letzte Änderung am 17. Febr. 2003 | |
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Am 10. Juli 2002, über sieben Monate ist es her, wurde Fonti fristlos gekündigt. Wenige Wochen später, am 29. Juli 2002, wurde er noch einmal fristlos gekündigt und wegen Verdacht auf Diebstahl bei der Staatsanwaltschaft angezeigt.
Davon ist nun nichts übriggeblieben. Sowohl das strafrechtliche als auch das arbeitsrechtliche Verfahren sind zu vollen Gunsten für Fonti entschieden worden.
Auch heute war der Saal überfüllt. Wieder einmal glänzte der Arbeitgeber durch Abwesenheit. Selbst der zuständige Arbeitgeberanwalt ließ sich vertreten. Vielleicht hat er den Ausgang geahnt und wollte sich diese Blamage nicht antun. Beim letzten Mal bekam er eine sehr schlechte Presse.
Der Richter ahnte, daß sehr viele Anwesende wegen der Urteilsbegründung gekommen waren und er kam gleich zur Sache. Sowohl die erste als auch die zweite fristlose Kündigung wurden zurückgewiesen. Er ging auf die Gründe für die Kündigungen nicht näher ein, sondern erklärte, selbst wenn die Vorwürfe zutreffen würden, hätten sie keine arbeitsrechtliche Relevanz. Sie hätten lediglich für ein Ausschlußverfahren vorgebracht werden können. Der Wahrheitsgehalt spielte für dieses Verfahren keine Rolle. Allerdings: durch die Einstellung des Strafverfahrens wegen Diebstahls sahen dieselben Vorwürfe im arbeitsrechtlichen Verfahren nicht gerade glaubwürdig aus.
Rechtskräftig wurde - mit sofortiger Wirkung - die Weiterbeschäftigung Fontis entschieden.
Obwohl dieses Urteil das Beste war, was passieren konnte, kam noch keine feierliche Stimmung auf. Alle haben sich gefreut. Die Erleichterung war zu spüren, dennoch war es, als hätte man sich von ekelhaften Schmutz befreit, dessen Gestank stets noch allgegenwärtig gewesen wäre.
Während des ganzen Verfahrens ließ sich die Betriebsratsmehrheit nicht blicken, obwohl sie großkotzig ihre Anwesenheit angekündigt hatte. Es muß eine besondere Art von Mensch sein, die sich überall in den Schriftsätzen bereitwillig als Zeuge für den Arbeitgeber zur Verfügung stellt, und dann nirgendwo sich blicken läßt. Vielleicht hatte die Betriebsratsmehrheit Angst, daß es im Gerichtssaal einen Spiegel gibt.
Im Vorfeld des Prozesses haben viele hauptamtliche Gewerkschaftsfunktionäre die Meinung vertreten, man könne einen solchen Prozeß nicht gewinnen, es gehe lediglich darum, einen Vergleich abzuschließen. Wieviel Prozesse gehen wegen dieses "Pragmatismus" verloren?
Bei den Ehrenamtlichen sieht es anders aus. Bei jeder Verhandlung waren viele anwesend. Sie nahmen frei und zeigten Solidarität. Leider kann nur eine Hauptamtliche das von sich behaupten. Gerade dann, wenn Präsenz notwendig wäre, glänzen viele Hauptamtliche durch Abwesenheit. Dadurch machen sie nicht gerade gute Werbung für sich und die Gewerkschaft. Als hätten sie dafür frei nehmen müssen ...
Wenn man bedenkt, daß seit 7 Monaten die jetzige Betriebsratsmehrheit, fast alle ver.di-Mitglieder, ihr Unwesen treiben kann, ohne daß ver.di sie ausschließt bzw. versucht, sie aus dem Betriebsrat zu jagen, ist erstaunlich. Auch hier fragt man sich, ob es sich nicht um den gleichen "Pragmatismus" handelt, der einem Mensch sagt, man könne nicht gewinnen. Und wie weit geht dieser Pragmatismus? Auch wenn wir nicht alle Details wissen, ist es klar, daß der Fall Fonti eine Rolle gespielt hat - bzw noch spielt(?) - beim Versuch von ver.di, den Konzern Schlott-Sebaldus wieder in die Tarifbindung zu bekommen.
Anscheinend ändert sich das Gewerkschaftsverständnis je höher man sich in der Hierarchie befindet...
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