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Updated: 18.12.2012 16:09

Tansania

Internationale, gewerkschaftspolitische Meldungen, die wir aus Newsgroups oder über Kontakte, KooperationspartnerInnen bzw KorrespondentInnen bekommen haben. Viele sind auf Englisch, manche in anderen Sprachen. Meist nicht woanders zu finden.
Übrigens: Internationale Nachrichten aus speziellen Branchen sind auch auf den jeweiligen Branchen- Seiten zu finden!

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Lehrerstreik trotz Regierungsdrohungen fortgesetzt new

"Am Montag traten in Tansania Zehntausende Lehrer in einen unbefristeten Streik für höheren Lohn. Die Lehrer fordern, dass verschiedene Zulagen massiv erhöht und ausstehende Lohnzahlungen geleistet werden. Die Regierung droht mit Strafen, weil bestimmte Fragen vor Gericht anhängig seien und der Streik deswegen illegal. Rund 200.000 Gewerkschaftsmitglieder hatten sich fast einstimmig für Streik ausgesprochen. In Tansania streikten in diesem Jahr bereits tausende Ärzte in öffentlichen Krankenhäusern im Februar und im Juni. Die Inflationsrate in Tansania liegt zwischen 17 und 18 Prozent" - aus der Meldung "Zehntausende Lehrer in Tansania streiken" externer Link in den Rote Fahne News vom 31. Juli 2012.

Siehe dazu auch: "Tanzania: Teachers Divided Over Strike" externer Link ein redaktioneller Beitrag in den Tanzania Daily News vom 01. August 2012 in dem auch Streikende zu Wort kommen - vor allem aber über jeweils lokale Streikbeteiligung und nicht berichtet wird...

Landklau verhindern helfen!

Ein Unternehmen mit dem zeitgemäßen Namen AgriSol Energy will in Tansania über 325.000 Hektar Land kaufen. Begründung: Das Agrarpotenzial des Landes entwickeln und nutzen. Sowieso, genau, nur: Es gibt jetzt Kritiker, die meinen, es ginge den ehrenwerten Herrschaften eher um ihre Kohle als um das Potenzial Tanzanias, und der tansanischen Regierung trauen sie auch nicht über den Weg. Diese KritikerInnen sind rund 160.000 Menschen, die in dem Gebiet wohnen -zumeist Flüchtlinge aus Burundi, die seit Jahrzehnten hier ein neues Leben begonnen haben. Deshalb gibt es jetzt eine internationale Protestkampagne "Stop Imminent Land Grab That Threatens More Than 162,000 People in Tanzania" externer Link am 19. Oktober 2011 vom Oakland Institute ausgerufen.

Biotreibstoff genug. Essen nicht

Wie anderswo auch: Biotreibstoff wird in Plantagenwirtschaft produziert - Kleinbauern verlieren Land, es wird weniger Nahrung produziert. Für den "Fall Tanzania" gibt es jetzt eine ausführliche Fallstudie vom März 2010 bei IUFOST, seit kurzem in Englisch: "Impacts of Biofuel Production on Food Security" externer Link pdf-Datei.

Massenvertreibung: Die Jäger kommen

Globalisierung im Kapitalismus ist auch das: Reiche jagen in Afrika. In diesem Fall investiert dafür ein arabisches Unternehmen und hat seit 1992 von der tansanischen Regierung Land gepachtet. Weil aber damals der "Skandal von Loliondo" aufgedeckt wurde - das ist sowohl dem Namen des Bezirks, als auch der Tatsache geschuldet, dass es wohl einige höhere Beamte gab, die sich umstimmen ließen - wurde nicht sofort etwas aus dem Deal - also jetzt ein neuer Versuch. Mit dem Problem: Auf dem Gelände liegen 8 Dörfer, im wesentlichen von Massai-Schafhirtenfamilien bewohnt. Denen soll es jetzt gehen, wie asiatischen Küstenbewohnern im Zuge der "Nachtsunami" Rekonstruktion: Weg mit ihnen, was in der Eventkulturstadt geht, geht auch im Eventtourismus. Und da es nicht mehr 1992 ist, gibt es auch einen Grund: Die Schafhirten sind ökologische Schädlinge. Deshalb waren Polizei, Wildhüter und Privatschergen der Ortello Business Corporation (OBC) im massiven Einsatz. Schlagen, treten und prügeln, Häuser anzünden und Lebensmittelvorräte vernichten - alles für die Umwelt...Dass OBC einen ganz besonders umweltfördernden Großflughafen im Pachtgelände baut muss dann nicht mehr besonders erwähnt werden. Tansanische Frauenorganisationen und das "Pastoralist Forum" haben sich die Entwicklung vor Ort angesehen und rufen zur Solidarität auf, mit ihrer Pressemeldung "Gross violations of human rights and citizenship rights in NGORONGORO district carried out on behalf of the private investor" pdf-Datei vom 27. August 2009.

Lehrerstreik verboten - Unterricht fand nicht statt

Am Montag den 13. Oktober liess sich die tansanische Regierung von einem Gericht den geplanten Lehrerstreik der Gewerkschaft TTU verbieten - an öffentlichen Schulen dürfe nicht gestreikt werden, urteilten die Richter. Daraufhin gab es am Dienstag landesweit Versammlungen der TTU, auf denen die Gewerkschaft diesen Beschluss bekannt gab - und den Streik absetzte. Was keineswegs im Sinne der Mitgliedschaft war: Verschiedene Berichte betonen die Empörung großer Mehrheiten der organisierten LehrerInnen mit diesem "Kniefall" - in Daressalam gingen sogar die PKW der Gewerkschaftssekretäre in Flammen auf. Am Mittwoch streikte zwar niemand - aber die LehrerInnen hielten sich zwar in den Klassenzimmern auf, aber keinen Unterricht ab. Währenddessen müht sich die TTU, juristisch gegen das Streikverbot vorzugehen, wird in dem redaktionellen Beitrag "Teachers' go-slow paralyses learning countrywide" externer Link vom 16. Oktober 2008 in der Zeitung "The Citizen" berichtet.

Unternehmerverband gegen Mindestlohn

Unternehmer in Afrika sind vor allen Dingen eins: Unternehmer. Und als solche haben sie die Logik "Mindestlöhne vernichten Arbeitsplätze" nicht importieren müssen. Jetzt hat die Regierung Tanzanias den Mindestlohn - nach fünf Jahren - erhöht: von 41 auf 140 Dollars im Monat. Der Industriellenverband schlug sofort Alarm - das koste Arbeitsplätze. Natürlich sei man für eine Erhöhung des Mindestlohns, aber das sei zuviel und keiner habe sie gefragt. Und dann geben sie Zahlen an, die besagen, dass der neue Mindestlohn deutlich über jenen von diversen anderen Ländern mit Billigarbeitskräften liege. Was die besonders klugen Herrschaften vielleicht übersehen haben: Ihre eigenen Zahlen weisen aus, dass seit 2002 bis jetzt in Tanzania der geringste Mindestlohn aller angeführten Länder bezahlt wurde. Da konnten sie mindestens fünf Jahre lang billigst produzieren - und so soll es eben immer weitergehen...Die moderne Perspektive der Marktwirtschaft, andauernde Armut für immer mehr Menschen nämlich, wird von dem Bericht über das Industriellen-Statement unfreiwillig dokumentiert: "Dar Employers Against Minimum Wage Increase" externer Link von Joseph Mwamunyange im "East African" vom 14. Januar 2008 (gespiegelt bei "Allafrica").

Gewerkschaftsbund: Mit Entlassungen gibt es keine Demokratie

Der Gewerkschaftsbund TUCTA nimmt die Regierung wörtlich: Ein besseres Leben für alle in Tanzania ist die Parole der CCM-Regierungspartei. Davon, so der Gewerkschaftsvorstand, könne keine Rede sein, wenn private Unternehmen Arbeiter wegen zu hoher Lohnkosten entlassen dürften: dies wäre nicht nur undemokratisch, sondern würde auch den Regierungsslogan zur Farce machen. Die Regierung sei dazu verpflichtet sowohl zu sichern, dass alle Arbeiter ihre Jobs behielten, als auch dass die Einkommen im privaten Sektor ansteigen. So - und manchem der "kleinere Übel" Tarifverträge am Fliessband unterschreibt zur Pflichtlektüre - berichtet in dem Artikel "TUCTA decries workers lay off in private sector" externer Link Wankyo Gati am 15. Dezember 2007 in der "Arusha Times".

Sterben für die Goldprofite - Widerstand wird organisiert

Am 1. Juni wurde Kieva Yohanna von Sicherheitskräften der Barrick Gold Corporation fünf Mal in den Rücken geschossen und starb an Ort und Stelle - nicht das erste Opfer des kanadischen Multis, seitdem im Jahre 2001 die Vertreibung der Anwohner zugunsten einer neuen Goldmine in Nordtanzania begann. Die Bulyanhulu Goldmine in der Nähe von Mwanza (beim Victoriasee) beschäftigt heute 900 Arbeiter und hat dazu beigetragen, dass Tanzania - nach Südafrika und Ghana - der drittgrösste Goldförderer Afrikas ist. Aber: Seitdem 2004 die Arbeiten begannen, sind bereits sechs Menschen den privaten Sicherheitsdiensten oder der Antiaufruhr-Einheit der Polizei zum Opfer gefallen. Im Juli letzten Jahres kam es - nachdem ein Mann erschossen worden war, dem Benzindiebstahl vorgeworfen wurde - zu heftigen Protesten in der Region, bei denen viele Menschen verhaftet wurden, von denen einige noch nach einem Jahr gefangen sind. Festnahmen ohne Verfahren sind bereits seit 2001 an der Tagesordnung. Der Rechtsanwalt Tundu Lissu versucht schon seit Jahren, internationale Solidarität für die BewohnerInnen der Region zu organisieren, seitdem - unter Verantwortung der kanadischen Gesellschaft Sutton Inc, die später von Barrick aufgekauft wurde - 12 Goldsucher den Tod in den Flammen fanden. Der (englische, hiermit kurz zusammengefasste) Bericht "More Tanzanians die for Canadian owned gold mine" externer Link von Tracy vom 17. Juni 2006 beim alternativen kanadischen Infoportal "leftnews".

In den Goldminen von Bulyanhulu lebendig begraben ? The Men Who Moil For Gold

Eine internationale Delegation, die im April 2002 die Goldminen des tanzanischen Bulyanhulu besuchen wollten, wurde der Zugang verwehrt. Gewerkschafter, Pressemenschen und Menschenrechtler mussten wieder gehen. Die kanadische Gesellschaft Barrick Gold hatte Kahama Mining aufgekauft - und befand alle Vorwürfe, bei der Installation der Zeche 1996 seien Zehntausende vertrieben worden und 52 "illegale Goldgräber" lebendig begraben, seien widerlegt. In den 90er Jahren waren diese Goldfelder Überlebensgarantie für zehntausende von Familien im viertärmsten Land der Welt. Bis 1994 der IWF von Tanazania forderte, die Felder der Exploration durch internationale Gesellschaften frei zu geben... Die kanadische Organisation Miningwatch hat eine Artikelreihe von Stephen Kerr und Kelly Holloway aus dem "Varsity and Atkinsonian" Magazin vom 15.4.02 dokumentiert, die einen angeblich geklärten Fall neu aufrollen: The Men Who Moil For Gold pdf-Datei

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