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Updated: 18.12.2012 15:51 |
Finanzielle Folgen für das LabourNet Germany: Nicht klein gekriegt. aber finanziell angeschlagen! Nicht klein gekriegt. Zunächst einmal muß man folgendes ganz klar konstatieren: Wir - das LabourNet Germany - sind am Leben. Sie haben es nicht geschafft, uns mit den Durchsuchungen und den daraus resultierenden Folgen klein zu kriegen. Dafür verantwortlich sind mehrere Faktoren: a) Die Redaktion des LabourNet Germany Normalerweise nennen und loben wir uns nicht an erster Stelle. Aber nachdem man uns von einem Tag auf den anderen sämtliche Rechner, Software und Daten beraubt hatte, war es schon eine Leistung der gesamten Redaktion und des Vorstandes des LabourNet, sich kurzfristig komplett umzuorganisieren und den Betrieb nach einem Tag wieder "fast reibungslos" funktionieren zu lassen. Dank dafür geht an unsere Dezentralität. Mag Wompel hatte gerade ihren ersten Urlaubstag in griechischen Gefilden begonnen, als sie der Anruf über die Durchsuchung und Beschlagnahme erreichte. Sie startete und organisierte von Griechenland per Handy und Internetcafe aus umgehend die Solikampagne und übernahm die Pressearbeit etc. Helmut Weiss, damals im fernen Südamerika, hatte weiterhin Rechner und Zugang zum Server. Er konnte also alle wichtigen Informationen ins Netz stellen und so verbreiten. Ralf Pandorf und Wolfgang Schaumberg, als einzige sozusagen "allein zu Hause", regelten in Bochum das Juristische. b) Unsere Rechtsanwälte Bereits einen Tag nach der Durchsuchung hatten wir drei Betroffenen je einen zuständigen Rechtsanwalt, die koordiniert die Arbeit aufnahmen. Nur so läst sich erklären, dass wir unsere Rechner bereits kurze Zeit später wieder abholen konnten. Daher unsere Dank - auch jetzt noch einmal - an Lutz Eisel und Eva Karrmann aus Bochum und Wolfgang Kaleck aus Berlin, ohne ihren persönlichen Einsatz dies nie möglich gewesen wäre. c) Unsere LeserInnen, FreundInnen und SpenderInnen Neben den überwältigt vielen Protesten und Solidaritätsschreiben aus aller Welt hat uns die spontane Spendenbereitschaft gefreut und Kraft gegeben. Ohne diese sofortigen Spenden wäre es nicht möglich gewesen, den Betrieb des LabourNet Germany nach 2 Tagen wieder aufzunehmen und die plötzlich auftretenden Kosten abzufedern. Dies war uns auch politisch-symbolisch sehr wichtig, zu zeigen: Uns kriegt Ihr nicht klein! Dafür möchten wir uns nochmals ausdrücklich bei allen LeserInnen, FreundInnen, SpenderInnen und HelferInnen bedanken! Dennoch haben wir uns bis heute nicht von den Kosten der Razzia erholt (auch psychisch und physisch kaum). Alles in allem kamen zwar - mit den Barspenden auf einer Soli-Veranstaltung in Bochum - wegen der Razzia insgesamt 5.982,55 € an Spenden zusammen, doch nicht nur die Ausgaben waren beträchtlich. Hier schlugen in erster Linie ein sofortiger Computerneukauf inklusive der Fremdvergabe der Programmeinrichtung sowie sehr hohe Telefon- und Materialkosten zu Buche, nachfolgend waren es dann im Wesentlichen ebenfalls Fremdhonorare, die z.B. für die komplette Neuinstallation der wieder freigegebenen Redaktionsrechner benötigt wurden, da wir anderweitig rotierten. Auch die lächerliche "Entschädigung" von Seiten des Staates in Höhe von insgesamt Euro 460,60, der das Gesetz über die Entschädigung für Strafverfolgungsmaßnahmen vom 8. März 1971 (StrEG) sehr enge Grenzen zieht, konnte logischerweise diesbezüglich keine positive Trendwende schaffen. Denn trotz der überwältigenden Spendenbereitschaft direkt nach der Razzia, hatten wir im Jahre 2005 insgesamt einen Spendenrückgang zu verzeichnen, der sich bis heute kontinuierlich fortsetzt. Fatal war insbesondere, dass wir alle mit den Folgen der Razzia sehr beschäftigt waren. Es blieb keine Zeit mehr, um zusätzliche Artikel oder Buchbeiträge zu schreiben oder zu Vorträgen zu fahren und Geld zu verdienen - eine wesentliche Finanzierungsquelle, die finanztechnisch voll durchschlug. Noch ein Wort zur "Entschädigung": Insgesamt haben Mag Wompel und Ralf Pandorf, ohne Kosten für Rechtsanwälte, die getrennt über die dju bzw. verdi abgerechnet wurden - auch hierhin unser bester Dank für die Unterstützung -, Kosten in Höhe 10.521,52 Euro geltend gemacht und wie gesagt 460,60 € erstattet bekommen. Als Beispiel sei hier die Erstattung der Kosten der Beschlagnahme eines PCs zu sehen. Begründung der Behörde: ".Unter Berücksichtigung einer üblichen Nutzungsdauer eines Computers von 4 Jahren, eines Kaufpreises von höchstens 1.500,00 Euro und einer Sicherstellungszeit von 2 Tagen schätze ich den Ihrem Mandanten entstandenen Nutzungsausfall auf 3,00 Euro." Dass es Unmengen an Zeit kostet, den Rechner komplett neu zu installieren, ihn ins Netzwerk einzubinden und wieder mit den aktuellen Daten zu bestücken wird ignoriert und mit der Bemerkung "Bedingt durch die Strafverfolgungsmaßnahmen hat ihr Mandant zwar zahlreiche "Überstunden" ableisten müssen. Eine Vermögenseinbuße ist dadurch jedoch nicht eingetreten. Es handelt sich vielmehr um einen bloßen Freizeitverlust, der keinen Vermögensschaden darstellt.", abgetan. So übrigens auch das Finanzamt Bochum, welches ebenfalls eine Anerkennung der Kosten mit dem "Risko der persönlichen Lebensführung" ablehnte. . aber finanziell angeschlagen! Fazit: Seit 2 Jahren fehlen uns mehrere Tausend Euro, was unsere Arbeit extrem erschwert. Dies bezieht sich nicht nur auf einmalige Spenden, sondern auch auf - für unsere Planbarkeit bevorzugte - Fördermitgliedschaften. Seit einigen Jahren erleben wir massive Verluste an Fördermitgliedern durch Altersarmut und Hartz IV oder leider zunehmende Zahlungsunmoral trotz mehrmaliger Anschreiben. Gleichzeitig steigen - ebenso kontinuierlich - die Zahlen der BesucherInnen unserer Homepage (nun über 300.000 im Monat) und der AbonnentInnen unseres (fast) täglichen Newsletters (über 2.200). Beides, Homepage wie Newsletter, sind kostenlos und sollen es nach unserer politischen Überzeugung nach wie vor bleiben, auch wenn sie oft beruflich und ebenso oft "von der anderen Seite" benutzt werden. Stattdessen haben wir uns damit begnügt, alle neuen AbonnentInnen des Newsletters zu bitten, bei Zufriedenheit unsere Arbeit ebenso zu honorieren, wie sie es für selbstverständlich erachten, das Zeitungsabo zu bezahlen. Allerdings gibt es einen Unterschied: Eine Fördermitgliedschaft beim LabourNet Germany gibt es schon ab 5,5 € pro Monat. Knapp über zwei Bier, knapp über eine Schachtel Zigaretten, ein Bruchteil eines Zeitungsabos eines kommerziellen Konzerns. Vielleicht sind wir zu billig, um als gut und wichtig anerkannt zu werden? Jedenfalls ist es uns in unserer nun 10jährigen Geschichte nie gelungen, die Zahl der Fördermitglieder über die Marke von 10% der AbonnentInnen des Newsletters zu hieven. Für Arbeitsbedingungen, die auch nur annähernd denen ähneln, für die wir uns einsetzen, wären jedoch bei momentanem Arbeitsaufwand mindestens 20% notwendig. Wir wissen, dass viele mit der Arbeit des LabourNet Germany so zufrieden sind, dass sie dahinter eine großzügig ausgestatte, vielköpfige Redaktion vermuten. Das schmeichelt. Leider ist dies nicht der Fall. Erstens sind wir nur 2,5 Personen und zweitens steigen die Betriebskosten stetig. Unser Arbeitsaufwand und unsere Kosten steigen zudem auch, parallel zu unserem Bekanntheitsgrad, mit jeder neuen Zuschrift, jeder neuen Anfrage (ob Vernetzung oder Beratun), mit jedem neuen Arbeitskampf und jeder Tagung, bei der die Präsenz des LabourNet Germany erwartet wird. Wir arbeiten daran, dass sich etwas und immer mehr bewegt und wir freuen uns über jede kritische und emanzipatorische Aktivität. Trotz der dankenswerten Unterstützung der Stiftung Menschenwürde und Arbeitswelt, Berlin, - ohne die es das LabourNet Germany in dieser Form gar nicht geben würde - ist die oft gelobte Qualität unserer Arbeit bei gleich bleibender Entwicklung langfristig nicht aufrecht zu erhalten und der steigende Arbeitsaufwand lässt kaum Raum für Förderanträge und professionelles Foundraising. Wir brauchen also Eure Hilfe!
In diesem Herbst feiert das LabourNet Germany das 10jährige bestehen. Das heisst 10 Jahre Gegenöffentlichkeit zu den bürgerlichen Medien und den Gewerkschaftsapparaten. Unser Ziel zu unserem 10jährigen Jubiläum:
für beides gibt es natürlich Spendenquittungen!
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