letzte Änderung am 5. Nov. 2003 | |
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Wir hören es pausenlos. Die Lohnabhängigen sind zu teuer. Die Rentner leben zu lange. Die Frauen bekommen zu wenig Kinder. Die Jugend will nur ihren Spaß und die Arbeitslosen sind faul.
Und wenn sie etwas abgeben sollen, damit die Unternehmensgewinne steigen, jammern sie auch noch.
Mit einem so reformfeindlichen Volk können die Herrschenden nicht zufrieden sein. Frage: Warum suchen sie sich eigentlich kein Anderes?
Gleichzeitig verdoppelte sich das investierte Kapital in Deutschland auf unvorstellbare 15.000 Mrd. Euro. Es steckt überwiegend in Finanzanlagen. Das Kapital vermehrt sich, in dem es immer mehr Menschen überflüssig macht. Es lässt nur die arbeiten, an denen es verdienen kann. Dabei ist sinnvolle Arbeit genug da.
Die Arbeitszeit muss und kann drastisch verkürzt werden und das bei vollem Lohnausgleich. Das muss auf unserer Agenda stehen.
Das Kapital jedoch will die Arbeitszeit auf 40 Stunden ohne Lohnausgleich verlängern. Das macht noch mehr Menschen überflüssig.
Das ist letzlich die Ursache der Krise der Sozialversicherung und der Staatsfinanzen. Nicht die Anspruchshaltung der Arbeitslosen und der Rentner.
Frage: Ist das Kapital, das so viele Menschen überflüssig macht, nicht selbst eine Problemgruppe?
Das Kapital ist für die Arbeitslosigkeit verantwortlich. Also soll es auch für eine anständige Grundsicherung der Freigesetzten zahlen. Der gesellschaftliche Reichtum macht es möglich.
Die Abschaffung der Arbeitslosenhilfe ist ihr Herzstück.
Für 2 Millionen Arbeitslose wird die Unterstützung unter das Niveau der heutigen Sozialhilfe gesenkt. Sie sollen gezwungen werden, für Armutslöhne in Höhe der gesenkten Sozialhilfe und noch darunter arbeiten. Das ist staatlich organisiertes Lohndumping.
Die Angriffe auf Arbeitslose richten gegen alle Lohnabhängigen. Das muss deutlich gemacht werden.
Um die Lohnabhängigen zu spalten, wird das Märchen von den faulen Arbeitslosen erzählt. Aber ist nicht eher an diesem Wirtschaftssystem etwas faul als an den Arbeitslosen?
Um die Senkung der Renten auf Armutsniveau zu vermarkten, wird das Märchen von der Schuld der Kinderlosen erzählt. Alte und Junge sollen sich bekriegen. Doch das Problem liegt beim Kapital selbst. Es entlässt mit steigender Produktivität immer mehr Ältere in die Rente. Und verweigert gleichzeitig dem jugendlichen Nachwuchs ausreichende Arbeits- und Ausbildungsplätze.
SPD, Grüne und CDU/CSU jedoch schenkten den Kapitalgesellschaften seit 2001 50 Mrd. Euro an Körperschaftssteuern. 6 Mrd. Euro Einkommensteuer jährlich werfen sie ab dem nächsten Jahr den Spitzenverdienern in den Rachen. Die Vorstände der Deutschen Bank z.B. bekommen dadurch mindestens 20.000 Euro monatlich mehr. Alles natürlich nur, um Binnennachfrage und Wachstum zu fördern.
Gegenüber den Arbeitslosen heißt es knallhart: keine Leistung ohne Gegenleistung. Für das Kapital gilt das Gegenteil. Für Dutzende Milliarden Steuererleichterungen gibt es keinerlei Gegenleistung. Nach Angaben des ifo-instituts flossen die Steuergeschenke der Steuerreform ins Ausland, weil das Kapital dort höhere Renditen abwirft als hier.
Die Gewinnsteuersenkungen müssen ohne Ausnahme rückgängig gemacht werden. Oder sollen wir alle verzichten, damit andere ihre Kapitalanlagen aufstocken?
Da sagen die, die Milliarden an der Börse verzocken, in windigen Finanzanlagen in den Sand setzen oder ins Ausland verschieben.
Das sagen die, die erst die Kassen leeren und dann mit Unschuldsmiene versichern: Die Kassen sind leer.
Das Kapital kennt keine soziale Verantwortung. Die arbeitenden Menschen sollten ihr Schicksal nicht länger dem Kapital überlassen. Sie sollten die Verantwortung für sich in die eigenen Hände nehmen. Dazu gibt es keine Alternative.
Was für ein Widersinn. Das Kapital nutzt die technologische Revolution trotz Lohnsenkungen weiterhin, um immer mehr Menschen überflüssig zu machen. Der gesellschaftliche Reichtum wird auch zukünftig steigen.
Und wir sollen dafür eintreten, dass unsere Löhne und unser Lebensstandard ins Bodenlose fallen? Das zu blockerien: Dazu gibt es keine Alternative.
Die versprochene Vollbeschäftigung wird es nie geben. Und auch nicht die nachhaltige Sicherung des Sozialstaates durch Sozialabbau.
Lohnsenkungen und Sozialabbau: Das ist nicht unsere Agenda.
Die versprochene Steigerung unseres Wohlstands in der Zukunft wird es nicht geben. Allenfalls dann, wenn wir die Arbeitnehmer anderer Länder ruinieren. Das wollen wir nicht. Wir wollen internationale Solidarität, nicht internationales Lohndumping.
Und der DGB-Bundesvorstand antwortet nicht einmal mit einer bundesweiten Demonstration. In Frankreich, Österreich und Italien organisierten Gewerkschaften Generalstreiks. Die DGB-Führung ist international nicht wettbewerbsfähig.
Für sie hat die Partnerschaft mit dem Kapital und die Kumpanei mit der SPD-Grünen- Regierung Vorrang vor den Interessen der LohnarbeiterInnen. Für uns nicht.
Alle die, die sich wehren wollen, müssen sich überall in Deutschland stärker in Bündnissen zusammenschließen. Das ist dringend notwendig. Diese Bündnisse müssen alle ansprechen, seien sie erwerbslos, erwerbstätig, in Rente oder in Ausbildung. Sie müssen sich gegen das Kapital richten. International.
Es muss ein Ruck durch Deutschland gehen. Die heutige Demonstration ist ein ermutigender Anfang.
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