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Die ersten Reaktionen von der Gewerkschaftslinken auf das in der konzertierten Aktion von Regierung, Telecom Italia-Vorstand und der CGIL-CISL-UIL-Bürokratie getroffene Abkommen faßt der folgende Artikel aus der kleinen kommunistischen Tageszeitung “Liberazione” vom 30.3.2000 zusammen.
Die Reaktion der Gewerkschafter:
“Es wird auch die Fallschirme für die Überschüssigen geben, aber die Unsicherheiten in bezug auf die Zukunft nehmen zu.” Für Nerina Benuzzi vom SLC-Sekretariat1 Mailand und Exponentin des Bereiches der Kommunisten in der CGIL2 und Mitinitiatorin der <vereinigten CGIL- /d.Ü.>Gewerkschaftslinken stellt dieses Telecom-Abkommen, auch wenn es einerseits “sichert”, andererseits ernste Fragen. Fragen, fügt sie hinzu, die die CGIL, “die immer den Diskurs über die Qualität der Entwicklung vertreten hat” zum Nachdenken bringen müßten. Und stattdessen ? “Und stattdessen ist dieses Abkommen vollständig auf die Kostenfrage verkürzt. Von denen ein Teil – es ist wichtig das zu sagen – von der Staatskasse getragen werden.” Und das schon deshalb, weil es nicht nur die 5 300 mit langer Mobilität (“Begleitung” bis zum Tag der Rente) zu betrachten gibt, sondern auch die cassa integrazione für diejenigen, die nicht innerhalb der Gesellschaften der Unternehmensgruppe versetzt werden. Und das alles natürlich ohne all die Anreize und Steuerleichterungen, die Colaninno für die 6 200 Einstellungen kassieren wird. Kurz <Ministerpräsident /d.Ü.> D’Alema hat der Telecom gerade ein schönes Geschenk gemacht. Man hat fast Mühe zu glauben, daß die Telecom wirklich ein privates Unternehmen ist. “Hier, fangen wir bei diesen Phantom-Einstellungen an”, fordert Luciano Barberi, gewerkschaftlicher Repräsentant bei der Telecom in Neapel. “Welche Sicherheiten gibt es, daß sie alle auf unbestimmte Zeit erfolgen werden ?” Die Furcht der Arbeiter ist also auf die Zukunft gerichtet. “Welche Zukunft hat dieses Unternehmen ?”, fragt sich Osvaldo Barba, ebenfalls von der Telecom Neapel.
Aber sprechen wir wirklich von einem strategischen Sektor ? Die Telecom ist das führende Unternehmen auf drei bedeutenden Feldern der sog. New Economy: Datenübertragung, Mobiltelefone und Internet. Und doch ist es nicht leicht den Eindruck zu vermeiden, daß dieses Abkommen zwar das “best”mögliche gewesen sei, aber für ein sich voll in der Krise befindendes Unternehmen ! Doch nach dem, was Colaninno erzählt, der Investitionen in Höhe von 30 Billionen Lire <gut 30 Mrd. DM> versprochen hat, ist gewiß kein Unternehmen in der Krise. “Er hat 2 000 Einstellungen in Süditalien versprochen”, unterstreicht Benuzzi, “aber Vorsicht vor vorschneller Begeisterung. Wenn man die Zahl liest, muß man die gesamte Aktivität der Gruppe in Betracht ziehen.”
Im Gegensatz zur üblichen Praxis wird das unterzeichnete Abkommen von den Arbeitern nur schwer zur Diskussion gestellt werden können. Auf den Versammlungen wird man der reinen Ratifizierung beiwohnen. Und doch ist die Unzufriedenheit unter den Arbeitern mit Händen zu greifen. “Diese Unzufriedenheit muß auf den Versammlungen ein sichtbarer Ausdruck verliehen werden. Die Arbeiter müssen abstimmen und müssen ihrer Stimme Gehör verschaffen”, erklärt Barba. “Vergessen wir nicht, daß noch ein Termin vor uns liegt. Der an dem der Einheitstarifvertrag der Telekommunikation abläuft, bei dem die Telecom darauf hofft, ein niedrigeres ökonomisches Verhandlungsergebnis nach Hause zu bringen.” Für Nerina Benuzzi kann der Kampf um das Telecom-Abkommen nichts anderes sein als ein Kampf der gewerkschaftlichen Linken innerhalb der SLC-CGIL.
Fabio Sebastiani
Übersetzung und erläuternde Anmerkungen: Antifa-AG der Uni
Hannover und Gewerkschaftsforum Hannover
1 Die SLC ist die “Gewerkschaft der Kommunikationsarbeiter” innerhalb des größten italienischen Gewerkschaftsbundes CGIL, der früher der italienischen KP nahestand heute aber als rechtssozialdemokratisch bezeichnet werden muß. Die SLC hatte laut eigenen Angaben Ende 1999 91 000 Mitglieder.
2 Der “Area die comunisti” oder auch “Area programmatica die comunisti nella CGIL” ist eine von drei Strömungen der Linken innerhalb der CGIL. Sie ist diejenige unter diesen, die am engsten mit Rifondazione Comunista (offiziell: Partei der kommunistischen Neu/be/gründung) verbunden ist. Sie ging auf dem letzten CGIL-Kongreß im Sommer 1996 aus einer Abspaltung der Alternativa sindacale (Gewerkschaftliche Alternative) hervor, deren Mitglieder zwar ebenfalls fast alle Rifondazione angehören, die aber auf mehr Eigenständigkeit von der Partei pocht. Zu den Kräfteverhältnissen: Alternativa sindacale stellte auf dem CGIL-Kongreß nach der Spaltung ca. 12,5% der Delegierten, der Area die comunisti ca. 2,5% und die kleine, kaum organisierte Strömung von (höheren) Apparatlinken “Cara CGIL” (Teure CGIL) ca.1,8%. Seit September 99 läuft nun angesichts des Kriegserfahrung und der fast vollkommenen Selbstaufgabe der CGIL-CISL-UIL-Bürokratie den recht erfolgreichen Versuch die linken Strömungen in der CGIL zusammenzufassen und dabei – mit Blick auf den nächsten CGIL-Kongreß im Sommer 2001 - auch viele bisher indifferente Mitglieder bzw. Gefolgsleute und Funktionäre der rechten Mehrheit einzubeziehen. (In CISL und UIL gibt es seit langem keinen linken Flügel mehr.)
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