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Die Arbeiter und Gewerkschaftsbewegung im Iran. Teil 2 von 3

Die Revolution (1979-1982) und die Arbeiterräte

Von: Djalal Mahmoudzadeh

 

Vom Jahre 1953 (er Rückkehr des " Schah" aus dem Exil) bis zum Beginn der Revolution 1979, herrschte absolute diktatorische Macht in der Gesellschaft.
Davon waren die Arbeiterbewegung und politische Organisationen am meisten betroffen Eine Periode, in der für die Arbeiterbewegung langjährige Stille die Folge war.

Als die Revolution im Jahre 1979 begonnen hatte und die politische Macht des Schah Regimes dadurch geschwächt wurde, hat die Arbeiterbewegung sich in anderen politischen Kampfformen geäußert und organisiert. Es war kein Wunder, daß die Gewerkschaftsbewegung sich nicht mehr als eine der politischen Kampfformen durchsetzen konnte. Wenn überhaupt irgendein Versuch dafür unternommen wurde.

In dieser spannenden politischen Lage jener Zeit, als alles politisch unklar und undurchsichtig war und vor allem die Arbeiter in den meisten Betrieben die Produktion und den Vertrieb von Waren unter Kontrolle gehabt hatten, gab es keine Möglichkeiten für die Gewerkschaften sich zu reorganisieren.

Die Arbeiterräte und die Vollversammlungen als neue Kampfformen haben sich in kurzer Zeit verbreitet. In über einhundert Betrieben sind Arbeiterräte registriert worden. Von April 1979 bis Februar 1980 haben ca.150 Streiks, Demonstrationen und Kundgebungen stattgefunden.

Die Betriebe in der Erdölindustrie haben vernetzte Strukturen. Besonders in Städten wie Teheran, Tabriz, Abadan,Ahwaz, Schiraz und Kermanschah. Sie bestehen aus fünf Branchen, Forschung- Produktion, Raffinerie, Inlandvertrieb und Kommunikation, Petrochemie und Export.
Im Jahre 1979 wurden in der "Raffinerie Teheran" die Streikkomitees gegründet. Dieser Betrieb bestand durchschnittlich aus jungen Arbeitern und könnte eine große Rolle in der Erdölarbeiterbewegung spielen. Das Streikkomitee in der Raffinerie Teheran war eine Grundlage für weitere Komitees in Städten wie Ahwaz und Abadan.
Hauptziel der Streikkomitees war die Gründung der Arbeiterräte. In manchen wurden parallel zwei Räte für Arbeiter und Angestellte organisiert. Anschließend haben sich die Streikkomitees zusammengeschlossen und sie haben die zentralen Arbeiterräte in der Erdölindustrie gegründet.

In anderen Branchen sind gleichzeitig mehrere Arbeiterräte entstanden., wie:

1. Vereinigte Arbeiterräte Ost- Teheran. Diese bestanden aus 30 Betrieben wie Philips, Bayer, Behring und Höchst.

2. Vereinigte Arbeiterräte West- Teheran. Diese bestanden aus 13 Betrieben.

3. Später wurde in Teheran, Gazwin, Tabriz und Esfahan eine Organisation für Arbeitslose und Arbeitsuchende unter dem Namen" Haus der Arbeiter" gegründet. Diese Organisation hat teilweise neue Arbeit für Arbeitslose vermittelt. Sie funktionierte ganz unbürokratisch und hatte eigentlich mehr informativen Charakter.
Es fand am 1.Mai 1980 in Teheran eine große Demonstration mit ca. einer halben Millionen Teilnehmern statt. Sie haben organisatorisch eine große Rolle gespielt. Die Regiemeleute mit Hilfe des Militärs haben die Arbeiterhäuser mit Gewalt gestürmt. In Teheran konnten die Arbeiter Widerstand leisten und das Gebäude des Arbeiterhauses behalten

4. Vereinigte Arbeiterräte in der Branche "Entwicklung der Industrie". Diese Dachorganisation hatte landesweit 40000 Mitglieder Der erste Kongreß fand im April 1980 statt.31 Betriebe waren im Kongreß vertreten.
Beim zweiten Kongreß wurden 57 Teilnehmer als Vorsitzende, davon 21 Geschäftsführer, gewählt. Die Vorsitzenden sind monatlich zusammen gekommen und die Geschäftsführer wöchentlich.
Beim dritten Kongreß im Juli 1981 haben 100 Vertreter aus 31 Betrieben wie: Mienen, Papier, Aluminium und Maschinenbau teil genommen. Während der Diskussion haben die Streitkräfte der islamischen Regierung den Kongreß gestürmt und die Teilnehmer verhaftet.

5. Im Januar 1980 sind die Vertreter von 18 Fabriken zusammen getroffen. In wenigen Tagen ist die Vertretung auf 34 Fabriken gestiegen und es sind die"Vereinigten Arbeiterräte Kilan"(Nord-Iran) entstanden.
Im März1980 haben die vereinigten Arbeiterräte Kilan zu einem Streik aufgerufen und diesen eine Woche später mit einer großen Kundgebung, an der zehntausende Teilgenommen haben, erfolgreich beendet.

Die Resolution der Kundgebung lautete:
Anerkennung der Arbeiterräte und die Übernahme der Produktion und des Vertriebes von Waren.

Man kann viele Beispiele nennen und die einzelnen Beispiele bezeugen, da noch hunderte von Zeugen im Exil leben. Jeder hat seine Geschichte, jeder kann darüber mehrere Stunde erzählen und die Ereignisse aus seiner eigenen Sicht interpretieren.

Das geschah von Mitte1979 bis Juni1982. Drei Jahre lang politische aber auch blutige Auseinandersetzungen zwischen der Arbeiterbewegung und der islamischen Regierung, den Rechten und Linken. Die Freidenkenden gegen die Reaktionäre. Die Frauen gegen islamische, mittelalterliche Regeln.
Die Bewegung der Arbeiterklasse war grundsätzlich eine politische Bewegung. Die Bewegung hat sich hauptsächlich gegen das "Schah Regime" gerichtet. Als die Erdölarbeiter im Süden den Erdölexport nach Süd Afrika und in den Westen stoppten, gab es keine Hoffnung mehr für das Schah Regime.

Man sagt daß die Arbeiterklasse mit Verzögerung in den Kampf gegen das Regime getreten ist Aber die Arbeiter haben das letzte Wort gehabt. Das Schah Regime wurde gestürzt, aber die Erdölarbeiter haben für ihre Forderungen immer noch weiter gekämpft. "Bazarqan" der Staatspräsident des Übergangsregimes ist deswegen persönlich nach Süden gereist. Als die Arbeiter von ihm nicht begeistert waren, wurde Militär eingesetzt und ihr Protest teilweise blutig niedergeschlagen. Aus Ansicht der neuen aber instabilen Regierung sind die Erdölarbeiter zu weit gegangen. Die Arbeiteraktivisten und Führer wurden verhaftet .Sie sind schnell und hart bestraft worden. Drei Ingenieure (Darwischi, Hayati und Zakeri), die das Streikkomitee in Ahwaz gegründet hatten , wurden ermordet oder hingerichtet.

Tausende der Arbeiter und Kämpfer wurden verhaftet. Die Gefängnisse, die noch nicht lange von der "Schahzeit " befreit wurden, wurden wieder von neuen Häftlingen gefüllt. Jahrelang wurden hunderttausende von Kommunisten, Sozialisten, Freidenkender, Arbeiterführer und Aktivisten in Gefängnissen körperlich und seelisch gefoltert. Mindesten 150 000 Häftlinge wurden systematisch hingerichtet . Diejenigen, die nicht hingerichtet worden waren, wurden allmählich, nachdem sie jahrelang seelisch und körperlich kaputt gemacht worden sind, freigelassen. Tausende der Aktivisten haben das Land verlassen und leben seit Jahren im Exil.

Die Bewegung der Arbeiter und Arbeiterräte ist nach ca. 3 Jahren gescheitert. Dafür kann man viele Gründe nennen :

1. Den Krieg zwischen Iran und Iraq;
Wie damals "Khomeni" geäußert hatte, war der Krieg eine Gabe und ein Geschenk Gottes für die " islamische Nation" und Regierung. Kein anderes Mittel konnte sonst weit und breit die Arbeiterbewegung und die politischen Organisationen unter Druck setzen und zerstören.
90% der Erdölanlagen und Städte im Süden sind zerstört worden, da wo die Arbeiterbewegung die Schlüsselrolle beim Sturz des "Schahregimes" und gegen die islamischen Regierung gehabt hatte.
Die meisten politischen Organisationen (russischer Kommunismus),die in der Arbeiterbewegung relativ viel Einfluß hatten, hatten ihre Sympathisanten und die Arbeiter unter der sogenannten "Antiimperialismus" Parole der Regierung aufgerufen und am "heiligen Krieg" teilgenommen. Sie haben mit der Regierung gegen Freidenkende und die anderen Linken kooperiert.

2. Geiselnahme in der amerikanischen Botschaft;
Gott hat aber der islamischen Regierung noch ein zweites Geschenk gemacht. Während des Krieges 1980 wurde die amerikanische Botschaft von Regierungsanhängern gestürmt und viele Mitarbeiter wurden als Geiseln genommen .Das war ein politisches Theater. Es verfolgte zwei Ziele.
Erstens sollte es die gesamte Bevölkerung von den Forderungen und Protesten gegen die beschissene Lage ,die der Krieg verursacht hatte, ablenken. Wer sich gegen Krieg und Geiselnahme geäußert hatte, wer irgendeine Forderung, wie Arbeit, Brot, Sicherheit verlang hatte, wurde als Gottesgegner scharf bestraft.
Zweitens, die Organisationen die sich nach russischem Vorbild orientiert hatten und grundsätzlich gegen den Westen und die Amerikaner waren, sollten politisch entwaffnet werden. Es schien so, als ob die islamische Regierung noch schärfer auf den Westen reagierte.
Das hat gut funktioniert. Diese Organisationen haben die Geiselnahme unterstützt und wo sie in den Arbeiterräten Einfluß hatten, haben sie die Arbeiter vor die gestürmte Amerikanische Botschaft geschickt. 2000 Arbeiter von den "Vereinigten Arbeiterräten Ost-Teheran" haben an dieser Aktion teilgenommen. Der rechte Flügel der "Vereinigten Arbeiterräte-Bereich Entwicklung" hat die Geiselname für richtig gehalten und sie politisch unterstützt. Diese reaktionäre und gegen die Arbeiterinteressen gerichtete Politik der obengenannten Organisationen hat die Arbeiterbewegung noch mehr und stärker auseinander gerissen.

Da gab es aber gleichzeitig eine politische Strömung, die sich gegen die Regierung, gegen den Krieg und gegen Arbeitslosigkeit geäußert hat und auch gekämpft hat. Diese politische Strömung ,der " Arbeiterkommunismus" war damals unter dem Namen " Sahand" politisch aktiv. Seit Jahren sind sie unter dem Namen "Arbeiterkommunistische Partei Iran" aktiv.

3. Gleichzeitig gab es die Arbeiterräte, die nicht wie andere in eine rechte politische Richtung geraten waren. Sie haben grundsätzlich politisch radikale Forderungen wie; "Vereinigte Arbeiterräte Kilan" im Süden. Sie hatten im März 1980 auf ihrer ersten große Kundgebung folgende Forderungen gestellt:

Hier kann man das "Haus der Arbeiter" in Teheran und in weiteren Städten nennen, die für die Anerkennung ihrer Organisationen viel geleistet haben. Sie haben für die Anerkennung des. 1.Mai als Feiertag auf der Kundgebung im Mai 1980 eine große Rolle gespielt.

Trotz dieses kämpferischen Verhaltens hatte die Arbeiterbewegung große Schwierigkeiten sich landesweit zu organisieren. Die Proteste und Forderungen hatten regionalen Charakter. Die Arbeiterführer versuchten diesen Schwachpunkt zu stoppen, aber für eine Dachorganisation war es zu spät. Die islamische Regierung war stabil genug um die Arbeiterbewegung genug auseinander zu reißen. Die Regierung hat allmählich ihre Leute in die Arbeiterräte geschickt und später, als sie genug geschwächt waren, hat sie sie endgültig aufgelöst und islamische Räte gegründet.

Im Jahr 1996, als die 2000 Erdölarbeiter in Teheran und in weiteren 5 Städten im Süden wieder protestierten und auf die Straßen gingen, hat eine neue Periode für die Arbeiterbewegung im Iran angefangen.

 


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