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Updated: 18.12.2012 15:51 |
"Unser Verbrechen ist ganz einfach: Wir sind selbstorganisierte Arme..." Eine Jugendgruppe versammelt sich: in der Town Hall des Kennedy Road Bezirks in Durban. Wie oft in der Vergangenheit, organisierte SlumbewohnerInnen sind seit 2005 hier aktiv. Plötzlich: Eine große Gruppe Männer, zunächst ungefähr 40, mit Buschmessern und Prügeln dringt ein, es kommt zu ausgesprochen brutalen Angriffen, schwer Verletzte Jugendliche liegen am Boden. Die Anwohner der Region Kennedy Road haben seit einiger Zeit eine (unbewaffnete) eigene Schutztruppe, die vor Kriminalität schützen soll und halblegale Schänken schliessen hilft. Einige ihrer Mitglieder kommen dazu und versuchen, zu trennen - da gibt es Tote. Die Polizei schaut zu, ebenso wie der örtliche ANC Stadtrat und seine Leute - in einer folgenden Pressekonferenz geben ANC und Polizei gemeinsam bekannt, die organiserten SlumbewohnerInnen seien für die Gewalt verantwortlich, und nachdem sie mehere Tage lang zugesehen haben, wie Hütten und Häuser von dem Mob in Brand gesteckt wurden, nehmen sie eine Reihe Mitglieder der Schutztruppe fest, auch solche die an jenem ersten Tag, vergangenen Samstag, nachweislich wo ganz anders waren. Der Mob, der mit rassistischen und nationalistischen Parolen durch den Stadtteil zieht, wird von der Polizei nicht behelligt, verschiedenes weist daraufhin, dass die örtliche ANC-Organisation zumindest involviert ist. Zu diesem erneuten Aufflammen rassistischer Attacken in Südafrika und der Frage ihrer politischen Hintermänner unsere aktuelle Materialsammlung "Verbrechen Selbstorganisation" vom 1. Oktober 2009. Das Verbrechen Selbstorganisation Die Ereignisse von Durban sind in verschiedenster Hinsicht weder Einzel- noch Zufall. Die gesamte Entwicklung der südafrikanischen Gesellschaft seit 1994 produziert in wachsendem Ausmaß solcherart Entwicklungen - und bisher ist keine Tatsache sichtbar, nach der das durch den Personalwechsel des ANC verändert wäre, es bleibt, zumindest bisher, ein Personalwechsel. Um sich Einblick in die Hintergründe dieser Entwicklung zu verschaffen, bietet sich der Artikel "South Africa's "Developmental State" Distraction" von Patrick Bond in Band 1/2008 der marxistischen Zeitschrift Mediation an. Dieser Beitrag versucht einerseits eine lesenswerte Gesamtanalyse, zum anderen bietet er auch eine ganze Reihe von Hinweisen auf die besondere Problematik des Wohnungsbaus - eine der wichtigsten Fragen dieser aktuellen Auseinandersetzung. Eine Serie von Konfrontationen Dass dies kein Einzelfall der aktuell verschärften Repressionen gegen stark anwachsenden sozialen Protest ist, dafür hier nur ein Hinweis, ein Auszug aus einer aktuellen Pressemitteilung der Metallarbeitergewerkschaft NUMSA: "NUMSA CONDEMNS POLICE SHOOTING OF SERVICE DELIVERY PROTESTERS! 01 October 2009 The National Union of Metalworkers of South Africa (Numsa) condemns the irresponsible shooting of innocent and armless service delivery protesters today 1 October 2009, in Standerton, Mpumalanga province by SA police. We firmly believe that communities, including workers have a right to vent their grievances and frustrations through popular mass action and protests as encoded in our constitution consistent with our nascent democratic order. The usage of state apparatus particularly police to silence dissent and brutalise our people is reminiscent of the old apartheid style tactics to stagnate popular change and transformational agenda". Es geht also nicht etwa nur um Durban oder die Provinz Kwa Zulu, Mpumalanga ist die Provinz, in der auch Johannesburg liegt und von Kapstadt lassen sich ebenfalls ähnliche Meldungen finden. Khayelitsha in Kapstadt ist der drittgrößte Slum Südafrikas und ebenfalls Dauerbühne von sozialen Auseinandersetzungen (Khayelitsha heisst auf Xhosa Neue Heimat) und hier als Beispiel die Meldung "The 'Mandela Park 23' to appear in Khayelitsha Magistrates court tomorrow at 9am" bei der Anti Evictioncampaign am 20. September 2009 publiziert. Die überfallene Gruppierung "Abahlali baseMjondolo" hat auf ihrer Homepage eine, vor allem aus einer ganzen Reihe von Videofilmen bestehende Dokumentation über die Vorgänge zusammengestellt "The Attack on AbM in Kennedy Road" . Eine kurze Chronologie der Ereignisse Die erste Meldung über Überfall und Todesopfer war "Kennedy Road Development Committee Attacked - People Have Been Killed" am 27. September 2009. Zwei Tage später "The ANC Has Invaded Kennedy Road" vom 29. September, worin in aller Klarheit auf die Hintermänner der blutigen Aktion verwiesen wird. In dem aktuellen Beitrag "Update from Kennedy Road" vom 1. Oktober verweist Abahlali vor allem auf zwei Sachverhalte: Zum einen steht der Bezirk unter der Kontrolle von Jackson Gumede, dem lokalen ANC-Sekretär und, wie sie es ausdrücken "and his armed mob", zum zweiten - und dies wendet sich gegen eine immer breiter werdende Medienkampagne - das das "Safety Committee" (der Anwohner, das für die Vorkommnisse verantwortlich sein soll) keineswegs eine "undurchsichtige Einheit" sei, sondern in Zusammenarbeit mit der örtlichen Polizei entwickelt. Weltweite Solidarität - Aufruf zur Beteiligung! Aus allen Ecken dieser Welt erfahren die Abahlalis Solidarität, so zum Beispiel "Slum Dwellers International Statement on the Attacks on Kennedy Road Settlement, Durban, South Africa" vom 1. Oktober 2009 - dem Zusammenschluß von SlumbewohnerInnen. Soziale Bewegungen und Netze aus Ländern wie Neuseeland, England oder den USA, bekannte Personen der Globalisierungskritik aus akademischen Kreisen haben sich ebenso protestierend und solidarisierend zu Wort gemeldet, wie kirchliche Kreise (aus Deutschland etwa Misereor). Eine besondere Aufmerksamkeit wird diesen Ereignissen naheliegenderweise in zahlreichen afrikanischen Ländern gewidmet, so war einer der ersten Blogs, der den Angriff vermeldete der nigerianische "The Majority World Blog" der am 30. September vermeldete "Shack dwellers' struggle" . Auch "squattercity" berichtet regelmässig. Die weltweite "An Open Letter to Jacob Zuma" Petition steht kanpp vor Unterzeichner 1.000 - das ist das kurzfristige ziel, um die Sache einzureichen - also, Unterschreiben! Zusammengestellt von hrw |