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IG Metall Bezirksleitung Bayern
Horst Lischka

IG Metall Verwaltungsstelle Nürnberg
Gerd Lobodda
Jürgen Wechsler

Zur Veröffentlichung im Diskussionsforum der Homepage der IG Metall (Beitrag Nr. xundfünfzig)

Zur Kenntnis und Veröffentlichung:
Redaktion LabourNet

Betr.: Prozeß gegen Fa. Semikron / Untersuchungsverfahren gegen Josef Lutz

Untersucht das Untersuchungsverfahren gegen Josef Lutz!

Mit Interesse haben wir die Vorgänge bei der Fa. Semikron verfolgt. Daß Semikron versucht einen engagiert arbeitenden Betriebsrat los zu werden, ist wenig verwunderlich, eher alltäglich.

Daß es aber Gewerkschafter gibt, die die notwendige Solidarität in der Auseinandersetzung mit Semikron versuchen zu hintertreiben, muß einen schon nachdenklich stimmen. Einerseits soll Josef Lutz vor dem Arbeitsgericht in einer nicht gerade unwichtigen Frage des Schutzes von Betriebsratstätigkeit für die IG Metall die Kohlen aus dem Feuer holen, andererseits wird sein Rausschmiß betrieben.

Was wird Josef Lutz eigentlich vorgeworfen? Die Betreiber des Untersuchungsverfahrens schweigen sich bisher aus, wie lange noch? Oder ist es ein "Geheimverfahren", das nicht für die Ohren der Mitglieder bestimmt ist?

Versucht es mal mit Argumenten statt mit Ausschlußterror, wer erstere offensichtlich nicht hat, dem bleibt nur letzteres. Kämpferische Betriebsräte scheinen nicht nur Semikron ein Dorn im Auge zu sein.

Weshalb scheuen die Untersucher das Licht der gewerkschaftlichen Öffentlichkeit? Weshalb wird Redakteuren von LabourNet, die auch IG Metall-Mitglieder sind, mit einem Untersuchungsverfahren gedroht, weil sie auf ihrer Homepage über die Vorgänge bei Semikron berichten? Im Gängeln, Bevormunden und Maulkörbe verteilen seid Ihr ja echt spitze, doch wie steht es mit euren Argumenten?

Vergeßt nicht euren Mitgliedern zu erzählen, daß sie auch in Zukunft mit einer "moderaten Lohnpolitik" zu Leben haben. Vergeßt nicht euren Mitgliedern "Lohnkorridore" vorzuschreiben. Vergeßt nicht euren Mitgliedern zu erzählen, daß 2002 wieder Bundestagswahlen vor der Tür stehen, oder wagt es jemand die "gewerkschaftsfreundliche", sozialdemokratisch geführte Bundesregierung in Frage zu stellen?

Vergeßt nicht euren Mitgliedern zu erzählen, daß es keine Alternative gibt zum "Bündnis für Arbeit".

Vergeßt nicht zu betonen, daß in diesem Bündnis das Dogma verabredet wurde, die Lohn- und Lohnnebenkosten dürften nicht steigen, während die Börse boomt, die Reichen am Reichtum ersaufen, "die Arbeitenden nichts erwerben und die Erwerbenden nichts arbeiten".

Vergeßt nicht euren Mitgliedern zu erzählen, daß an diesem Tisch unser Gegner sitzt, der sich nichts sehnlicheres wünscht, als lahme, handzahme Gewerkschaften.

Und vergeßt nicht Klassen und Klassenkampf, Sozialismus und Revolution aus der Geschichte der Arbeiterbewegung zu tilgen.

Wenn ihr das alles geschafft habt, vergeßt nicht auch uns auszuschließen, und all die anderen, die unter Gewerkschaft etwas anderes verstehen als einen mit der SPD verfilzten Bürokratenapparat, bis nur noch Ihr übrig seid, die heiligen Beiräte des Vorstandes und die Hauptamtlichen des DGB. Dann braucht Ihr Euch nicht mehr zu bemühen, denn einer toten Organisation würden wir nicht länger angehören wollen.

Wir kennen viele Gewerkschaftsfunktionäre die die SPD offen oder verdeckt hofieren. Bekommen die jetzt auch ein Untersuchungsverfahren an den Hals? Oder ist z.B. die Rot-Grüne Rentenreform, die dem Kapital den lang ersehnten Ausstieg aus der paritätischen Finanzierung ermöglicht, mit der "privaten Vorsorge den Banken und Versicherungskonzernen ein milliardenschweres Geschäft beschert, etwa nicht Gewerkschafts-Mitglieder-schädigend?

Als Gewerkschafter bei DaimlerChrysler Untertürkheim mußten wir in den 80er Jahren einschlägige Erfahrungen mit dem Ausschlußterror gegen die Mitglieder der ehemaligen Gruppe "Plakat" sammeln. In der Folge wurde die Belegschaft gespalten und geschwächt. Betriebliche IG Metall-Häuptlinge (oder die, die sich dafür hielten) haben sich gar erdreistet Stimmen bei der Betriebsratswahl zu fälschen. Ein Untersuchungsverfahren wurde nicht eingeleitet! Uns scheint, daß mit diesem Instrument recht willkürlich umgegangen wird. Es gehört auf den Müllhaufen der Geschichte, zu den Inquisitionsverfahren der katholischen Kirche!

Wenn es etwas zu untersuchen gibt, dann das Untersuchungsverfahren gegen Josef Lutz und die Motive der Betreiber. Das würden wir den Mitgliedern bei Semikron und allen die eine Gewerkschaft wollen, die diesen Namen auch verdient, ans Herz legen wollen.

Mit freundlichen Grüßen

Martin Bott
Mitglied der VKL bei DaimlerChrysler Untertürkheim Werkteil Mettingen

Rolf Trautmann
Mitglied der VKL bei DaimlerChrysler Untertürkheim Werkteil Mettingen

Michael Clauss
Betriebsrat, stellv. Bereichs-VK-Leiter und Mitglied der VKL bei DaimlerChrysler Untertürkheim Werkteil Mettingen

Markus Messing
Betriebsrat bei DaimlerChrysler Untertürkheim Werkteil Mettingen


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