letzte Änderung am 12. Dez. 2002 | |
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Dezember 2002
Der Segelhersteller North Sails Lanka (PVT) Ltd. hat in Sri Lanka im Rahmen eines Arbeitskonflikts in diesem Jahr über 200 ArbeiterInnen entlassen. Der Kampf um die Wiedereinstellung dauert noch an. Das Unternehmen ist Hersteller, Händler und Exporteur von Boots- und Surfsegeln sowie Segelbekleidung und -zubehör.
In der Fabrik, die in der Freihandelszone Katunayake angesiedelt ist, waren ursprünglich 350 ArbeiterInnen beschäftigt, davon 300 Frauen. Neben ihrem monatlichen Basislohn erhielten die ArbeiterInnen Qualitätszuschläge, Produktivitätszuschläge und Anwesenheitsprämien. Diese Zuschläge sind angesichts der im Verhältnis zu den Löhnen sehr hohen Lebenshaltungskosten in Sri Lanka absolut überlebensnotwendig.
Im März 2002 wurde eine neue Geschäftsleitung eingesetzt, welche die Zahlung des Qualitätszuschlags veränderte, indem es diesen an den Produktionszuschlag koppelte. Da der Produktivitätszuschlag nur gezahlt wird, wenn hoch angesetzte Produktionsziele erreicht werden, wurden Mitglieder des Betriebsrates auf Beschluss der Belegschaft mehrfach bei der Geschäftsleitung vorstellig und machten ihre Einwände geltend. Dennoch setzte die Geschäftsleitung das neue System durch, ohne die Forderungen der ArbeiterInnen zu berücksichtigen.
Die ArbeiterInnen traten daraufhin am 29. März in Streik, worauf das Management mit der Schließung der Fabrik reagierte. Als die ArbeiterInnen gegen die Schließung protestierten, kündigte das Management zunächst die Wiederaufnahme der Produktion an, zog diese Ankündigung aber zwei Tage später wieder zurück und gab mit dem selben Schreiben vom 3. April die Suspendierung von 12 ArbeiterInnen bekannt, darunter auch Mitglieder des Betriebsrates.
Nun folgten einige Vermittlungsgespräche vor den zuständigen Stellen beim Arbeitsministerium und der Industriebehörde Board of Investment. Am 8. April erfolgte hier eine vorläufige Einigung zwischen den Parteien auf der Grundlage des geltenden Arbeitsrechts. Die Geschäftsleitung sprach jedoch anschließend Kündigungen gegen 7 der 12 zuvor suspendierten Beschäftigten aus, die sie als Rädelsführer für die Streiks betrachtete. Alle weiteren Bemühungen des Betriebsrates um eine Verhandlungslösung und Wiedereinstellung der betroffenen Beschäftigten blieben erfolglos.
Nach weiteren Auseinandersetzungen zwischen Belegschaft und Unternehmen schloss am 27. Juni das Management die Fabrik von Neuem, öffnete sie dann am 1. Juli wieder, sprach aber gleichzeitig die Kündigung von 122 ArbeiterInnen aus, darunter alle, die sich noch in der Probezeit befanden. Insgesamt hat das Management inzwischen 207 Leute entlassen bzw. behandelt sie als entlassen. Die Vermittlungsstelle beim Arbeitsministerium hat mehrere Verhandlungstermine angesetzt, zu denen das Management nicht erschien.
Schließlich schien sich doch noch eine Wende in der Politik des Unternehmens abzuzeichnen. Nach einem Treffen mit Mitgliedern einer deutschen Gewerkschaftsdelegation, die sich gerade im Rahmen eines Austauschprogramms in Sri Lanka befand, sowie auf internationalen Druck, der in Briefen an das Management zum Ausdruck kam, hatte dieses, offensichtlich in Sorge um das Image des Unternehmens in den Käuferländern, am 8. Oktober vor der Vermittlungsstelle des Ministeriums erklärt, es sei bereit, alle ArbeiterInnen, die dies individuell schriftlich verlangten, ohne Bedingungen wieder einzustellen.
Ende Oktober allerdings hat das Management von den 80 ArbeiterInnen, die entsprechende Briefe geschrieben haben die Übrigen haben sich bereits zurückgezogen bzw. neue Arbeit gesucht , ungefähr sechs zu sich zitiert und ihnen mitgeteilt, sie würden wieder eingestellt, wenn sie die Erklärung unterzeichnen, einige namentlich benannte Schlüsselfiguren aus der Arbeiterschaft hätten die ArbeiterInnen zum Streik genötigt. Die ArbeiterInnen weigerten sich, dies zu unterschreiben.
Die Maßnahmen des Unternehmens deuten darauf hin, dass das Management lediglich auf Zeit spielt und nicht wirklich die Absicht hat, alle ArbeiterInnen wieder einzustellen. Damit lässt sich zusammenfassend feststellen, dass über 200 ArbeiterInnen der Geschäftspolitik dieses Managements zum Opfer fielen, indem dieses sie durch die Ablehnung der Forderung nach Beibehaltung des bisherigen Qualitätszuschlags zum Streik provoziert hatte.
Etliche der ArbeiterInnen, die nun ihre Arbeit verloren haben, waren fast 10 Jahre lang bei North Sails beschäftigt und finden nun wegen ihres Alters nur noch schwer eine andere Arbeit. North Sails hat Verkaufsstellen in Australien, Österreich, Brasilien, Chile, Zypern, Dänemark, Estland, Finnland, Frankreich, Deutschland, England, Griechenland, Hong Kong, Ungarn, Israel, Italien, Japan, Südkorea, Malta, Holland, Neukaledonien, Neuseeland, Polen, Portugal, Singapur und Slowenien.
Wir bitten GewerkschafterInnen, AktivistInnen, KonsumentInnen und potentielle KonsumentInnen von North Sails-Produkten, Briefe an die Verkaufsstellen in ihrem Land zu schreiben, in denen gefordert wird, Druck auf das Unternehmen auszuüben, die ArbeiterInnen wieder einzustellen und mit der Gewerkschaft zu verhandeln.
North Sails Windsurfing GmbH
Seeshaupter Straße 60
82377 Penzberg
Tel: 08856/901-461
Fax: 08856/901-460
Mr. Joseph Helmberger
Chairman
North Sails Lanka (Private) Limited
KEPZ, Phase 2, Ring Road 3
Katunayake, Sri Lanka
Telephone: 94-1-252378-9
Fax: 94-1-252470-
E-mail: info@nslanka.lk
Mr. Mahinda Samarasinghe
Hon. Minister of Employment and Labour
Labour Secretariat
Colombo 5, Sri Lanka
Telephone: +94-1-59 73 84 58 92 67
Fax: +94-1-58 89 50
In Solidarität,
Anton Marcus
General Secretary FTZWU (Free Trade Zone Workers Union), Sri Lanka
Kelly Dent
tieasia@sri.lanka.net
Fax: +94-74-61 77 11
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