Solidaritätskreis
Dietmar Kupfer
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02.09.99 |
Am 14.06.99 wurde Dietmar Kupfer, Betriebsrat bei Johnson Controls Bochum, zum vierten Mal fristlos gekündigt. Begründung: angeblich „Schlechtleistung". Vorausgegangen waren verschiedene Versuche seitens der Geschäftsleitung Dietmar loszuwerden, die ihres Gleichen suchen. (Siehe Kasten) Es war für JCA eine empfindliche Niederlage, daß Dietmar nach 18 Monaten wieder arbeiten konnte. Sicherlich hat auch die breite Solidarität zu diesem Erfolg beigetragen. Das konnten und wollten die JCA Bosse wohl nicht auf sich sitzen lassen. An der Ausbeutungsschraube wird immer mehr gedreht. Seitens der Geschäftsleitung nahm die Angst vor Unruhe innerhalb der Belegschaft zu. Deshalb die erneute Kündigung. Daß das Arbeitsgericht Bochum dem konstruierten Vorwurf der „Schlechtleistung" keinen Glauben schenkte, zeigte der Vergleichsvorschlag des Richters: 500.000.- DM Abfindung.
Wir fordern:
Ruhrnachrichten vom 4.August 1999
ZDF: Zahlen, Daten, Fakten
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Wieder einmal hat die Geschäftsleitung am Betriebsratsgremium vorbei eine neue Prämienregelung erarbeiten lassen. Der Hammer an der Geschichte ist: Ein Teil der Prämie soll an die Sauberkeit gekoppelt sein. Da steckt wohl die Absicht dahinter, die Kollegen zusätzlich mit der Sauberkeit unter Druck zu setzen. Außerdem soll das Bespitzelungssystem weiter vorangetrieben werden. Die Kollegen sollen sich nämlich gegenseitig kontrollieren. Wir fordern eine Bezahlung die sich alleine an der Leistung orientiert.
..So hätten sie es gerne...
INFO:
Für Samstag den 18.09.1999
Für Samstag den 06.11.1999
Für Samstag den 13.11.1999
Für Sonntag den 19.09.1999 (Nachtschicht)
Für Sonntag den 07.11.1999 (Nachtschicht)
Für
Sonntag den 14.11.1999 (Nachtschicht)
Sonderschichten vereinbart. Darüber hinaus können 3 weitere Samstags- und Sonntagsschichten mit einer Vorlaufzeit von 3 Wochen vereinbart werden. Für das erste Quartal 2000 können noch 4 Samstags- und Sonntagsschichten vereinbart werden. Dafür sollen 340 Zeitverträge um 4-8 Monate verlängert werden. Einge Betriebsräte, die diese Regelung abgelehnt haben, schreiben in einem Infoblatt dazu: „Wieder einmal hat sich die Geschäftsleitung mit einem durchschaubaren Schachzug durchgesetzt. Erst wurde die Kapazität - Astra durch Veränderung des Bandtaktes reduziert, dann BR und VL unter Druck gesetzt und behauptet, man müsse sich um diese Produktion erneut bewerben und zwar mit Sonderschichten sonst gäbe es für die Befristeten,- die während der Woche sowieso gebraucht werden-, keine Verlängerung. Leider hat die BR - Mehrheit hat sich von dieser durchschaubaren Taktik beeindrucken lassen und der BV (10199 - Sonderschichten) zugestimmt."
Spruch des Monats:
„Wenn die Arbeiter was unternehmen würden, müßten die Unternehmer arbeiten."
Kanadische Johnson KollegInnen feiern ihren Sieg
Im Internet fanden wir einen Bericht über eine erfolgreiche Betriebsbesetzung der CanFab-Belegschaft in Stratford, Ontario. Die Firma stellt Sitzbezüge her und wurde von Johnson Controls gekauft. Seitdem wurden dort die Arbeitsplätze ständig vernichtet. Nachdem 57 Kollegen entlassen wurden und danach Pläne bekannt wurden, die Produktion nach Mexiko zu verlagern, nahmen die Kollegen den Kampf auf. Sie besetzten die Fabrik bis die Firma die Entlassungen und die Produktionsverlagerung zurücknahm. Das alles dauerte nur 23 Stunden, denn Johnson Controls konnte so die zugesagten Sitzbezüge an ein Chrysler-Werk nicht liefern und war so gezwungen, Zugeständnisse zu machen.
Es ist schön zu hören, wie stark eine Belegschaft sein kann, wenn sie sich einig ist und konsequent kämpft. Der Solikreis hat einen Brief an die Belegschaft geschickt, und wir wollen zu ihnen Kontakte aufbauen.
Der Kollege Kaveh Pour-Imani wurde von Nokia fristlos gekündigt, weil er bei den Metaller-Warnstreiks dagegen war, daß die Streikzeit nachgearbeitet werden soll. Damit paßte er nicht in die "Firmenphilosophie"! Durch die Unterstützung zahlreicher Kollegen und des Solidaritätskreises Dietmar Kupfer konnte der Richter van der Leeden nicht so einfach die Kündigungen akzeptieren, und die ersten Kündigungen erklärte er für unwirksam.
Die Firmen versuchen im Zeichen eines erbitterten weltweiten Konkurrenzkampfes mit der politischen Disziplinierung Kämpfe zu verhindern. Sie erreichen damit aber das Gegenteil, nämlich eine verstärkte Solidarität über die Betriebe hinaus. Das zeigt aber auch, daß wir Arbeiter uns stärker dafür einsetzen müssen, politische Rechte zu verteidigen und zu erweitern.
Willkürliche Entlassungen gibt es nicht nur bei Johnson Controls. Im Bochumer Opelwerk wurde ein Kollege fristlos gekündigt, weil er 4 Schrauben nicht richtig angezogen haben soll. Im Gegensatz zum Johnson Betriebsrat, der solchen Kündigungen zustimmt, hatte der Opelbetriebsrat der Entlassung widersprochen. Dieser Fall erzeugte große Empörung in der Opelbelegschaft. Mit dem Zuckerbrot der kurzeitigen Übernahme von Zeitverträgen wird die Belegschaft zu Sonderschichten und höherer Leistung erpresst. Wie soll unter einem ständig wachsenden Arbeitsdruck Qualität erzeugt werden? Kommt zum Gerichtstermin 9.9.99, 11.15 Uhr beim Arbeitsgericht in Bochum.
Was haben uns die Arbeitgeber nicht schon alles vorgegaukelt, nur um ihre Profite,
Marktanteile und ihre Führungspositionen in der Wirtschaft weiter zu steigern. Mit immer wieder neuen Methoden , u.a. KAIZEN, Total Productive Maintenance (TQM), Lean Production (schlanke Produktion), Kontinuierlicher Verbesserungsprozeß (KVP) , Problemlösungsprozeß (PLP), Do It oder Qualitätsverbesserungsprozeß (QVP), die zur Verbesserung der roduktionsfähigkeit in Organisation und Abläufen führen sollen, wird nichts weiter erreicht, als daß wir uns selbst wegrationalisieren. Die verbleibenden Kollegen unterliegen durch zunehmender Aufgabenerweiterung und Zwang zu Überstunden einem stetig steigenden Leistungsdruck, der früher oder später zu physischen oder psychischen Erkrankungen führt. Arbeitnehmer, die nicht mehr über 100% Leistungsfähigkeit verfügen, werden zunehmend durch Vorgesetzte gemobbt und kleinste Verfehlungen führen zu Abmahnungen und anschließender Kündigung.
Die Unternehmensentwicklung eines der führenden Hersteller von Warmwasser- und Heizgeräten in Europa "Vaillant" ist hier nur als Beispiel für die vielen anderen Unternehmen stellvertretend benannt. Unter dem Deckmantel "Standortsicherung" hat das Unternehmen jahrelang die Mitarbeiter im festen Glauben an den Erhalt ihrer Arbeitsplätze ausgebeutet. 550 Kollegen von insgesamt 750 verloren allein in Gelsenkichen ihren Arbeitsplatz, zwei von insgesamt sechs Produktionsstandorte wurden komplett geschlossen.
Betriebsphilosophien gibt es nicht nur bei Johnson Controls: Diesen Erfahrungsbericht schickte uns eine Kollegin... (leicht gekürzt)
Dietmar ist ein aktiver Gewerkschafter. Er setzt sich u.a gegen flexible Arbeitzeiten und gegen Bespitzelung von Kranken ein. Es ist im auch ein Anliegen die Kollegen und Kolleginnen über den wahren Hintergrund von „Betriebsphilosophien" aufzuklären, die nur auf maximale Gewinne, ohne Rücksicht auf Bedürfnisse und Existenzen von Mitarbeitern, aus sind. Ein weiterer Schwerpunkt ist das Einsetzten für unbefristete Arbeitsverträge. Ihm geht es in seinem Kampf nicht um eine möglichst hohe Abfindungssumme. „Arbeiterrechte kann man nicht kaufen" so hat Dietmar das Abfindungsangebot von 500.000.- DM des Richters kommentiert. Die Fälle politisch motivierter Kündigungen haben in letzter Zeit zugenommen.
Dies ist keine Besonderheit von Johnson Controls. Solche Kündigungen richten sich nicht nur gegen die Betroffenen, sondern auch gegen die gesamte Arbeiterschaft. Im verschärften internationalen Konkurrenzkampf können die Bosse keine Unruhe, Widerstand oder gar Streiks gebrauchen. Deshalb diese Maßnahmen gegen aktive Kollegen. Der „Solidaritätskreis Dietmar Kupfer" der sich 1997 gegründet hat, stellt sich die Aufgabe gegen solche Machenschaften vorzugehen.
Einen besonderen Schwerpunkt haben wir auf den Kampf für die Weiterbeschäftigung von Dietmar gelegt. Dazu gehört auch die JCA Kollegen bei ihrem Kampf für mehr Rechte zu ermuntern und zu unterstützen.
Wer zu uns Kontakt aufnehmen möchte, kann sich an Chris Hecker (siehe Impressum) Telefon: 0209/201560 wenden.
Im Internet sind wir unter:http://www.labournet.de/solidaritaet/index.html zu finden
Impressum:
C.Hecker,
Braunschweigerstr.39,
44886Gelsenkirchen