letzte Änderung am 1. Okt. 2002

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Initiative zur Vernetzung der Gewerkschaftslinken / AG Zukunftsdebatte

Mag Wompel, Ulrich Leicht, Helmut Weiss, Wolfgang Schaumberg

Thesen zum Thema 4: "Arbeit" - Umstrukturierungen/Veränderung der Arbeit und Position zur Lohnarbeit

 

1. Die offizielle Gewerkschaftsposition zur "Arbeit" - ein Beispiel und ein Diskussionsansatz

"Wir streben eine Gesellschaft an, in der alle an Erwerbsarbeit teilhaben und sich gleichzeitig in bürgerschaftlichem Engagement und Ehrenamt betätigen können."
Aus: "Offensive 2010. Chancen für eine bessere Zukunft. Diskussionsgrundlage für den IG Metall-Zukunftskongress Juni 2002", IGM-Vorstand, Mai 2002, S. 8.

Gewerkschaftsjugend und Globalisierungskritiker gehen auf die Straße mit der Parole: "Her mit dem schönen Leben! Eine andere Welt ist möglich!"

Ist dies ein Gegensatz? Es kommt auf den Inhalt an - ein möglicher wäre: Der oft vergessene oder auf die Zukunft verschobene Passus des Kommunistischen Manifests, der da lautete "Jedem nach seinen Bedürfnissen"...

Als Gewerkschaftslinke haben wir unsere Position dazu zu klären...

 

2. Innerhalb der Gewerkschaftslinken sind die Vorstellungen und Visionen zukünftiger Arbeit weitgehend undiskutiert und widersprüchlich - Beispiele:

a) "Die traditionelle gewerkschaftliche Orientierung auf die Zentralität der Erwerbsarbeit (kann) dazu führen, die Schwierigkeiten vieler Menschen mit sinnentleerter, unwürdiger Arbeit (...) aus dem Auge zu verlieren. Die arbeitspolitischen Vorstellungen der Gewerkschaftslinken sind vielleicht manchmal weniger von der herrschenden Arbeitsethik entfernt, als wir uns das vorstellen können."
Aus: Bernd Riexinger/Andreas Bachmann: "Thesen für einen Perspektivenwechsel gewerkschaftlicher Politik" vom 3.9.99, These 11

b) "Und es spricht einiges dafür, dass der gesellschaftliche Tatbestand Arbeit, die Angewiesenheit jedes einzelnen Menschen auf die Tätigkeit von anderen und das Bedürfnis der meisten Menschen nach Tätigkeit für und mit anderen, die materielle Grundlage einer gleichermaßen egalitären wie freiheitlichen und solidarischen Moral ist oder zumindest sein kann, die sich eben nicht nur in allgemein geteilten Werten, sondern auch in kollektiven Interessen realisiert."
Aus: Ingrid Kurz-Scherf/Bodo Zeuner, Politische Perspektiven der Gewerkschaften zwischen Opposition und Konspiration. Für eine neue Debatte über alte Grundwerte, in: GMH 3/2000, S.159

Zwar wurde beide Male vorsichtig formuliert, aber dennoch dürfte deutlich werden, dass die Vorstellungen in unterschiedliche Richtungen gehen...

 

3. Zur weiteren Diskussion der AG Zukunftsdebatte schlagen wir folgende Thesen vor:

a.) Eine Organisation aller Lohnabhängigen sollte auf die Einheitlichkeit der abhängig Beschäftigten und Erwerbslosen, unabhängig von Pass, Geschlecht, Alter, gesellschaftlicher Stellung und Herkunft hinarbeiten. Dies wirft aber direkt die Frage auf, inwiefern Lohntarifverträge mit Unternehmerverbänden weiterhin die eine und zentrale Aufgabe von Gewerkschaften sein können. Das bedeutet andrerseits den Bereich Niedriglohn in allen Sektoren (ein Scharnier zur Erwerbslosenarbeit und personell nach wie vor sehr stark von MigrantInnen geprägt), genauso zu organisieren wie Facharbeiter in Großkonzernen, diese Menschen in Auseinandersetzungen einzubeziehen und dadurch potentiell zu mobilisieren, wie die Erwerbslosen.

b) Arbeitszeitverkürzung als zentrale Antwort sowohl auf Arbeitsverdichtung als auch auf Niedriglohnarbeit und Erwerbslosigkeit ist kaum noch Thema. Dabei stellt sich eher die Frage: Reicht diese Position noch aus angesichts zunehmender Flexibilisierung der Arbeitsverhältnisse ? Wie weit muss denn stattdessen auch die Frage der (gesellschaftlich diskutierten) sinnvollen Arbeit dabei ebenso eine Rolle spielen, wie die ökologischen Dimensionen bestimmter Produktionsprozesse und Dienstleistungen - und wie kann dies über einen "moralischen Hintergrund" hinaus praktisch wirksam gestaltet werden?

c) Neue Arbeitsformen von Netzwerken über Gruppenarbeit bis zu Kreativ- und Qualitätsgruppen sind unter dem Gesichtspunkt zu diskutieren, inwieweit sie als kapitalistisch entworfene und bedingte abzulehnen sind, aber auch inwieweit sie im Widerspruch zu den Begrenzungen und Bestimmungen, denen sie unter kapitalistischen Bedingungen unterliegen, für eine ganz andere Form von Produktion und Verteilung neue Chancen bieten.

 

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Viel Spaß und eine konstruktive Diskussion ohne Beleidigungen und Beschimpfungen wünscht Mag Wompel, LabourNet Germany
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