NamPower versinkt im Streik
Arbeitsbedingungen ungenügend
In Namibia gibt es immer mehr wilde Streiks. Derzeit streiten sich vor allem streikende Lehrkräfte mit Gewerkschaftsführungen und der Regierung. Artikel von Sebastien Nekyia in der Jungle World vom 15. November 2012 . Aus dem Text: „Im multiethnischen Staat Namibia ist die soziale Ungleichheit groß. Eine vitale Streikkultur sorgt derzeit dafür, dass staatlich anerkannte Gewerkschaften in eine Legitimationskrise geraten. Seit Ende Oktober streiken Staatsbedienstete an Namibias Schulen und Krankenhäusern für eine Gehaltserhöhung. Insbesondere der Streik der Lehrerinnen und Lehrer hat bereits für große Konflikte gesorgt. Weil der Streik nicht von der verhandlungsführenden Gewerkschaft NANTU unterstützt wird, wurde er am 2. November gerichtlich verboten und für illegal erklärt. Seit Juni verhandelten die Gewerkschaft der Staatsbediensteten NAPWU sowie die Lehrergewerkschaft NANTU mit der Regierung über eine Gehaltserhöhung. Am Freitag vergangener Woche wurde von den verhandlungsführenden Gewerkschaften ein Tarifabschluss erzielt, der Gehaltserhöhungen in Höhe von acht Prozent sowie die Erhöhung verschiedener Zulagen vorsieht. Lehrerinnen und Lehrer an Namibias staatlichen Schulen beklagen seit langem unzumutbare Arbeitsbedingungen, viele leben in armen Verhältnissen…“ Siehe dazu
- Allgemeine Zeitung aus Namibia
Diverse Artikel in dieser deutschsprachigen Zeitung beschäftigen sich mit den derzeitigen Streiks in den unterschiedlichen Branchen. Z.B.
- Nun streiken auch noch die Piloten
- Eine Handvoll Lehrer harrt weiter aus
Leiharbeit beschäftigt Gericht: Richter müssen prüfen, ob Regulierung unternehmerische Freiheiten einschränkt
Ist die Regulierung der Leiharbeit ein Eingriff in die unternehmerische Freiheit von Arbeitsvermittlungsagenturen oder eine notwendige Maßnahme gegen die Ausbeutung von befristet beschäftigten Angestellten? Diese Frage muss nun das Obergericht klären. Artikel von Marc Springer in der Allgemeinen Zeitung aus Namibia vom 28.09.2012
Wüstenwunder
Namibia: Bedingungsloses Grundeinkommen in Kalahari-Dorf. Pilotprojekt schafft Arbeit und fördert lokale Wirtschaft. Regierende SWAPO will Vorzeigemodell einstampfen. Artikel von Christian Selz aus junge Welt vom 09.12.2011 , dokumentiert beim Friedensratschlag. Siehe dazu im LabourNet Germany: Diskussion > (Lohn)Arbeit > jenseits der "Arbeitsgesellschaft" - Diagnose und Perspektiven > Existenzgelddebatte > Bedingungsloses Grundeinkommen international: Grundeinkommen in Namibia
20 Jahre danach
20 Jahre nach der Unabhängigkeit Namibias - 20 Jahre Regierung der SWAPO - ziehen viele Bilanz, im Lande selbst, wie auch unter jenen, die bis dahin den Befreiungskampf unterstützten. Manche Bilanz fällt sehr bitter aus: "Geldverleiher, Schuldeneintreiber und Eckkneipen - das sind meiner Meinung nach die drei Wirtschaftszweige, die in den letzten 20 Jahren am meisten gewachsen sind" schreibt etwa LY im New Worker. Auf der anderen Seite gibt es eine sozialwissenschaftliche Feierstunde, deren Videoaufzeichung dennoch heftige Debatten dokumentiert und einen Artikel im australischen Links, in dem die realpolitische Wendung der SWAPO nachgezeichnet wird.
- "Namibia : 20 years and counting ...." von LY im New Worker vom 14. April 2010
- "Namibia Debate" Videoaufzeichnung vom 7. April 2010 (in zwei Teilen, insgesamt ca 2 Stunden, Englisch) der gemeinsamen Veranstaltung von "Friends of Namibia UK" und der Royal African Society mit zahlreichen kritischen Publikumsbeiträgen.
- "Namibia: Reflections on 20 years after independence" von Jade McClune am 23. März 2010 bei Links.
Leiharbeit wird verboten
Man muß kein Fan der Regierungspartei SWAPO sein, um einiges in Namibia anzuerkennen, was es in der Bananenrepublik Deutschland nicht gibt: ein Grundeinkommen etwa für Menschen wenigstens auf dem Lande und - laut Urteil des Obersten Gerichtshofes - ab kommendem Jahr das Verbot der Leiharbeit. Die Regierung hatte ein entsprechendes Gesetz erlassen, das von dem Unternehmen Africa Personnel Services (APS) per Verfassungsklage angefochten worden war - die drei Richter lehnten die Klage einstimmig ab. APS - das sich natürlich ausschließlich um die Arbeitsplätze sorgte, worum auch sonst - beschäftigt rund 8.000 der immerhin 16.000 ZeitarbeiterInnen, die in Namibia (ca 2 Millionen einwohnerInnen) registriert sind. Der Artikel "Labour Hire Banned" von Denver Isaacs in der Zeitung The Namibian vom 4. Dezember 2008 macht jedenfalls Lust darauf, die namibische Regierung doch zu bitten, eine Entwicklungshilfe-Delegation in die BRD zu schicken in Sachen soziale Verfassung.
Geschwächte Gewerkschaftsbewegung: gewerkschaftliche Bilanz nach 18 Jahren Unabhängigkeit
Anläßlich einer Konferenz in Oslo über die Entwicklung von Gewerkschaften und den Versuch, sie theoretisch aufzuarbeiten, wurde auch die Entwicklung des namibischen Gewerkschaftsbundes NUNW analysiert. Seit dem Befreiungskampf aufs engste mit der SWAPO verbunden, blieb die Föderation dies auch in den 18 Jahren der Unabhängigkeit. Ergebnis dieser Aufgabe der gewerkschaftlichen Autonomie: Eine tiefe Krise der schrumpfenden Gewerkschaftsbewegung. Was hier notwendigerweise sehr kurz und damit schematisch skizziert wird, wird ausführlich dargestellt und belegt in dem Beitrag "Between revolutionary rhetoric and class compromise: Reflections on the Namibian labour movement" von Herbert Jauch vom namibischen Labour Resource and Research Institute (LaRRI) im Mai 2008.
Gewerkschaften: In Treue fest?
Wieder einmal gibt es in Namibia den Versuch, eine neue politische Partei zu gründen - die Rally for Democracy and Progress, ein Projekt einer auf dem Kongress der regierenden SWAPO 2004 unterlegenen Strömung. Der Präsident des Gewerkschaftsbundes NUNW Alpheus Muheua sagte dazu, zwar könne jeder in jede Partei gehen, aber wenn im SWAPO Vorstand Entscheidungen gefällt würden, sei die Gewerkschaft stets Teil dieser Beschlusslage. Und dies in einem Land, wo immer noch der Staat die meisten Menschen beschäftigt, was die Gewerkschaften vor erhebliche Akzeptanzprobleme stellt - weshalb auch der vorherige Gewerkschaftspräsident und der ehemalige Generalsekretär zu den "Abgängen" zählen, berichtet in "Union badmouths new political party" Christof Maletzky im "The Namibian" vom 20. November 2007.
Interview mit einem namibischen Gewerkschafter - Unser Prinzip: "Wohlstand für alle"
Alfred Angula ist Generalsekretär der Namibian Farm Workers Union (NaFWU). Kaspar v. Loeben hat mit ihm über die Schwierigkeiten, gesprochen, die die Organisierung der besonders rechtlosen Landarbeiter in Namibia siebzehn Jahre nach der Unabhängigkeit bedeutet. Die Gewerkschaft zählt ca. 12.000 Mitglieder, darunter ein hoher Anteil von Saisonarbeitern aus den Weinanbaugebieten Namibias. Interview von Kaspar v. Loeben in der NRhZ-Online - Neue Rheinische Zeitung vom 10.10.2007
Safariparks zerstören die Landwirtschaft - Gewerkschaftssekretär Alfred Angula im Gespräch über die Kämpfe von Namibias Landarbeitern
Alfred Angula ist Generalsekretär der Gewerkschaften der LandarbeiterInnen (NaFWU) und der Hausangestellten (NDAWU) in Namibia. Für eine Veranstaltung des Arbeitskreises Internationalismus der IG Metall kam der Gewerkschafter während seiner Deutschlandtour auch nach Berlin. Mit ihm sprach Peter Nowak für das ND am 05.10.2007
Gespaltener Gewerkschaftskongress
In den frühen Morgenstunden des 1.Mai endete der vierte nationale Kongress der National Union of Namibian Workers mit dem aussetzen verschiedener Abstimmungen, Streit um die Zusammensetzung des Vorstandes und politischen Differenzen zwischen den Einzelgewerkschaften, die so heftig waren, dass die Polizei gerufen wurde, um "die Ordnung" wieder herzustellen. Der Hintergrund ist die "Suspendierung" des Gewerkschaftsbunds-Generalsekretärs Peter Naholo, die von einigen Gewerkschaften unterstützt, von anderen zumindest in Frage gestellt wird. Verschärft wurde der Gegensatz durch die Absetzung auch des Tagungsvorsitzenden, der dem suspendierten Naholo das Wort erteilen wollte. Die Lehrergewerkschaft Namibia National Teachers' Union (Nantu) und die Bergarbeitergewerkschaft Mineworkers' Union of Namibia (MUN) verlangten klarheit über die gründe der Suspendierung, die ÖD-Gewerkschaft Namibia Public Workers' Union (Napwu) und die Lebensmittelgewerkschaft Namibia Food and Allied Workers' Union (Nafau) wollten keinerlei weitere Debatte. Naholo hatte in einer Presseerklärung unterstrichen, es gäbe keine offizielle Haltung des Gewerkschaftsbundes zur "Nujoma-Affäre" (der Vorwurf, Expräsident und Swapo-Ehrenvorsitzender Sam Nujoma habe im April 1989 die Verantwortung für den Mord an zahlreichen Swapo-Kämpfern mitgetragen) - dies als Antwort auf ein Gewerkschaftsbundkommunique, das sich auf die Seite jener stellte, die Nujomas Unschuld verteidigen. Daraufhin wurde er "suspendiert". In den Tagen danach war die Bewertung des Kongresses entsprechend unterschiedlich: während die gewerkschaft der LehrerInnen das ganze eine Farce nannten, meinte der neugewählte Vorstand, die namibischen Arbeiter seieh jetzt "vereinter denn je". Was auch immer die konkrete Sachlage bezüglich Sam Nujoma sein mag, deutlich ist, dass es für Gewerkschaften immer extrem schädigend ist, wenn sie sich einer Partei unterordnen - das ist auch der Tenor im (englischen, hiermit sehr kurz zusammengefassten) Bericht "NUNW Divisions Deepen" von Christof Maletsky vom 2. Mai 2006 in der Zeitung "The Namibian" gespiegelt bei "allafrica".
Die Ramatex-Saga
Ramatex ist der grösste Textilbetrieb Namibias mit rund 3.000 Beschäftigten. Im März 2005 drohte die Firmenleitung eine Zulieferfirma zu schliessen, weil diese aufgrund eines Boykott-Aufrufs der Internationalen Textilarbeitergewerkschaft Umsatzrückgänge zu verzeichnen habe. Der Arbeitsminister meinte, das werde Namibia-intern geregelt (Souveränität), die namibische und die internationale Gewerkschaft beeilten sich zu versichern, sie hätten keinesfalls zum Boykott aufgerufen (Arbeitsplätze). Kurz: Ein Fall, an dem sich einige grundlegende Probleme der heutigen Welt mit aller Deutlichkeit zeigen. In einem (englischen) Artikel "The Ramatex Saga - an Analysis" in der Zeitung "New Era" vom 8.April 2005 hat Herbert Jauch von LarrI (Labour Resource and Research Institute) diese Entwicklung analysiert.
Illegal Streikbrecher angeheuert
Streikbrecher anheuern ist nach namibischem Recht verboten: gerade das aber hat die Geschäftsleitung der "Namib Mills" jetzt getan. Nachdem der Streik der rund 200 Beschäftigten wegen Lohnzahlungen und -erhöhungen drei Wochen andauert, haben sie am 11.Dezember 2004 40 Tagelöhner aus der Provinz angeheuert - denen gesagt wurde, sie bekämen einen Aushilfsjob im privaten Sicherheitsgewerbe. Zur Überraschung der Betroffenen mussten sie dann stattdessen auf dem Firmengelände LKWs beladen. Die Gewerkschaft Namibia Wholesale and Retail Workers Union (NWRWU) gab ihnen zu verstehen, dass sie als illegale Streikbrecher betrachtet würden. Der (englische) Bericht "Namib Mills Strike Standoff Deepens" von Petros Kuteeue für die Tageszeitung "The Namibian" vom 13. Dezember 2004 im Portal "Allafrica"
Bad Labour Relations: a Worker's Perspective (Schlechte Arbeitsbeziehungen - der Standpunkt eines Arbeiters)
Johannes T. Kangandjera, Aktivist der Mineworkers Union of Namibia stellt in einem (englischen) Artikel für die Wochenzeitung "New Era" vom 15.Oktober 2004 den Standpunkt eines Gewerkschafters bei der Debatte um die zunehmenden Streiks im Lande und vor allem um das neue Arbeitsgesetz dar
Wildcat strike sees Ramatex grind to a halt (Ein wilder Streik stoppt die Spindeln bei Ramatex)
(engl.) Bericht von Chrispin Inambao für die Tageszeitung "The Namibian" vom 22.April 2003 über den Streik wegen Lohnerhöhung der 3.000 Beschäftigten des grössten namibischen Textilherstellers. Als der Generalsekretär der Namibian Food and Allied Workers' Union (Nafau), Cuana Angula, die Streikenden aufforderte weiter zu arbeiten, da der Streik illegal sei, kam es zu Auseinandersetzungen |