Das zweite Interview zum FIAT-GM-Abkommen mit Claudio Sabattini erschien in der Rifondazione Comunista gehörenden Tageszeitung "Liberazione" vom 18.3.2000:

Interview mit Claudio Sabattini (Generalsekretär der FIOM)

"Die Übereinkunft zwischen FIAT und GM ? Ein Abkommen, das die italienische Industrie neu entwerfen wird !"

 

"Dieses Abkommen ist vor allem gemacht worden, um die Kosten zu reduzieren, da vor allem auf die Finanzen geschaut wird." Vier Tage nach der Verkündung der Übereinkunft zwischen FIAT und GM scheint Claudio Sabattini, Generalsekretär der FIOM, eine präzisere Vorstellung zu haben und beeilt sich die Aussage zu korrigieren, die er einen Tag nach dem Abkommen gemacht hatte.

Was kommt bei einer aufmerksameren Analyse heraus ?

"Ich glaube, daß wir den Blick für die weiteren Fragen schärfen müssen. Ich frage mich z.B., was es bedeutet Forschung und Entwicklung zusammenzulegen, wenn offenkundig ist, daß GM in dieser Hinsicht ein Gigant ist. Dieses Abkommen ist vor allem gemacht worden, um die Kosten zu verringern und um die Zeiträume der Produktentwicklung zu verringern. Hier taucht die Bedeutung des globalen Marktes über das Internet mit all seiner Kraft auf. Das ganze Liefersystem wird revolutioniert. Das Ziel ist die drastische Reduzierung der Kosten für die Autos."

Was ist das Ziel des Abkommens ?

"Das Ziel betrifft in keiner Weise die Qualität der Produkte, sondern die Kosten. Die Qualitätsstandards werden von den Unternehmen durchgesetzt. Die Finanz hat gegen die Produktion gewonnen. Es ist nicht wahr, daß die Unternehmen ein bedeutendes Business-Herz haben, wie es FIAT von seinen Motoren behauptet. Die sind 30 Jahre alt. Die einzigen Business-Herzen, die zählen, sind die Projektentwicklung, der Absatz und die Finanz. Die Fabriken befinden sich alle in einer Phase der strukturellen Auflösung, da gibt es keinen Zweifel. Und der Bereich, der alles in die Projektentwicklung und in die Erprobung steckt, ist der Militärsektor."

Vertraust Du den Zusicherungen, die Agnelli gibt ?

"Im gegenwärtigen Stadium Agnelli zu vertrauen, würde nichts bedeuten, weil auch Agnelli nicht den ganzen Prozeß kontrollieren kann. Einige Stimmen sprechen von einer Redimensionierung GM’s in den Vereinigten Staaten. Sicher, auf der Ebene der Vermutungen können wir sagen, daß es eine Stärkung von FIAT auf den Märkten Europas und Südamerikas geben wird."

Seid Ihr auf der Hut ?

"Wachsam sind wir immer. Die Sache, die uns sehr getroffen hat ist, daß es angesichts so gigantischer Dinge nicht einmal eine Diskussion mit der Regierung gegeben hat. Allein das System der FIAT-Unterbelieferung beschäftigt ca. 3000 Leute. Dies ist ein Abkommen, das die italienische Industrie neu entwerfen wird. Alle beeilen sich zu erklären, daß dieses Abkommen neue günstige Gelegenheiten bringt. In den großen Prozessen dieser Art gibt es keine anderen Dinge als den strikten <eigenen /d.Ü.> Vorteil."

Fabio Sebastiani

Übersetzung: Antifa-AG der Uni Hannover und Gewerkschaftsforum Hannover


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