GM-Beschäftigte erreichen Vertrag zum Schutz vor Arbeitsplatzabbau mittels Auslagerungen und Fremdvergabe - durch Streik und Betriebsbesetzung!

"Gegenwehr ist entscheidend!"

Unter dieser Überschrift wendet sich der Vorsitzende der Automobilarbeiter-Gewerkschaft CAW in Kanada, Buzz Hargrove, an alle GM-Beschäftigten (abgedruckt in CAW/GM Canada Report, Oktober 1996):

"In all meinen Jahren in der Gewerkschaftsbewegung hat mich nichts stolzer gemacht als die Art und Weise, wie unsere Mitglieder sich durchgesetzt haben gegen das größte Unternehmen der Welt.
Die Arbeiterinnen und Arbeiter durchleben eine Zeit permanenter Unsicherheit und mit gefährlichem Verlust an Hoffnungen. Andauernd wird uns gepredigt von der "neuen Realität" , und unablässig werden wir mit der Botschaft bombardiert, "wir können nichts machen..."

Unser Streik (von Sept/Okt 96) hat bewiesen, daß die Arbeiterschaft die Entwicklung verändern kann und daß Gegenwehr wirksam ist.

Die Elite der Wirtschaftsführer in Kanada wie in den USA war ganz klar aufgeregt wegen unserem Streik, und ich glaube, nicht nur wegen den kurzfristigen Verlusten, die wir ihrem Portemonnaie beigebracht haben, sondern wegen der langfistigen sozialen Gefahr, die sie dadurch gespürt haben, daß normale Leute aufgestanden sind und zurückgeschlagen haben...

Die GM-Arbeiter und -Arbeiterinnen waren absolut entschlossen, für sich, für ihre Familien und ihre Wohngemeinden zu kämpfen. Alle die während des Streiks interviewt wurden, betonten den Frust aller Lohnabhängigen über die ewigen falschen Versprechungen wie "arbeitet hart, dann geht es Euch besser!"

Und dann kam die Betriebsbesetzung der Oshawa-Fabrik! Am 15.10.96 erklärte GM unserer Gewerkschaft tatsächlich den Krieg. Sie versuchten, die Werkzeuge aus der bestreikten Fabrik rauszuholen(zwecks Fortsetzung der Produktion in einem anderen Werk) und damit unsere Hauptforderung nach Erhalt der Arbeitsplätze und unsere Kampfstärke, nämlich den Stop der Produktion im Oshawa-Werk, zu unterlaufen!

Am 16.10. taten die KollegInnen, was nötig war: sie besetzten das Werk..."

Soweit der CAW-Vorsitzende.

Die GM-Bosse kriegten Angst, dieser radikale Kampf könnte sich ausweiten und stimmten nach 21 Streik-Tagen einem Vertrag zu, der von der großen Mehrheit der CAW-Mitglieder als Erfolg gefeiert wurde.

Kommentar der Zeitung "Labor Notes", USA, 12/96: "Es ist schwer vorstellbar, daß der Vorsitzende einer US-Gewerkschaft Arbeiter loben würde, weil sie die Fabrik besetzt haben!"

Zu ergänzen wäre: das kann man sich wohl auch bei einem deutschen Gewerkschaftsvorsitzenden kaum vorstellen...

Aus: Standorte 29/September 1997