand sich ernsthaft als Sieger fühlen kann und fühlt... "Zwickel
hat gewonnen, die Beschäftigten haben verloren". Darin heisst es abschliessend:
"Gesiegt hat Zwickel über Peters, den er nun vielleicht doch noch als IG-Metall-Vorsitzenden
verhindern kann. Verloren haben die Beschäftigten im Osten auf Dauer. Aber
nicht, weil sie jetzt weiter länger arbeiten müssen als die im Westen, sondern
weil die Legitimität ihrer Forderung ad absurdum geführt wurde".
- In den Zusammenhang mit dem gleichzeitigen Kotau bei Schröder wegen des
- verabschiedeten - Widerstands gegen die Agenda 2010 wird die Diskussion
über die politische Schwächung der Gewerkschaften wird die Beurteilung des
35er Streiks bisher eher selten gerückt - was aber dringend not tut. Auf der
Homepage des "Spiegel" gibt es dazu ein Dossier in zwei Teilen vom 30.Juni
2003 von KONSTANTIN VON HAMMERSTEIN, DIETMAR HAWRANEK und MICHAEL SAUGA, das
als Grundlage - gerade weil "gutbürgerlich" - zur weiteren Diskussion dienen
kann: "Die
Flops der Funktionäre"
Und das ist erst der Anfang...