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Updated: 18.12.2012 15:51
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Eine Nacht in Cerro al Lambro...

Geschichten von außergewöhnlichen Kämpfen gegen die Unternehmer, die wollen, dass die Arbeiter »gratis« arbeiten... Vor allem wenn es sich um »keine Italiener« handelt und die Bullen, die sie verprügeln, die Arbeiter natürlich, nicht die Unternehmer...

Die Schlagstöcke machen ihnen keine Angst mehr. Die Arbeiter, hauptsächlich MigrantInnen, der Genossenschaft Papavero, die an das GLS Logistikzentrum bei Cerro al Lambro in der Gegend von Mailand verpachtet werden, begegnen erhobenen Hauptes den Bullen, die vom Unternehmer gerufen worden sind, um den Streikposten zu durchbrechen und den LKWs die Einfahrt ins Logistikzentrum zu ermöglichen. Genützt hat die Prügelorgie gar nichts, weil keine Streikbrecher da sind, um die Waren abzuladen. Nichts hält diese Arbeiter mehr auf, weder die Schlagstöcke der Bullen, noch die Drohungen des Unternehmers, alle zu entlassen, falls sie nicht zur Arbeit zurückkehrten.

Unbeirrt führen sie den Kampf für ihre Rechte und gegen die Ausbeutung weiter. Für 280 Arbeitsstunden monatlich werden ihnen tausend Euro bezahlt, die Überstunden sind unbezahlt, und um den Fiskus zu umgehen werden Spesen angegeben, die nicht vorhanden sind und auch nicht ausbezahlt werden, mit Hunderten von nicht versteuerten Stunden.

«Wir haben nur unser Streikrecht ausgeübt, ein Grundrecht. Vielmehr frage ich mich», erklärt Fulvio Di Giorgio von der Basisgewerkschaft Slai Cobas, «warum die Polizei, die mit den Steuergeldern bezahlt wird, nur das Eigentumsrecht, die LKWs hineinfahren zu lassen, verteidigt und nicht das Recht der Arbeiter auf einen gesetzeskonformen Arbeitsvertrag». Für die Polizei hingegen handelt es sich um eine "unbewilligte Demonstration", und abgesehen von den beiden verletzten Arbeiter, die im Spital gelandet sind, wird es auch noch Strafanzeigen geben. Natürlich nicht gegen die Unternehmer, die Steuern hinterziehen, sondern gegen die kämpfenden ArbeiterInnen und ihre UnterstützerInnen.

Beim Angriff der Bullen haben die Manifestanten gerufen: «Wir fordern Arbeit. Sie schicken uns die Bullen. Das ist ihre Demokratie!», und zum Schluss der gemeinsame Sprechchor der Arbeiter, Italiener und Migranten: «Das Proletariat hat keine Nation! Internationalismus! Revolution!»

Anbei, in deutscher Übersetzung, ein Flugblatt mit der Chronik des Bullenangriffs.

Video des Polizeiangriffs auf die ArbeiterInnen Video Datei

Informationsquellen:


Eine Nacht in Cerro al Lambro...

Cerro al Lambro [...] ist in der Nähe von Mailand. Wir sprechen von GLS [einem Logistikunternehmen] und einer Genossenschaft, wo die Arbeiter, fast alles Migranten (zum grossen Teil Afrikaner) sich vor einigen Tagen gegen die Übergriffe und die extreme Ausbeutung aufgelehnt und dabei einen ersten Sieg errungen haben. Aber mit Hilfe aller Niederträchtigen, die auf dem Buckel der Arbeiter leben, angefangen von den Bullen, sind die Unternehmer zum Gegenangriff übergegangen.

Und so haben die Arbeiter mit Unterstützung der SLAI-COBAS und vieler anderer Proleten (auch «Italiener») einen neuen Streik organisiert. Mit einem Streikposten vor dem Werk, um die Einfahrt der Lastwagen zu verhindern.

Hier die Chronik der Ereignisse: Freitag, 12. Februar 2010

20.17 Uhr: Die Kollegen, die für den Streikosten von 20 Uhr gekommen sind, haben eine Mauer von Polizei angetroffen, welche die Eingänge zum Unternehmen belagern. Gegenwärtig sind etwa 70 Leute beim Streikposten, und weitere sollten noch kommen.

20.37 Uhr: Die Polizei hat bereits zweimal angegeriffen, aber für den Moment hält der Streikposten.

20.50 Uhr:Nach dem dritten Angriff sind Kollegen am Kopf verletzt, aber der Streikposten hält durch...

21.22 Uhr: Ein Kollege befindet sich in der Notfallklinik, aber der Streikposten steht noch immer! Er hat sich sogar verstärkt. Alle Lastwagen sind blockiert.

22.14 Uhr: Die Polizei hat Verstärkung bekommen. Von Neuem hat sie mit Gewalt angegriffen und hat erstmals den Streikposten durchbrochen. Es gibt weitere Verletzte, und eine Gruppe von Kollegen ist von den andern abgetrennt. Die Lastwagen fahren ins Werk, aber es gibt fast niemanden, der arbeitet...

22.40 Uhr: Der Streikposten ist durchbrochen, eine Gruppe von Kollegen bleibt isoliert und wird wiederholt von den Carabinieri angegriffen.

23.44 Uhr: Die Kollegen sind noch immer in zwei Gruppen geteilt und werden von der Polizei bewacht. Die Lastwagen sind hinein gefahren um abzuladen, aber drinnen hat es keine Arbeiter, die bereit sind weiterzuarbeiten. Das Lager steht darum still, und der Unternehmer kann sich mal... Die andern Arbeiter, die für die neue Nachtschicht eingetroffen sind, weigern sich hineinzugehen, trotz der der Aufforderungen der niederträchtigen Chefs. Die Feiglinge in Uniform haben alles Material der Kollegen beschlagnahmt: Wasser, Nahrungsmittel, Feuertonnen...

(Fortsetzung folgt)


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