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Solidarität mit Metin Serefoglu

Türkischer Kollege fristlos entlassen, weil er sich nicht an einer
Schweigeminute beteiligen wollte...


Dem türkischen Kollegen Metin Serefoglu wurde fristlos gekündigt, weil er nicht an der Schweigeminute für die Terroropfer in den USA teilnehmen wollte.

Metin Serefoglu ist nicht wütend. Er ist fassungslos. Am 13. September wurde dem 41-Jährigen beim Elektrohersteller Kostal in Lüdenscheid fristlos gekündigt, weil er nicht an einer Schweigeminute für die Opfer des Terroranschlages in den USA teilnehmen wollte.
"Ich möchte um alle Menschen in der Welt gleich trauern", begründet er. Schließlich habe es auch keine Trauerfeiern, Gedenkminuten und Halbmasten gegeben, als in der Türkei 30.000 durch ein Erdbeben starben, in Bosnien 300.000 Menschen dem Krieg zum Opfer fielen und unzählige Kurden im Osten der Türkei ermordet wurden. Diese Überzeugung hat ihn den Job gekostet. Drei Stunden nach der Schweigeminute wurde ihm per Boten "aus personal- und verhaltensbedingten Gründen" fristlos gekündigt. Der Betriebsrat hatte ausdrücklich zugestimmt - ohne Metin Serefoglu vorher in der Sache und zu den gegen ihn erhobenen Vorwürfen zu hören! "Ich werde behandelt wie ein Terrorist."

Besondere Brisanz erhält dieser Fall, weil Metin Serefoglu Mitglied der Industriegewerkschaft Metall (IGM) ist, genau so, wie die Mitglieder des Betriebsrates... Der Betriebsratsvorsitzende ist gar der zweite Bevollmächtigte der IGM Verwaltungsstelle Lüdenscheid! Die IGM-Verwaltung Lüdenscheid sieht keinerlei Handlungsbedarf, da der Kollege Serefoglu - aus verständlichen Gründen -  (zunächst) keinen Rechtsschutzantrag bei der IGM gestellt hat.

Der Hagener Rechtsanwalt Ingo Theissen-Graf Schweinitz hat inzwischen für Serefoglu am Iserlohner Arbeitsgericht Klage eingereicht. Da der zuständige Richter augenblicklich im Urlaub ist, findet die Güteverhandlung erst am 31.10. um 11.30 im Rathaus Lüdenscheid statt.

Mit dreitausend Mitarbeitern ist die Firma Kostal der größte Arbeitgeber in Lüdenscheid. Weltweit arbeiten 9.000 Menschen für den Elektronikproduzenten. Seit elf Jahren bediente Serefoglu dort eine Kunststoffspritze.
Die Familie Serefoglu hat fünf Kinder, die älteste Tochter ist 16 Jahre alt, der jüngste Sohn zwei. Seit die Nachricht von der Kündigung des Vaters die Runde macht, wollen die Kinder nicht mehr zur Schule gehen. Sie werden von ihren Mitschülern als Verbrecher beschimpft, keiner möchte in der Klasse neben ihnen sitzen.

Die siebenköpfige Familie Serefoglu muss wegen der fristlosen Kündigung die nächsten drei Monate ohne einen Pfennig vom Arbeitsamt überstehen. Und danach erhält Metin Serefoglu wegen der fristlosen Kündigung nur ein gekürztes Arbeitslosengeld. Deswegen wird er es auch schwer haben, einen neuen Job zu finden. Rassismus hat viele Gesichter...

Metin Serefoglu und seine Familie brauchen unsere Solidarität. Sein Anwalt hat mittlerweile ein Spendenkonto eingerichtet:
Solidaritätskonto Serefoglu
Kto.Nr.: 50 40 20 91 01
bei: Volksbank Hagen eG BLZ: 450 600 09

Beweist Eure gewerkschaftliche und menschliche Solidarität, indem ihr spendet.

Wir dürfen es bei aller emotionalen Empörung über die Anschläge von New York und Washington nicht hinnehmen, dass Hysterie und Gesinnungsjustiz wieder handlungsleitend für Denken und Handeln in Deutschland werden!

 

Arbeitskreis gegen Rassismus und Rechtsextremismus im ver.di Bezirk NRW-Süd
mailto:iskra@gmx.de
V.i.S.d.P.: M.Bornholdt; ver.di NRW-Süd; Endenicher Str. 127; 53115 Bonn


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