letzte Änderung am 19. Sept. 2002

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Das Unterste zu oberst kehren!

Stehen sich die Gewerkschaften selber im Weg?

Thesen von Hans–Werner Krauß, Frankfurt, vom 05.09.2002, zu Punkt 5: "Innergewerkschaftliche Demokratie / Netzwerke" der Arbeitsgruppe Programm- und Zukunftsdebatte der Gewerkschaften der Initiative zur Vernetzung der Gewerkschaftslinken

 

Es sollte allen Linken, die sich hoffnungsvoll auf die von einigen Gewerkschaften in Szene gesetzte Zukunftsdebatte stürzen klar sein, dass auch diese in Form und Inhalt Ausdruck der verfehlten Politik der Gewerkschaften ist, die sie hochgradig zukunftsunfähig gemacht hat.

Wieder haben die da oben ohne Rücksicht auf die da unten entschieden, was wie mit welchem Inhalt zu geschehen hat. Und es steht zu befürchten, dass jetzt sogenannte linke gewerkschaftliche Basisdemokraten es für vertretbar halten, bei der Wichtigkeit der Frage, dass von oben angeordnet wird welche Inhalte wie zu diskutieren sind.

Auf diesem Weg bleibt auf jeden Fall sichergestellt, dass auch die möglichen Ergebnisse dieser Zukunftsdebatte unter Kontrolle derjenigen bleibt, die selber vorrangig dafür verantwortlich sind, dass die Gewerkschaften längst den Anschluss an die Gegenwart und erst recht an die Zukunft verpasst haben.

Egal welches Ergebnis die Debatte zeitigen wird, es wird nur in einer Form gebilligt werden, die, die Zustimmung der da oben finden wird, und denen da unten wird gesagt was sie zu denken und zu tun haben. Es ist also sicher gestellt, dass alles so bleibt wie es ist. Statt den beitragszahlenden Mitgliedern der Gewerkschaften zu dienen und sich deren Entscheidungen über Inhalte und Form der Gewerkschaften bedingungslos unterzuordnen werden die da oben in ihren gewerkschaftlichen Wahlämtern weiter ihr Bewusstsein Pflegen durch ihre Wahl das Recht erhalten zu haben die Inhalte und Form der Gewerkschaften zu entscheiden.

Es geht auch anders, aber der Weg wird lang sein.

Die modernen Volksbewegungen (Antiatomkraft-, Friedens-, Antiglobalisierungsbewegung) beweisen es: auch in der besonders von Gewerkschaften beklagten individualisierten Welt ist es möglich, Menschen an Inhalten orientiert zu organisieren und erfolgreich zum Handeln zu bewegen.

Der Weg dieser Volksbewegungen ist ausgesprochen simpel: Man macht Menschen die das gleiche Problem umtreibt einfach ein Angebot sich zu treffen und das gemeinsame Problem zu diskutieren und stellt notwendige Hilfen zur Verfügung, um die aus der Diskussion resultierenden Handlungen vornehmen zu können. Inhalte und Aktionen sind dann so erfolgreich wie sie Menschen hinter sich handelnd vereinigen können.

Allein die Tatsache, dass die modernen Volksbewegungen in der Lage sind, immer weitere Bevölkerungsteile in Diskussions- und Handlungsbeziehungen zu bringen, macht deutlich, dass sich Organisationen an die aktuellen kulturellen Rahmenbedingungen (individualisierte Gesellschaft) anpassen müssen. Gelingt ihnen dies nicht oder wollen sie es gar nicht, werden sie damit rechnen müssen, in der Zukunft keine Rolle zu spielen.

Für die Gewerkschaften kann dies nur heißen, sie muss ihre in ihrer Gründerzeit und in ihrer Geschichte begründete autoritäre und hierarchische Struktur aufgeben und Diskussions-, Entscheidungs- und Handlungsmacht an ihre Mitgliedschaft abgeben.

Zwei Wege könnten dahin führen:

Der eine, der ihrer jetzigen autoritären Struktur folgen würde. Die Vorstände würden aus Vernunftsgründen ihre Macht freiwillig an die Mitglieder abtreten und sich selber nur noch als Diener der Mitglieder begreifen. Ein Weg der schwer vorstellbar ist, denn wer ist schon bereit einmal erreichte Macht freiwillig wieder aufzugeben?

Der andere müsste sich von der Mitgliederschaft her organisieren. Überall dort wo die gewerkschaftliche Linke aktiv vertreten und organisiert ist, hat sie eine von den autoritären Strukturen losgelöste selbstbestimmte Diskussions- und Handlungsstruktur zu organisieren. Alle bisher hemmenden bürokratischen Hindernisse sind dabei zu ignorieren.

Aufgabe der gewerkschaftlichen Linken wird es dabei sein, den Beschäftigten und den Mitgliedern unmissverständlich klar zu machen, dass nur derjenige, der bereit ist seine Interessen selbst in die Hand zu nehmen, diese verteidigen und ausweiten kann. Wer dazu nicht bereit ist, wird seine Interessen auch nicht durch das Zahlen eines Gewerkschaftsbeitrage verteidigen können. Tag für Tag wird dies heute bewiesen.

Die da oben.

Es steht zu befürchten, dass während sich die gewerkschaftliche Linke an der Zukunftsdebatte aufreibt, sitzt die große Mehrheit der mächtigen Funktionäre selbstgefällig in ihren Gewerkschafts- und Betriebsratsbüros und stellt fest: "Diskutiert ihr nur, wir entscheiden, und oben bleibt oben und unten bleibt da, wo es ist.

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Viel Spaß und eine konstruktive Diskussion ohne Beleidigungen und Beschimpfungen wünscht Mag Wompel, LabourNet Germany
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