Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft
Kreisverband Hanau
Heinz Bayer, Landgrafenstraße 6, 63452 Hanau

An den
Regierungspräsidenten des
Regierungsbezirks Arnsberg
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59817 Arnsberg

Hanau, den 14.11.2001

Suspendierung des Kollegen Bernhard Nolz wegen seiner Rede vor Schülerinnen und Schülern am 18.09.2001

Sehr geehrter Herr Regierungspräsident!

"In jedem Krieg stirbt die Wahrheit als erstes", so begann Klaus Bednarz den Beitrag "Tatort Schule: Berufsverbot für Friedenspädagogen" in der Monitor-Sendung vom 08.11.2001. Durch diese Sendung wurden wir auf die Suspendierung des Siegener Lehrers und Kollegen Nolz aufmerksam.

In unserer Kreisvorstandssitzung vom 13.11.2001 haben wir uns mit dem Fall eingehend beschäftigt.

Die Rede des Kollegen Nolz ist im Internet einsehbar. In Ruhe kann man nachlesen, dass Bernhard Nolz die terroristischen Anschläge klar, deutlich und unmissverständlich verurteilt. Wahrheitsgemäß kritisiert er auch die Beeinträchtigungen der Arbeit der Vereinten Nationen durch die USA.

Dass aufgrund dieser Rede disziplinarische und staatsanwaltliche Vorermittlungen gegen Herr Nolz eingeleitet wurden und Herr Nolz vom Dienst suspendiert wurde, ist dem Kreisvorstand der GEW Hanau völlig unverständlich.

Wenn der CDU-Bundestagsabgeordnete Paul Breuer aufgrund dieser Rede von "geistiger Umweltvergiftung" spricht und äußert, Herr Nolz sympathisiere mit Terroristen und gehöre nicht in den Schuldienst, dann hat er entweder den Inhalt der Rede nicht begriffen oder er hat ein sehr problematisches Verhältnis zu Wahrheit und fairem Umgang mit Mitmenschen.

Der Kreisvorstand der GEW Hanau nimmt den Fall sehr ernst, denn Bernhard Nolz ist als Bundesvorsitzender der ‚Pädagoginnen und Pädagogen für den Frieden‘, als Herausgeber einer friedenspolitischen Zeitschrift und als Gründer der Siegener ‚Zentrale für Friedenskultur‘ kein Unbekannter. Der Verdacht drängt sich auf, dass es weniger um die Person Bernhard Nolz geht, sondern mehr um Abschreckung aller Lehrerinnen und Lehrer, die den Krieg in Afghanistan anders beurteilen als die Bundesregierung und mit ihren Schülerinnen und Schülern andere Konfliktlösungen diskutieren.

Wenn das so ist – und vieles deutet darauf hin - dann stirbt mit der Wahrheit auch die pädagogische Freiheit und die Meinungsfreiheit. Der Kreisvorstand der GEW Hanau kann und will nicht akzeptieren, dass all dies aus "bedingungsloser Solidarität" geopfert werden soll.

Der Kreisvorstand der GEW Hanau fordert Sie daher auf, sich von Äußerungen wie denen von Herrn MDB Paul Breuer nicht irritieren zu lassen und die Rede von Herrn Nolz ruhig und sachlich zu bewerten. Der Inhalt der Rede läßt keine andere Entscheidung zu, als die Suspendierung von Herrn Nolz aufzuheben und die Vorermittlungen wegen des Verdachts, den "Schulfrieden gestört" zu haben, einzustellen.

Der Kreisvorstand der GEW Hanau fordert Sie auf, diese unumgängliche Entscheidung nicht weiter hinauszuzögern und Herrn Nolz öffentlich zu rehabilitieren.

Mit freundlichen Grüßen
i.A.
Heinz Bayer

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