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Updated: 18.12.2012 15:51 |
Kein Mensch ist illegal in NY Tagelöhner-Netzwerk debattiert Organisierungspläne Von Saulo Colon Während die AFL-CIO in Chicago mit ihrer Spaltung beschäftigt war, kam in Long Island, New York, das National Day Laborers Organizing Network (NDLON; Nationales Netzwerk zur Organisierung der Tagelöhner) zu seiner dritten US-weiten Konferenz zusammen, um zu debattieren, Strategien zu entwickeln und Pläne für zukünftige Organisierungsbemühungen zu schmieden. Vom 27. bis 31. Juli 2005 verwandelten 200 Tagelöhner - 29 Workers Centers aus 12 Bundesstaaten hatten Delegierte geschickt - ihr bislang relatives loses Netzwerk in eine US-weite Organisation. Pablo Alvardo, nationaler Koordinator des NDLON, erläuterte dessen Zielsetzung: Es gehe darum, »die Arbeit der lokalen Gruppen zur Organisierung der Tagelöhner zu stärken und auszuweiten ..., um effektiver und strategischer in Hinsicht auf die Entwicklung von Leitungskompetenzen zu werden, um die Rechte von NiedriglohnarbeiterInnen und ImmigrantInnen auszubauen, und um erfolgreiche Modelle der Organisierung von befristet und in Zeitarbeitsverhältnissen beschäftigten migrantischen ArbeiterInnen zu entwickeln«. Die Konferenz der NDLON fand in Hempstead, Long Island, statt, um Tagelöhner vor Ort zu unterstützen. In den vergangenen Jahren litt die wachsende Anzahl von dort ansässigen TagelöhnerInnen unter Entführungen, Schlägereien sowie Vertreibungen durch die Regierung. Ein Teil der Konferenz war der Aufgabe gewidmet, drei Community-Foren - in Long Island, Westchester County und New York City - zu organisieren. Die Tagelöhner und ihre Verbündeten nahmen darüber hinaus an einem »Marsch für Würde« und einer »Friedenswache« teil, die von dem NDLON-Mitglied The Workplace Project organisiert worden war. Dieses Projekt, ein Workers Center in Long Island, organisiert Tagelöhner seit Anfang der 1990er Jahre. Die ArbeiterInnen gaben ihrer Wut über die Angriffe durch BürgerInnen und die Regierung Ausdruck, u.a. indem sie skandierten »Kein Mensch ist illegal!« Demokratie von Bedeutung Ein Großteil der Debatte während der Konferenz befasste sich mit der Umwandlung des NDLON in eine formale Organisation. Einige TeilnehmerInnen gaben ihrer Befürchtung Ausdruck, dass formale Strukturen die bisherige, aktivistisch ausgerichtete und demokratische Arbeitsweise des NDLON verändern könnten. Der strategische Plan des NDLON trägt diesen Belangen Rechnung, indem die Entwicklung der »Fähigkeiten der Workers Centers zu einer demokratischen Arbeitsweise« als eines der Hauptziele bestimmt wird. Der Plan betont darüber hinaus die Geschlechter-Gleichheit als ein wesentliches Ziel; viele der neuen Mitglieder des NDLON-Beirats sind bereits Aktivistinnen aus der Latino-Community. Tagelöhner machen einen wesentlichen und wachsenden Anteil der US-amerikanischen Beschäftigten aus, insbesondere nachdem 1994 das North American Free Trade Agreement (NAFTA) unterzeichnet wurde. Die Verbindung aus der Dezimierung von Arbeitsplätzen in Mexiko, die die Beschäftigten unter Druck gesetzt hatte, Jobs in den USA zu suchen, und ausbeuterischen US-amerikanischen Unternehmern hat ein Potential extrem verletzbarer migrantischer Arbeitskräfte geschaffen. Bedrohungen nehmen zu Eine Studie der Northeastern University kommt zu dem Schluss, dass »MigrantInnen, die die Hälfte der neu in den Arbeitsmarkt eingetretenen Arbeitskräfte stellten, in der jüngsten Zeit entscheidend zum aktuellen ökonomischen Aufschwung der USA beigetragen« hätten. Wie Andrew Sum, Direktor des Center for Labor Market Studies, der Washington Post jüngst berichtete, wäre die US-Ökonomie »ins Stocken geraten ohne diese neuen Immigrantinnen, die ohne Papiere hier sind und immer noch mehr an Steuern zahlen, als sie an Dienstleistungen in Anspruch nehmen«. Während MigrantInnen ohne Papiere ein fester Bestandteil der zur Verfügung stehenden Arbeitskräfte werden, nehmen die Drohungen ihnen gegenüber stetig zu. Ende Juli nahmen Ermittler des Bureau of Immigration and Customs Enforcement (ICE; Immigrations- und Zollbehörde) in North Carolina 48 MigrantInnen ohne Papiere in einer verdeckten Operation fest. Die Beamten, die sich als Referenten der Occupational Safety and Health Administration (OSHA; Behörde für Arbeitsschutz und Gesundheit) ausgegeben hatten, lockten die ArbeiterInnen zu einem vermeintlichen obligatorischen Sicherheitstraining, wo diese dann alle verhaftet wurden. Sowohl die OSHA als auch das Arbeitsministerium verurteilten die Operation, die lediglich dazu führe, das Vertrauen zwischen migrantischen Arbeitskräften, die oft die gefährlichsten Jobs hätten, und den Vertretern der OSHA zu zerstören. Angaben des Arbeitsministeriums zufolge ist die Zahl von Todes- und Unglücksfällen am Arbeitsplatz unter Arbeitskräften aus Lateinamerika und Afrika um 40 Prozent höher als unter den einheimischen Arbeitskräften. Übersetzung: Kirsten Huckenbeck Quelle: Labor Notes, September 2005 Erschienen im express, Zeitschrift für sozialistische Betriebs- und Gewerkschaftsarbeit, 9/05 |