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Updated: 18.12.2012 15:51
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Slowakei: Unterstützt den entscheidenden Arbeitskampf beim Büropapierhersteller Neusiedler

Am Montag, 01. November 2004, um 14:30 Uhr MEZ hielten in Ruzomberok (Zentralslovakei) die ArbeiterInnen des aus Österreich stammenden multinationalen Konzerns Neusiedler eine Protestversammlung ab.


Wir, die Priama akcia (IAA Slowakei), bitten euch, die Aktion, den gesamten Streiks und die Forderungen der ArbeiterInnen zu unterstützen, indem ihr Solidaritäts-Emails an sie schickt. Ausserdem schickt bitte Protest-Emails und Faxe an die Firma in der Slowakei, ebenso wie an die
nationalen Niederlassungen von Neusiedler (die haben Geschäfte in Österreich, Ungarn, Russland, Südafrika, den Niederlanden, Deutschland, Frankreich, Spanien, Italien, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Grossbritannien, der Ukraine, Polen, Bulgarien, Tschechien, den USA und Israel - siehe http://www.neusiedler.com).

Es wäre toll, wenn ihr auch eine Protestaktion vor deren nationalen Niederlassungen abhalten könntet.

Zum Hintergrund

Hier etwas zum Hintergrund des Kampfes: Im September 2004 wurde bei Neusiedler in Ruzomberok ein Petitionskomittee (PK) von fünf Leuten gegründet. Es war das erste Mal, dass eine Beschwerde öffentlich und nicht heimlich gemacht wurde. In wenigen Tagen erreichte es dieser Ausschuss, dass ihre Forderungen (Lohnerhöhungen usw.) mit 1.200 Unterschriften - also 90% der ArbeitnehmerInnen - unterstützt wurden.

Mehrere Generalversammlungen fanden statt, auf denen die Gründung einer neuen Gewerkschaft diskutiert wurde, zusammen mit Statuten, Sozialprogrammen, Entwürfen für Kollektivvereinbarungen und anderem (Im November wurde die Gewerkschaft mit 350 Mitgliedsanträgen unter dem Namen Papier angemeldet).

Im Oktober wurde das Petitionskomittee zu etwas eingeladen, was sie für Verhandlungen mit dem Management der Firma hielten. Wie dem auch sei, was passierte war, dass sie eine fristlose Kündigungnerhielten wegen der Verbreitung von schlechtem Ansehen der Firma in der Slowakei und im Ausland, was eine grobe Verletzung der Arbeitsdisziplin darstelle.

All dass, nur weil das Petitionskomittee das in der slowakischen Verfassung garantierte Beschwerderecht wahrgenommen hat! Der Pförtner führte sie in ihre Werkstätten, wo sie ihre Sachen packen mussten und vor das Fabriktor geleitet wurden. Heute wurden insgesamt neunzehn Mitglieder von Papier und dem Petitionskomittee entlassen.

Es gab noch weiteres abscheuliches Verhalten von seiten des Managements (Bedrohung von Leuten, dass sie nicht in den neuen Gewerkschaft mitmachen, Entlassungsdrohungen gegen die Ehepartner von bereits gefeuerten ArbeiterInnen,...). Ausserdem gab es solches Verhalten auch von seiten der eigentlichen GewerkschaftsvertreterInnen (Belästigung von Leuten, dass sie an keinen Aktionen teilnehmen sollen, Verwendung schmutziger Tricks und Anrufe an Feiertagen, um sie zu überreden der Gewerkschaft Papier nicht beizutreten,...).

Die Forderungen der ArbeiterInnen

1. Sofortiger Stop der Entlassungen
2. Wiederruf der Abmahnungen der ArbeitnehmerInnen, die sich an den neuen Gewerkschaften beteiligen und Wiederzulassung der Mitglieder des Petitionskomittees
3. Anerkennung der neuen Gewerkschaft und Nichtbestrafung der Mitglieder für ihre Aktivitäten
4. Erfüllung der Forderungen des Petitionskomittees

Wir glauben, dass die Unterstützung dieses Kampfes in der Slowakei entscheidend ist, da es das erste Mal ist, dass die Leute die bürokratischen Gewerkschaften los werden wollen und versuchen neue, offenere Gewerkschaften zu gründen. Zum Beispiel sind die Funktionäre der neuen Gewerkschaft jederzeit abrufbar (das ist in anderen Gewerkschaften nicht möglich), sie werden nach dem durchschnittlichen Arbeitslohn der jeweiligen Fabrik bezahlt (überall sonst ist es
erheblich mehr), die Entscheidungen werden auf Generalversammlungen getroffen (bei anderen Gewerkschaften ist das selten, aber nicht unmöglich), und vor allem haben sie einen kämpferischen Geist (sie machen erste Schritte notfalls einen Streik und eine Besetzung der Firma zu organisieren), und sie sind offen für jede neue Idee, wie die Dinge auf effektive Weise besser gemacht werden könnten, einschliesslich der anarchosyndikalistischen).

Falls sie den Kampf gewinnen, kann das einen riesigen Präzendezfall für zukünftige Gewerkschaftskämpfe und die Gewerkschaftsorganisation bedeuten.

Priama akcia hat Kontakte zu der Gewerkschaft Papier hergestellt und unterstützt deren Kampf. Wir bitten all LeserInnen dieser Nachricht das ebenso zu tun und die Information so weit wie möglich zu verbreiten. Aktionen bei den nationalen Niederlassungen von Neusiedler zu machen
wäre eine grossartige Hilfe für die ArbeiterInnen. Wir gehen davon aus, dass ihr wisst, dass ein solcher Kampf auch ein psychologischer ist und dass sich viele ArbeiterInnen unter Druck gesetzt fühlen dass die Drohungen von seiten des Managements und der bestehenden Gewerkschaft
ihren Willen zum Kampf zu schwächen scheinen! Was sie verzweifelt brauchen, ist das Gefühl dass sie nicht alleine sind und dass der Bedrohung nachzugeben die Sache nur noch schlimmer macht!

Was du tun kannst

Wir haben einen Beispielbrief angehängt, den du an das Management von Neusiedler in Ruzomberok (Slowakei) schicken kannst. Deren Email lautet miloslav.curilla@neusiedler.com und hovorca@neusiedler.com.

Oder du rufst den Direktor der Firma in Ruzomberok (Slowakei) an unter +421 44 432  5724 (die Telefonzentrale hat +421 44 436 1111).

Faxe können geschickt werden an +421 44 432 7701.

[Die Adressen von Neusiedler in Österreich und Deutschland sind:

Neusiedler AG
Holding,
A-3363 Ulmerfeld-Hausmening,
Telefon: +43/7475/500-0,
Fax: +43/7475/500-2106,
service@neusiedler.com

Neusiedler Deutschland GmbH,
Feringastraße 13,
D-85774 Unterföhring,
Telefon: +49/89/417 68-0,
Fax: +49/89/417 68-105,
infoline@neusiedler.com]

(Für jede Solidaritätsaktion schickt uns bitte eine Kopie oder sag uns kurz bescheid, so dass wir das den ArbeiterInnen montags auf der Protestversammlung mitteilen können).

Und es wäre super, wenn du eine kurze Solidaritäts-Email an die ArbeiterInnen schicken könntest (an die Email-Adresse von `Priama Akcia` oder an die Email-Adresse an eines der Mitglieder des
Petitionskomittees und der Gewerkschaft Papier: sativa@zoznam.sk).

Wenn du mehr wissen willst, melde dich.

Im Auftrag von
Priama akcia - IAA Slovakei,
Michal Tulik
(Internationaler Sekretär)

Priama akcia - Internationale ArbeiterInnen Assoziation
Po Box 16
840 08 Bratislava 48
SLOVAKIA
pa_intersec@yahoo.com

Übersetzung: Allgemeines Syndikat Koblenz der FAU-IAA, Freie Arbeiter-Union - Internationale ArbeiterInnen Assoziation, Postfach 20 10 06, D-56010 Koblenz


Beispielbrief:

Sehr geehrte Damen und Herren,

ich schreibe Ihnen (im Auftrag von ...................) um meine Solidarität mit den Forderungen der ArbeitnehmerInnen von Neusiedler SCP a.s. Ruzomberok (Slowakei) auszudrücken.

Ich/Wir bin/sind entsetzt von der Situation bei Neusiedler SCP  a.s. zu hören.

Ich/Wir fordern Sie auf die Entlassungen sofort zu stoppen, die Abmahnungen der ArbeitnehmerInnen zurück zu nehmen, die sich in der neuen Gewerkschaft engagieren, sowie die Wiederzulassung der Mitglieder des Petitionskomittees, die Anerkennung der neuen Gewerkschaft, die Nichtbestrafung ihrer Mitglieder für ihre Aktivitäten und ausserdem die Erfüllung der Forderungen des Petitionskomittees.

Weiterhin protestiere/n ich/wir gegen die totalitären Praktiken von Neusiedler SCP, inklusive der Einschränkung des Grundrechts der ArbeiterInnen auf gewerkschaftliche Organisierung, der Bedrohung und Einschüchterung von Gewerkschaftsmitgliedern und ihrer Angehörigen!

Ich/wir unterstütze/n vollends die Forderungen ihrer ArbeitnehmerInnen und ich/wir warne/n davor, dass ihre Praktiken Ihrer Firma in der Slowakei und im Ausland schaden können. Ich/wir möchten sie daraf aufmerksam machen, dass wir über die Situation und die Entwicklungen gut informiert sind. Erfüllen sie das, was ich/wir als berechtigte und rechtmäßige Forderungen der weitgehenden Mehrheit der ArbeiterInnen ansehe/n!

Stoppen Sie Ihre Angriffe auf die Gewerkschaft und damit auf die verfassungsmässigen Rechte!


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