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Updated: 18.12.2012 16:00 |
Online-Streikposten gegen Kündigungen bei IKEA: Website unter Beschuss Der Schwedische Riese ist nach den Kündigungen in Piacenza und einem gewerkschaftlichem Kampf, der seit Tagen mit Demonstrationen und Auseinandersetzungen auf der Straße vorangeht, weiter unter Beschuss. Übersetzung eines Textes von Alessandro Delfanti, in: il Fatto Quotidiano, 8.11.2012 Wenn das Internet für Konsument*innen-Feedback genutzt wird, sollte mensch sich sicher sein, einen guten Ruf zu haben. Andernfalls passiert das, was im Fachjargon als „epic fail“ bezeichnet wird: ein Kardinalfehler, eine Bauchlandung mit Pauken und Trompeten. Das ist die Lektion, die IKEA in diesen Tagen erteilt bekommt, wenn auf dessen Website spazioalcambiamento.it [Anm.: Raum für Veränderung; siehe exakt: http://www.spazioalcambiamento.it/manifest ] das Äquivalent zu Streikposten entsteht – nur online eben. [Anm. der Redaktion LabourNet: Die Webseite spazioalcambiamento.it war zumindest am Sonntag, 11.11.12: 12:08 nicht erreichbar!] Hunderte Personen überfluten das Forum dieser Site, um Kund*innen des Schwedischen Riesen dazu aufzurufen, ebenfalls ein hochtrabendes „Manifest für Veränderungen“ zu schreiben. Pech für die Seite, wenn diese so aufgebaut ist, dass die Kommentare in Form von bunten Sechsecken aufscheinen, sodass sich eines in das andere fügt und die Site überfüllt ist mit tausenden Kommentaren wie „Arbeit für alle, mit Würde!“, „Eine Schande! Wiedereinstellung für die gekündigten Arbeiter*innen!“, „behandelt entweder eure Arbeiter*innen gut (alle!) oder vegesst mein Geld. For ever“, „Arbeiter*innen ausbeuten, um wenig für Möbel zu zahlen, ist keine Lösung, es ist das Problem“ und auch Beschimpfungen auf Schwedisch mit einem abschließenden „übersetzt euch das“. Kurzum, die Veränderung, die die User*innen von IKEA fordern, betrifft die Rechte der Arbeiter*innen. Gestern hat IKEA in der Tat angekündigt, dass aufgrund der Mobilisierung der Verladearbeiter*innen im logistischen Zentrum in Piacenza nun das Arbeitsvolumen vorübergehend gekürzt wird. Die Verladearbeiter*innen sind bei einem Konsortium von Kooperativen beschäftigt, das die gigantische Lagerhalle, die IKEA-Filialen in ganz Südeuropa bedient, unter Vertrag hat. Diesen Kooperativen zufolge wird die Entscheidung von IKEA die Kündigung von 107 Arbeiter*innen zur Folge haben. Wie bereits erwähnt, auf der Site von IKEA fehlt es nicht an Ironie: In einem Kommentar ist zu lesen „lieber IKEA, wer Elend und Repression sät, wird Aufstand ernten. Dennoch hübsch eure Seite ;)“. In der Tat, wenn der Ruf so ist, wie er ist, bleibt angesichts dessen, dass in diesen Tagen die social networks voll sind mit Empörung und Protesten gegen das Verhalten des Unternehmens, nur mehr eine Lösung: den Raum für Teilnahme und Einbeziehung der Kund*innen schließen. Ein ganz schönes Problem für einen multinationalen Konzern, der in seinem „friendly“-Immage eine seiner Stärken hat. Ganz zu schweigen von der Tatsache, dass sehr viele Internet-User*innen, die über die Geschehnisse in Piazenza empört sind, bereits begonnen haben unverholen von Boykott zu sprechen. Sechsecke wie „Boykottiere IKEA! Rechte und Wiedereinstellung der Arbeiter*innen von Piacenza“ überschwemmen die Site. Darüber hinaus beginnen die Arbeiter*innen der Verkaufsstellen Informationen über weitere Probleme im Unternehmen zu veröffentlichen, wie etwa „IKEA Padua macht einwöchige Verträge“. An dieser Stelle reicht vielleicht nicht mehr eine neue Kommunikationsstrategie, um den epic fail auszubügeln, sondern IKEA wird seine Beschäftigungspolitik ändern müssen. Weitere Infos:
Eine Info von Mayday Wien : MAYDAY! MAYDAY! no borders! no precarity! in einer Mail an die Redaktion des LabourNet Germany vom 10.11.2012 |