ArbeitsKreis Arbeitslosigkeit im DGB-Kreis Mannheim
Wahlprüfsteine zur Kommunalwahl am 24.10.1999
1. Sozialpaß in Mannheim
Seit Jahren fordern Erwerbslose zur Mannheimer Sozialpaßregelung,
- daß auch ArbeitslosengeldbezieherInnen sozialpaßberechtigt werden,
indem eine Einkommensgrenze analog dem "Frankfurt-Paß" festgelegt wird,
- daß für Sozialpaßberechtigte ein verbundweites Monatsticket
für den öffentlichen Nahverkehr eingeführt wird, das nicht
mehr als das Semesterticket kosten darf,
- daß die (abgeschafften) ermäßigten Einzelfahrscheine im
Stadtgebiet Mannheim für Sozialpaßberechtigte wieder unbefristet
eingeführt werden.
Sind Sie bereit, sich für diese Anliegen einzusetzen?
2. Tarife und Gleichheitsgrundsatz sowie Niedriglöhne
"Gleicher Lohn für gleiche Arbeit", hieß es früher.
Wir fordern
- - wie zuletzt IG-Metall-Vorsitzender Klaus Zwickel - daß Lohnabstandsklauseln,
wonach Beschäftigte in Maßnahmen des Arbeitsamtes zu nur 80 Prozent
der Tariflöhne eingestellt werden können, wieder aus dem Sozialgesetzbuch
III gestrichen werden,
- daß die regionalen Beschäftigungsgesellschaften, Wohlfahrtsverbände,
Freien Träger und die Stadt Mannheim sich verpflichten, bei Arbeitsfördermaßnahmen
nicht untertariflich zu bezahlen,
- und daß Erwerbsarbeit nicht zu Armut führt, sondern existenzsichernd
sein muß und wir keine amerikanischen Verhältnisse auf dem Arbeitsmarkt
bekommen ("working poor").
Sind Sie bereit, sich für diese Anliegen einzusetzen?
3. Renten und Sozialleistungskürzungen
Arbeitslose, Rentner/innen sowie Sozialhilfebezieher/innen
müssen durch die Rentenreform, die Ökosteuer und das Bonner Sparpaket
erneut erhebliche Leistungskürzungen hinnehmen. Dies widerspricht dem Sozialstaatsgebot.
Sollen die Arbeitslosen von heute die Sozialhilfebezieher/innen von morgen und
die Sozialrentner/innen von übermorgen sein? Wir fordern
- daß auch Sozialhilfehaushalte vom Anstieg des Kindergeldes profitieren,
- daß die jährliche dreiprozentige Kürzung der Arbeitslosenhilfe
umgehend rückgängig gemacht wird,
- daß Erwerbslosen wieder Rechtsansprüche auf Weiterbildungsmaßnahmen
eingeräumt werden,
- daß das Solidarprinzip in der Rentenversicherung nicht durchbrochen
wird, sondern allen eine existenzsichernde Rente bezahlt wird.
Sind Sie bereit, sich für diese Anliegen einzusetzen?
4. Streikrecht
Wir treten mit den Gewerkschaften dafür ein, daß
das Streikrecht wieder so hergestellt wird, wie es vor der "Reform" durch die
Regierung Kohl war, um wenigstens eine annähernde Waffengleichheit zwischen
Kapital und Arbeit bei Arbeitskampfmaßnahmen zu erreichen.
Sind Sie bereit, sich für dieses Anliegen einzusetzen?
5. Arbeitszeitverkürzung
Radikale Arbeitszeitverkürzung trägt dazu bei, die
Massenarbeitslosigkeit abzubauen. Wir fordern,
- daß die Arbeitszeit in einem Schritt auf 30 Wochenstunden reduziert
wird,
- daß dies bei vollem Lohn- und Personalausgleich geschieht,
- und daß dies nicht durch weitere Leistungsverdichtung erkauft wird.
Sind Sie bereit, sich für diese Anliegen einzusetzen?
6. Arbeit
Wir fordern zusätzlich zur Umverteilung der Arbeit durch
Arbeitszeitverkürzung die Schaffung eines öffentlich geförderten
Beschäftigungssektors mit
- regulärer tariflicher Bezahlung ohne sonder- oder untertarifliche Vereinbarungen
(z. B. in Form von sog. "Haustarifen")
- Unbefristeten Arbeitsverträgen
- Betriebsrat und Vertrauensleuten
- Gesellschaftlich nützlichen und individuell sinnvollen Arbeitsplätzen.
Sind Sie bereit, sich für diese Anliegen einzusetzen?
7. Sozialhilfe
In den letzten Jahren wurden durch Deckelung der Regelsätze,
durch Kürzungen bei den einmaligen Leistungen sowie durch rigide Leistungsgewährung
die Sozialhilfe unter die relative Armutsgrenze gedrückt und das Bedarfsdeckungsprinzip
ausgehöhlt. Wir fordern
- daß die Sozialhilfe als steuerfreies Existenzminimum angemessenen
erhöht wird (bedarfsorientierte Grundsicherung),
- daß das Existenzminimum für alle hier lebenden Menschen gilt,
- daß es ein menschenwürdiges Leben in einem reichen Land (wieder)
garantiert, das heißt deutlich erhöht wird.
Sind Sie bereit, sich für diese Anliegen einzusetzen?
8. Reichtum
Während Renter/innen, Arbeitslose und Sozialhilfeberechtigte
geschröpft werden, wird den Vermögenden und den Konzernen Geld regelrecht
nachgeworfen. Die 15 Jahre Umverteilung von unten nach oben soll anscheinend
fortgesetzt werden. Wir fordern
- Die (Wieder-) Einführung der Vermögenssteuer,
- Die Erhöhung der Erbschaftssteuer,
- Eine Maschinensteuer,
- Die Besteuerung des Flugbenzins,
- Die Beibehaltung des Spitzensteuersatzes,
- Die Einbeziehung aller Beschäftigten ins Sozialversicherungssystem,
- Eine regelmäßige Armuts- und Reichtumsberichterstattung auch
auf kommunaler Ebene.
Sind Sie bereit, sich für diese Anliegen einzusetzen?
Wir bitten Sie, uns Ihre Antworten bis spätestens
Dienstag, 19. Oktober 1999 an die weiter oben angegebene Adresse zukommen zu
lassen, damit die Arbeitslosen und Einkommensschwachen wissen, für wen
sie sich bei den kommenden Kommunalwahlen einsetzen können.
Mit freundlichen Grüßen
ArbeitsKreis Arbeitslosigkeit im DGB-Kreis Mannheim
SprecherInnenkreis