25.11.99
Der Milleniums-Wettbewerb steht fest: Nicht "Unser Dorf soll schöner werden", nicht "Jugend forscht" und auch nicht "Ausländer klatschen" ist am Ende dieses Jahrzehnts, Jahrhunderts, Jahrtausends gar die beliebteste - und zukunftsträchtigste - Arena deutscher Männlichkeit.
Nein. Es ist: Der Wettbewerb "Betriebsrat des Jahrtausends".
Aus der unglaublichen Vielzahl der Bewerber mit höchsten Qualifikationen, größten Verdiensten und dämlichster Mikrofonstotterei wählte die Jury zwei in die Endausscheidung. Das Finale, die Finalissima. Preisklasse Brasilien - Italien.
BR Daimler-Chrysler gegen BR Mannesmann. Wie in jedem großem Turnier haben sich die deutschen Tugenden durchgesetzt. Kampfkraft, Siegeswille, Disziplin: Der Panzer rollt. Das war das Thema des Daimler Betriebsrates: Panzer, die in der Türkei rollen, sichern deutsche Arbeitsplätze. Beschlossen und verkündet über den Deutschlandfunk. Recht haben die Männer: In der Tat, so sichert man Arbeitsplätze. Und wenn viel mehr Panzer verkauft würden - die Indonesier hätten halt am Ende in Timor nicht unsere U Boote, sondern eher unsere Paner gebraucht - dann ja, dann könnten sogar noch Panzerbauer eingestellt werden. Die wiederum in der nächsten Tarifrunde gewaltig hinhauen würden (solange es unserem Betrieb nicht schadet).
Eigentlich ist der Daimler Betriebsrat der designierte Sieger, der große Favorit. Aber gemach: Der Konkurrent hats in sich. Im Zentralorkan deutscher Betriebsräte in sechs Millionen Auflage, weitaus wirkungsvoller als der Deutschlandfunk, läßt er fragen: Siegt die Geldgier bei Mannesmann?
Ja, die Frage konkret gestellt: Wessen Betrieb ist der Betrieb? Die Engländer! Die Engländer - der Tommi, der, den wir bei Dünkirchen verschont haben - die Inselaffen wollen uns aufkaufen. Uns! Alle - und dann rausschmeißen. Da tobt die Klasse und rüstet zum Kampf. Ja, als Mannesmann andere aufgekauft hat, das waren noch Zeiten - als wir rausgeschmissen haben, damals, wann wars ? 14-18? Nein, letzten Monat.
In England. Was kümmert uns, daß Mannesmann - deutsch - dieselben Pläne hat wie der potenzielle Mannesmann britisch. Ersteres dient schließlich der Nazion, neudeutsch: Standort. Und sichert Arbeitsplätze. Zumindest der Volksstammbelegschaft.
Der Vorsitzende der Jury, Herr G. Schröder (Partei der Neuen Mitte), und seine Stellvertreter O. Lafontaine (Partei der alten Mitte) und J.Haider (Partei der kommenden Mitte, Beauftragter des Auslandsteutschdumms) hatten es wahrlich schwer. Aber: Sie haben gut gewählt. Die Entscheidung wird sehr knapp.
Mein Favorit: Daimler. Ich hasse Handys jeglicher Nationalität.