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Zum Verlauf der linken 1.Mai-Manifestation in Rom schreibt "il manifesto" am 3.5.2000:

Die andere Demo

Viele Leute und viele Fremde auf der piazza Navona

Cinzia Gubbini - Rom

Wer hatte das erwartet ?  Der von der Basisgewerkschaftsbewegung und verschiedenen italienischen und ausländischen Realitäten initiierte "1.Mai des Kampfes" hat eine unerwartete Beteiligung erfahren. Der Demozug, der von der piazza Esedra zur piazza Navona führte, wo es am Nachmittag auch ein Konzert gab, hat sich Sichtbarkeit und Gehör verschafft. 60 000 Leute1 haben auf Saubohnen und Pecorino verzichtet. Sie haben den Mayday auf der piazza verbracht, hinter dem Spruchband "Internationalistischer und kämpferischer 1.Mai 2000 - Ion gewidmet" (dem rumänischen Arbeiter, der vom padrone auf der Baustelle verbrannt wurde, weil er gerechtere Arbeitsbedingungen gefordert hatte).

Es war eine unnormale Front, die sich zusammengefunden hatte, um auf den von CGIL-CISL-UIL gewollten Jubel-1.Mai zu antworten. Außer von Cobas und SinCobas sowie der Nationalen Koordination der RSU-Delegierten ist die Demo von der Antirassistischen Assoziation 3.Februar, von Socialismo Rivoluzionario2, vom centro sociale Officina 99 in Neapel und von der Toskanischen Antagonistischen Bewegung organisiert worden. Aber zusammen mit dieser in den Auseinandersetzungen mit der institutionellen Linken traditionell kritischen Konstellation waren auch Rifondazione Comunista der Region Lazio, die Partei der Grünen des Lazio, ARCI gay-lesbica und sehr viele durch die Verteidigung der Rechte der Arbeiter und durch die Notwendigkeit die symbolische Bedeutung des 1.Mai zu bekräftigen vereinte Stimmen dabei.

Das sind dieselben Themen wie bei der am Morgen von der CGIL-Gewerkschaftslinken Roms, von Carta, ARCI und Legambiente Lazio in der piazza Navona abgehaltenen Kundgebung.

Und so hat der 1.Mai einmal mehr eine konkrete Gelegenheit dargestellt, um das sichtbar zu machen, was die Welt der Arbeit ist: Es marschierten die Prekären. Viele Ausländer klagten die Heuchelei bezüglich der Schwarzarbeit derjenigen an, denen es nicht gelingt eine Aufenthaltserlaubnis zu bekommen. Da waren die von denselben Mechanismen der "Lockerung" der Garantien bedrohten Arbeiter des öffentlichen und des privaten Sektors, die Schüler und Studenten - Protagonisten der neuen Formen der Gewöhnung an immer frühzeitigere und immer weniger garantierte Arbeit sowie Zeugnisse der genetischen Veränderung, die in der öffentlichen Schule im Gange ist, die den Erfordernissen des Marktes entsprechend neu entworfen wird. Und es waren die Arbeiter der Staatlichen Eisenbahn (FS) da, die in einem tapferen Kampf gegen die von den konföderalen Gewerkschaften unterschriebenen Abkommen engagiert sind. An der Spitze die ehemaligen Arbeiter von Goodyear, die in Massen entlassen wurden, weil der multinationale US-Konzern unwiderruflich beschlossen hat den Laden dichtzumachen. Eine universelle piazza also, die sich da um die Bühne auf der piazza Navona versammelt hat.

In erster Linie wegen der massenhaften Präsenz von Migranten (Senegalesen, Phillippinos, Peruaner), die Echo eines Südens der Welt sind, der seinen Raum verlangt, aber wegen der Vielfalt der vertretenen Forderungen. Vom sozialen Einkommen über das "Recht zu lieben" und das Recht auf eine Wohnung bis hin zum Kampf um die Umwelt. "Es gibt eine neue antikapitalistische Front im Embryonalzustand", hat Piero Bernocchi von den Cobas3 gesagt. Die Niederlage der Linken <bei den Regionalwahlen am 16.4.2000 /d.Ü.> ist nicht unsere." Über allem steht der Appell, daß man eine "einheitliche Linie" findet, um den antisozialen Referenden am 21.Mai eine Niederlage beizubringen.

Übersetzung und erläuternde Fußnoten:  Antifa-AG der Uni Hannover und Gewerkschaftsforum Hannover



1 Der Italien-Korrespondent der "Jungen Welt", Cyrus Salimi-Asl, spricht in der jw vom 2.5.2000 von 20 000 Teilnehmern. Die Nationale Koordination der RSU-Delegierten auf der Startseite ihrer Homepage (http://www.ecn.org/coord.rsu/) von "über 30 000 Personen", die sich an der Manifestation beteiligt haben.

2Revolutionärer Sozialismus = Relativ große und recht aktionistische ehemals trotzkistische Organisation mit Ortsgruppen in ca. 20 italienischen Städten, die politisch zwischen den Linksdemokraten und Rifondazione comunista steht.

3 Bernocchi ist der historische Kopf der Cobas scuola (Basiskomitees der Schule), die vor einem Jahr 6% der Lehrer(innen) organisierten, inzwischen aber durch mehrere erfolgreiche Streiks noch stärker geworden sind. Bernocchi ist zugleich einer der beiden nationalen Sprecher der vor gut einem Jahr von den Cobas scuola und Cobas aus anderen Bereichen (z.B. Post, Telekommunikation...) gegründeten Confederazione Cobas.


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