NATO raus aus Jugoslawien!
Stoppt den Angriffskrieg sofort!

Resolution des Bezirksvorstands Wiesbaden der IG Medien vom 28.4.99

Deutschland im Krieg - das ist für jede Gewerkschafterin und jeden Gewerkschafter eine große persönliche Herausforderung. Es geht darum, nicht der Kriegspropaganda zu erliegen, sich nicht durch reißerische Berichte und nicht bewiesene Greueltaten so sehr einfangen zu lassen, daß der eigene Verstand aussetzt. Vielmehr ist an manchem Gesagtem und Gezeigtem ernsthaft zu zweifeln. Denn erfahrungsgemäß ist die Wahrheit das erste Opfer eines Krieges - auch unter den scheinbar "demokratischen" Vorzeichen der NATO. Eine militärische Auseinandersetzung ist nicht von Gewalt zu trennen, und diese gehört zum "Tagesgeschäft" beider Seiten. Denn es gibt keine Trennung zwischen "humanitären" und "aggressiven" Bomben und Raketen - alle töten rein "sachlich", so wie es ihre Konstrukteure und Einsatzplaner dies erwarten. Und die Opfer der NATO-Offensive sind - das zeigt der Beschuß der südjugoslawischen Kleinstadt Surdulica mit einer sogenannten "Präzisionsrakete" am 28. April 1999 sehr deutlich - nicht weniger verstümmelt als die Toten und Verletzten der gegnerischen Angriffe.

Krieg ist also das untauglichste und schon gar kein humanitäres Mittel, bestehende internationale wie regionale Konflikte zu lösen. Die Verlierer waren und sind nicht die politischen Kriegstreiber und wirtschaftlichen Kriegsgewinnler, sondern die arbeitenden Menschen, die immer und überall auf den Schlachtfeldern verbluteten und als psychische oder physische "Krüppel" heimkehrten. Aus diesem Grund haben auch die Mütter und Väter des Deutschen Gewerkschaftsbundes nach den grausamen Erfahrungen der Hitler-Barbarei und des Zweiten Weltkrieges gefordert: Nie wieder Krieg! Mit diesem Blick des größten Teils der Bevölkerung auf die jüngste Vergangenheit wurde in Artikel 26 des Grundgesetzes für die Bundesrepublik Deutschland das Verbot des Angriffskrieges verankert. Und in Erinnerung an die Tragödie des Zweiten Weltkrieges beteiligten sich noch vor einigen Jahren Tausende Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter an den jährlich wiederkehrenden Aktionen zum Antikriegstag am 1. September, dem Tag des Überfalls der faschistischen deutschen Wehrmacht auf Polen.

Wer sich daran verantwortungsbewußt erinnert, der wird vorsichtig sein, sich heute bedingungslos hinter die Kriegspolitik der NATO im jugoslawischen Kosovo zu stellen. Wer sich bisher auch in scheinbar ausweglosen politischen Situationen für friedliche Konfliktlösungen eingesetzt hat, der sollte nicht mit einem Mal die Nerven verlieren und nur noch in militärischen Operationen das einzige Mittel zur Beendigung der Probleme im Kosovo sehen. Wer als Sozialdemokrat/in und Grüne/r nicht mit dem Wahlzettel tatsächlich seine Stimme abgegeben hat, die und der muß sich jetzt mit Courage und Entschlossenheit gegen die Kriegspolitik ihrer und seiner Partei wenden. Im Kosovo kann die Lösung des Konflikts nur auf friedlichen Mitteln basieren, oder sie wird nicht von Dauer sein. Deshalb müssen die deutschen Gewerkschaften alles tun, um eine Eskalation des Krieges auf dem Balkan zu verhindern. Das ist und bleibt das Gebot der Stunde. Aus diesem Grund fordert der Bezirksvorstand Wiesbaden der IG Medien:

Nie wieder Krieg!

 

Erschienen in: IMPULS - Informationen für Aktive, Nr. 51 vom 30. April 1999

Herausgeberin: Industriegewerkschaft Medien Bezirk Wiesbaden, Wellritzstraße 49, 65183 Wiesbaden, Telefon 0611/405187, Telefax 0611/409723