letzte Änderung am 13. Juni 2002

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Pressemitteilung

Arbeitsplatzabbau bei Schlott Sebald Nürnberg

Nach dem Tiefdruck nun auch Arbeitsplätze in der Nürnberger Druckweiterverarbeitung akut gefährdet - und wie dabei ein unliebsamer Betriebsrat kalt gestellt werden soll!

Nürnberg, 3. Juni 2002

Um ca. 2 Mio Euro (4 Mio DM) einzusparen hat die Geschäftsleitung des zum Schlott Sebald Konzern gehörenden Unternehmens, die Fa. DVN (Druckverarbeitung Nürnberg GmbH) den Arbeitsplatzabbau von 165 Arbeitsplätzen angekündigt. Davon betroffen sei der gesamte Helferbereich (120 Hilfskräfte) und 45 Fachkräfte einschl. Beschäftigte in der Verwaltung. Der nicht bestrittene Personalbedarf an Helfern solle zukünftig über Leiharbeitsfirmen gedeckt werden.

Eine abenteuerliche Strategie, kritisiert die Gewerkschaft ver.di FB 8 Medien (Alt IG-Medien). Bezirkssekretärin Pälloth stellt gegenüber der Geschäftsleitung klar, dass es sich dabei um plumpe Tarifflucht handele. Die Helfer, die jetzt den Tarifbestimmungen der Papierverarbeitung unterliegen, sollen durch die Hintertür des Sozialdumpings die gleichen Tätigkeiten zu Arbeitsbedingungen und Stundenlöhnen hart an der Wuchergrenze machen.

Die Arbeitsbedingungen der in verschiedenen Nürnberger Druckbetrieben tätigen Leiharbeitsfirmen z.B. Fa. Stark seien skandalös. Bei Stundenlöhnen von ca. 12.-- DM werde dort bis zu 45 Stunden gearbeitet. Urlaub gebe es nach Gesetz und kaum Urlaubs- und Weihnachtsgeld. Die außerhalb jeder Tarifnorm agierenden Leiharbeitsfirmen sind der Gewerkschaft seit langem ein Dorn im Auge. Auch seien Behinderungen bei Betriebsratsgründungen bekannt.

120 Helfer einer Leiharbeitsfirma zu "überstellen" sei nicht nur sozialpolitisch skandalös, sondern auch riskant und würde rechtlich angegriffen werden.

"Wir befürchten, dass unter diesen Bedingungen die Arbeit kaum mehr ordnungsgemäß aufrechterhalten werden kann", so der BR-Vorsitzenden N. Fontana auf einer Betriebsversammlung.

"Dieses Konzept muss vom Tisch" waren sich Betriebsrat und Gewerkschaft einig. Für den geplanten Arbeitsplatzabbau von 45 Beschäftigten wurden stichhaltige Begründungen verlangt.

"Nur weil der Schlott Sebald Konzern mehr verdienen will, sollen in der ohnehin gebeutelten Weiterverarbeitung Arbeitsplätze über die Wupper gehen und die Arbeitsbedingungen drastisch verschlechtert werden", kritisiert auch der Sachverständige Th. Meyer-Fries vom IMU-Institut das Vorhaben.

Rechtsanwalt Manske hält die arbeitsrechtliche Konstruktion für fragwürdig.

In den bevorstehenden Verhandlungen um jeden Arbeitsplatz zu kämpfen und sollte es zu Kündigungen kommen, den Konzern nicht aus seiner Verantwortung für die Betroffenen zu entlassen, waren die Ziele des Betriebsrates und von ver.di. Dabei sollten auch Vorschläge für Qualifizierungsmaßnahmen gerade für die ungelernten Helfer eine wichtige Rolle spielen.

Am Freitag 7. 6.2002 werden die Verhandlungen fortgesetzt. Wir werden informieren!!

Ein B a u e r n o p f e r wird gesucht – und gefunden!

Mitten in hart geführten Verhandlungen platzte die Nachricht, dass einige Mitglieder des Betriebsrates ein Amtsenthebungsverfahren gegen den Betriebsratsvorsitzenden N. Fontana beschlossen haben und einreichen wollen. Angeblich wegen grober Amtspflichtverletzung.

"Einen besseren Zeitpunkt hättet Ihr nicht finden können" schimpft Gewerkschaftssekretärin Pälloth und appelliert an die Betriebsräte, jetzt alle Kraft auf die anstehenden Probleme zu verwenden und jetzt nicht durch interne Grabenkämpfe den Widerstand zu untergraben.

Aus Protest gegen die spalterischen Maßnahmen legen die Sachverständigen Manske und Meyer-Fries ihr Mandat nieder. "Juristisches Kokolores" sei dieses Verfahren, alles andere als grobe Amtspflichtverletzungen, werden da angeführt, kommentiert der Anwalt trocken.

Unbeeindruckt von den mahnenden Worten setzt jedoch ein Teil des Betriebsrates sein verhängnisvolles Treiben fort und wählt den Vorsitzenden ab.

"Hier wird mit der Angst der Beschäftigten Schindluder getrieben. Sie sollen für interne, machtpolitische Zwecke missbraucht werden, einfach schändlich ist so etwas", verurteilten Gewerkschaften und Sachverständige dieses Vorgehen.

"Ein Kotau von der Geschäftsleitung oder auch Bauernopfer" kommentiert Pälloth, als ob die Unternehmen ihre ökonomischen Interessen weniger hart gegen uns durchsetzen wenn wir ihnen den Kopf des Betriebsratsvorsitzenden liefern.

Die Geschäftsleitung hat sich noch nie mit einem Betriebsrat abgefunden, von Anfang an gab es Konflikte", kommentiert betroffen der Betriebsratsvorsitzende N. Fontana, traurig nur, dass der Arbeitgeberwunsch jetzt von den eigenen Reihen vollstreckt wird.

ver.di, Fachbereich Medien, steht weiterhin solidarisch hinter dem Betriebsratsvorsitzenden Fontana, der als aufrichtiger Kollege und konsequenter Betriebsrat allseits Anerkennung genießt.

Der Kollege wird nicht nur Rechtsschutz in dem anstehenden Verfahren bekommen, sondern auch jedwede solidarische Unterstützung seiner Gewerkschaft.

Über das Verfahren und den Fortgang der Ereignisse informieren wir sie gerne. Nachfragen können gerichtet werden:

gez. Ingrid Pälloth

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