"Die Gewinne von heute sind die Arbeitsplätze von Morgen – und die Erde ist eine Scheibe"

Standorte Extra 10.11.99

Angst! Belegschaft soll zittern, Kosten sparen, damit die Gewinne steigen...

Der höchste Boss der A.Opel AG Bob Hendry am 1.11.99 im "Handelsblatt": "Im nächsten Jahr erreichen wir wieder schwarze Zahlen!" - Wenn das über mehr Absatz zu profitablen Preisen nicht möglich ist, sieht das Management noch einen Weg: auf den Knochen der Belegschaft Kosten sparen!

Was man verschweigt:

Wenn auch Opel als 100%-Tochter von GM zur Zeit anscheinend weniger Gewinne erzielt, läuft der Gesamtkonzern im absoluten Spitzen-Reibach:
"Rekord-Ergebnis von GM im 3.Quartal 1999!" (Financial Times 15.10.99) In den ersten neun Monaten hat GM 4,4 Milliarden Dollar verdient (gegenüber "nur" 1,3 Mrd in 98, wegen dem Streik der UAW-Gewerkschaft). Der Konzern gibt an, zur Zeit 16,7 Milliarden Dollar Cash (plus 62% vgl 1998) zur Verfügung zu haben ! (The Wall Street Journal 15.10.99). Die GM-Führung erklärt, dass diese in den USA erzielten Rekordgewinne
"verringerte Gewinne oder Verluste sonstwo in der Welt wettmachen!" (laut International Herald Tribune 15.10.99)

Dazu der höchste GM-Europa-Boss (und Chef von Bob Hendry) Mike Burns:
"Obwohl das europäische Geschäft zur Zeit schwach ist, so hat GM Europa doch auch den Gesamtkonzern in schwachen Perioden am Leben erhalten!" (Financial Times 26.10.99)

Fazit:

1. Lassen wir uns bloß nicht einschüchtern! An Krisenentwicklungen tragen wir keine Schuld. Das ist das Ergebnis der Profiteure der "freien Marktwirtschaft!" Dann sollen die auch dafür bezahlen!

2. Wer immer bei Opel ins Angsthorn bläst, vernebelt die Lage des Gesamtkonzerns. Und der hat Geld wie Heu.

3. Wir müssen uns auf neue Angriffe des Managements vorbereiten. Gegenwehr fängt mit der Zurückweisung der Angstmacherei an. Die Horror-Meldungen sollen wohl auch die anstehende Tarifrunde vorbereiten!

Was bedeutet die Drohung mit der "Überkapazität" ?

Es wird so geredet, als wenn das ein Naturereignis wäre: zuviele Autos auf dem Markt, nicht genug Käufer, weniger Produktion, Abbau der Belegschaft. In Wahrheit gibt es genug Leute, die ein Auto wollen. Nur können sie nicht einen Preis bezahlen, der den angepeilten Profit erbringt. Die Unternehmer sind Verursacher der Massenarbeitslosigkeit, der Lohnsenkungen und damit der schwachen Kaufkraft. "Überproduktion" bedeutet in Wahrheit nicht einfach "zu viele Produkte", sondern zuviel angehäuftes, im Moment aber nicht für weitere Profitsteigerung verwertbares Kapital...