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Arbeiterstimme

Solidarität mit der der iranischen Arbeiterbewegung

In dieser Ausgabe:

 

Nachrichten aus dem Iran

Die Unzufriedenheit und gleichzeitig damit der Widerstand gegen das Mullah-Regime im Iran wächst von Tag zu Tag. Der größte Teil der Bevölkerung und besonders die Arbeiter leiden unter der hohen Teuerungsrate, der Arbeitslosigkeit und der wirtschaftlichen und sozialen Misere.

DemonstrationDie gerechten Forderungen der ArbeiterInnen und aller anderen unterdrückten Gesellschaftsschichten wurden von dem Regime immer ignoriert und Protestaktionen brutal niedergeschlagen. Das Mullahregime glaubte, mit diesen Methoden für immer Herr der Lage zu werden. Aber nach dem Motto: Wo Unterdrückung ist, da ist auch Widerstand, haben sich in letzter Zeit breitere Massen zur Wehr gesetzt.

Neu ist aber die Tatsache, dass die Repressionen durch Pasdaran", Geheimdienst und paramilitärische Banden nicht mehr so wirkungsvoll sind wie früher. Die breiten Massen

1. lassen sich nicht mehr einschüchtern

2. benutzen geschickt jede Gelegenheit, um ihre Unzufriedenheit kundzutun und

3. wehren sich gegen Polizeigewalt mit Gegengewalt.

Beispielhaft soll hier über einige Protestaktionen der letzten Monate berichtet werden.

Arbeiterproteste vor den Majles

Das islamische Parlament des Iran verabschiedete am 27. Februar 2000 ein Gesetz zur Änderung des Arbeitsrechts. Am nächsten Tag protestierten etwa 2000 Arbeiter vor den islamischen Majles gegen diese Gesetzgebung.

Diesem Gesetz zufolge sollen Werkstätten mit fünf oder weniger Angestellten nicht dem Arbeitsrecht unterstehen. Der maßgebliche Punkt dieser Gesetzgebung, von der konservativen Fraktion des Regimes eingebracht und vom Parlament verabschiedet, war zunächst der Ausschluss bei drei Arbeitnehmern oder weniger. Nach landesweiten Protesten wurden die Majles allerdings zu einem Rückzug gezwungen. Mit der Ausrede, eine professionelle Untersuchung durchzuführen, wurde beschlossen eine Entscheidung um sechs Monate zu verschieben. Obwohl es keine Anzeichen für irgendeine Untersuchung gibt, wurde der neue Plan jetzt, zehn Monate nach den Protesten, von den Majles verabschiedet.

Sadeghi, der Direktor der Islamischen Arbeiterräte (eine von der Regierung geschaffene Arbeiterorganisation) erzählte einem BBC-Reporter am 27. Februar, dass nach diesem Gesetz etwa 2,8 Millionen Arbeiter nicht mehr dem Arbeitsrecht unterstehen. Allerdings sind die tatsächlichen Zahlen höher und man könnte sagen, dass nur ein kleiner Teil der 15 Millionen zählenden Arbeiterschaft des Iran, d.h. der Arbeiter in den wichtigsten Industriezweigen, weiterhin dem Arbeitsrecht unterstehen werden. Nach offiziellen Statistiken sind mehr als 90% der iranischen Unternehmen Kleinunternehmen, und unabhängig davon, ob es sich um Familienunternehmen handelt, wie z. B. die vielen tausend Teppichwebereien, stehen diese bereits außerhalb der Arbeitsgesetze und Millionen von Frauen und Kindern werden in diesen Webereien jegliche Rechte vorenthalten.

Die sogenannten Arbeitnehmervertreter (sämtlich von der Regierung benannt), beschuldigten die Fraktion des rechten Flügels, die gegenwärtig das noch amtierende Parlament dominiert (welches durch das am 18. Februar neu gewählte ersetzt werden wird), Rache an den Arbeitern und den Menschen nehmen zu wollen, die sie nicht gewählt hatten, indem sie dieses Gesetz während der letzten Tage der alten Majles verabschiedeten. Diese sogenannten Arbeitnehmervertreter behaupteten, dass die Majles nach den Wahlergebnissen dieses Gesetz verabschiedeten um der Khatami-Regierung Probleme zu verursachen. Allerdings ist die Wahrheit eine andere - ohne die Stimmen so vieler sogenannter reformistischer" Kandidaten wäre das Parlament nicht in der Lage gewesen, dieses Gesetz mit einer solchen Mehrheit zu verabschieden. Zweitens bleibt die Tatsache bestehen, dass viele der sogenannten linken Anhänger Khatamis vehement die Politik der wirtschaftlichen Anpassung", die der Internationale Währungsfond diktiert, verteidigen und auch selber Fürsprecher der Änderung des Arbeitsrechts sind, um angeblich ausländische und internationale Investitionen anzuziehen. Der Direktor der Islamischen Arbeiterräte mußte einige dieser Widersprüche in seinem Interview zugeben.

Es muss festgestellt werden, dass bei den gegenwärtigen Bedingungen, wegen einer allumfassenden wirtschaftlichen Rezession in der Produktion, einem massiven Verlust an Arbeitsplätzen und bei Fehlen jeder staatlichen oder nichtstaatlichen Kontrolle, das Arbeitsrecht jegliche Bedeutung verloren hat. Vor diesem Hintergrund wurde dieses Gesetz verabschiedet (an sich schon ein Prozess, der neun Jahre gedauert hat) und es wurde noch nicht einmal geschafft, unabhängige Arbeiterorganisationen zu legitimieren. Mehr als 500 000 Arbeiter haben ihre Jobs in den wichtigsten Industriezweigen verloren, ohne Unterstützung von der Gesetzgebung, wie auch der vielfältige Protest der Arbeiter keine Wirkung zeigte.

Das gegenwärtige Problem ist nun, dass die Repräsentanten der Islamischen Majles die Unwichtigkeit und die Ungültigkeit des Arbeitsrechts bestätigt haben; im Hinblick auf die Mehrheit der Arbeiter haben sie das Gesetz des Dschungels legitimiert. Dies zeigt die Einstellung der Repräsentanten der Fünften Majles, die gegen jegliches Arbeitsrecht sind und solche Gesetze als antiislamisch und gegen die Interessen des Kapitals gerichtet ansehen. Aus diesem Grund sehen die iranischen Arbeiter, insbesondere diejenigen der wichtigsten Industriezweige, diese Handlung des Parlaments als den ersten Schritt eines Versuches, sich vom Arbeitsrecht zu verabschieden und verurteilten sie dementsprechend mit ihren Protesten.

Das neue Gesetz widerspricht internationalem Arbeitsrecht wie dem der ILO, indem es den Arbeitern unsere Landes, die beständig von Arbeitslosigkeit bedroht sind, die Hungerlöhne von Sklaven auferlegt.

Wir möchten die Aufmerksamkeit aller Gewerkschaften auf diese Gesetzgebung ziehen und sie dazu aufrufen, den Protest der iranischen Arbeiter gegen diesen Ausschluss der Arbeitsstätten mit fünf oder weniger Arbeitnehmern vom Schutz des Arbeitsrechts zu unterstützen und ein wahrhaft demokratisches Arbeitsrecht, das die grundlegenden Rechte der Arbeiter wie das Organisations- und Streikrecht schützt, zu verteidigen.

 

Die Situation der Arbeiterinnen im Iran

Arbeiterinnen arbeiten in unterschiedlichen Umgebungen und Jobs, und ihre Arbeitsbedingungen variieren, abhängig von der Arbeit, die sie tun und ihrem Arbeitsplatz, obwohl es natürlich einige unvermeidliche Übereinstimmungen stimmt. Diese Unterschiede beeinflussen ihre Forderungen und die Art ihrer Organisation.

So ist zum Beispiel die Forderung nach Frühpensionierung" eine der Hauptforderungen der Arbeiterinnen in den großen Fabriken geworden und zur Unterstützung dieser Forderung wurden einige Aktionen von den Arbeiterinnen organisiert. Während der letzten zwei Jahre wurde dies zur Hauptforderung der Fabrikarbeiterinnen und mit den Versuchen, Fabriken und Werkstätten mit weniger als vier Arbeitnehmern auszuschliessen, wurde dieser Ausschluss zur Priorität der Forderungen der Arbeiterinnen in den Werkstätten. Dies bedeutet natürlich nicht, dass den Arbeiterinnen des einen Bereichs die Forderungen der Arbeiterinnen der anderen Bereiche gleichgültig sind. Gegen den Ausschluss von Werkstätten mit vier oder weniger Arbeitnehmern haben die Arbeiterinnen der großen Fabriken mehr als irgendwer sonst protestiert und darauf hingewiesen, dass die Aggression gegen Arbeiterinnen des einen Bereichs den Weg zu weiteren Angriffen auf das Arbeitsrecht ebnen.

Die städtischen Arbeiterinnen können in drei Gruppen unterteilt werden:
die Arbeiterinnen in den grossen Fabriken, die Frauen, die in den Werkstätten arbeiten und die, die zuhause arbeiten. Wir werden jede Gruppe kurz beschreiben:

Arbeiterinnen in den großen Fabriken

Frauen arbeiten in den großen Fabriken hauptsächlich an den Fliessbändern und im Bereich Verpackung. Verpackung vor allem in den Bereichen Pharmazie, Schönheitsprodukte, Gesundheit und Lebensmittel. Fliessbandarbeit vor allem in den Bereichen Elektroartikel, Haushaltswaren und Bekleidung. Vor der Revolution beschäftigten auch Textil- und Speiseölfabriken Arbeiterinnen, aber nach der Revolution reduzierten die Firmenleitungen der meisten dieser Fabriken die Anzahl der Arbeiterinnen und gegenwärtig sind nur noch sehr wenige Frauen mit Qualifikationen aus der Zeit vor der Revolution in Fabriken dieser beiden Bereiche tätig. Nach ihrer Pensionierung wird es in diesen Fabriken keine Arbeiterinnen mehr geben. Nach der Revolution wurden die Zahlen der Arbeiterinnen in den großen Fabriken aus ideologischen Gründen nach und nach reduziert, vor allem weil es als gegen die Religion gerichtet und inakzeptabel angesehen wurde, dass Männer und Frauen im selben Werk arbeiteten. Frauen waren selten Angestellte oder waren in Bereichen ohne Vorarbeiter beschäftigt. Eingestellt wurden nur Frauen, die ihre Ehemänner verloren hatten, Frauen, die mit Drogenabhängigen oder Straftätern verheiratet waren, geschiedene oder unverheiratete Frauen, die keinen männlichen Verdiener hatten, und deren Einkommen die einzige Einkommensquelle für sich und ihre Familien waren. Diese Frauen wurden vor allem deshalb eingestellt um sie davon abzuhalten ihren Unterhalt auf unmoralische" Weise zu verdienen.

Während des Krieges und der Zeit des wirtschaftlichen Wiederaufbaus versuchten die Manager immer noch die Einstellung von Frauen zu vermeiden. Aber diesmal geschah es eher aus Gründen der Wirtschaftlichkeit und der Profitmaximierung als aus ideologischen Gründen. Die Manager der großen Fabriken versuchten Extraausgaben wie die für Kinderunterbringung am Arbeits platz, Mutterschutz etc. zu vermeiden und stellten lieber Männer als Frauen ein. In der Anfangszeit des Plans zum Wiederaufbau der Wirtschaft stellten die Manager einiger Fabriken zunächst eine kleine Anzahl lediger Arbeiterinnen ein, stellten aber schliesslich gar keine Frauen mehr ein und jetzt können wir feststellen, dass sie sogar im Fliessbandbereich Männer beschäftigen, wo in der Zeit nach der Revolution nur Frauen arbeiteten.

Im Zuge des Plans zur Arbeitskräftereduzierung verloren in einer ersten Entlassungswelle 1992/3 viele Arbeiter ihre Jobs. Mit der neuen Welle von Massenarbeitslosigkeit in den letzten Jahren fielen Frauen den massiven Verlusten an Arbeitsplätzen zum Opfer. In einigen Fällen berichteten die Medien über ihre Proteste gegen die Entlassungen. Zum Beispiel versammelten sich 120 Arbeiterinnen einer Gruppe von Fabriken mit dem Namen Jamehe Alsadegh" vor den Büros des Arbeitsministeriums in Mashad (Nordwestiran) und verlangten, an ihren Arbeitsplatz zurückkommen zu können. Ausserdem protestierten 120 Arbeiterinnen der Iran Juice Factory in Rasht (Nordiran). Dies geschah zu einer Zeit, als die Anzahl an arbeitsuchenden Frauen (im Vergleich zum Vorjahr) angestiegen war und Fabrikarbeiterinnen verlassen nur selten freiwillig ihre Jobs.

Den meisten Fabrikarbeiterinnen werden nur sich ständig wiederholende, monotone Aufgaben übertragen. Diese Wiederholungen und die Monotonie, die charakteristisch für Fliessband- und Verpackungsjobs sind, verursachen Müdigkeit und die Arbeiterinnen altern schnell in solchen Jobs. Ausserdem verursacht die ständige Bewegung eines Körperglieds, normalerweise des Arms, Abnützungserscheinungen und führt zu chronischen Krankheiten wie zum Beispiel Bandscheibenschäden, Arthritis - alles typische Probleme für iranische Arbeiterinnen.

Nach der Einführung der Politik der wirtschaftlichen Anpassung verschlimmerten sich die Arbeitsbedingungen für Frauen ebenso wie für Männer und bis heute verschlechtern sie sich ständig. Strafmassnahmen wie Entlassungen, Geldbußen, Heraufsetzen der Maschinenlaufzeiten, Durchsetzung der Fabrikdisziplin, Entzug von stundenweisem oder tageweisem Urlaub gehören zu den Methoden, die die Manager als Teil der Anpassungspolitik" einsetzen, bezogen sich ebenfalls auf die Arbeiterinnen. Zusätzlich haben die Manager den Arbeiterinnen einige Privilegien entzogen, wie zum Beispiel Schliessung von Kinderhorten, Zulassung von nur noch begrenzten Anzahlen von Kindern, verkürzte Mutterschutzzeiten, Streichung von Zusatzleistungen für Frauen während der Mutterschutzzeiten, die Übertragung von schweren Arbeiten an schwangere Frauen. Ausserdem wurden die Löhne der Arbeiterinnen unter verschiedenen Vorwänden reduziert; zum Beispiel wurden ihnen die Prämienzahlungen bei vermehrter Produktivität vorenthalten, prozentuale und jährliche Lohnsteigerungen wurden vollkommen beschnitten. Zum Beispiel wurden in einer grossen Fabrik die Prämienzahlungen wegen gesteigerter Produktivität in den letzten paar Monaten um mehr als die Hälfte gekürzt und der Tageslohn derjenigen, die die vorgeschriebenen Produktionszahlen nicht erreichen, ist um 1/4 bis 1/5 reduziert worden. Natürlich protestierten die Arbeiterinnen einige Tage gegen diese Politik. Es ist interessant festzustellen, dass seit der Einführung der wirtschaftlichen Anpassung der Akkord für jede Arbeiterin mehrmals angehoben wurde und dass diese Politik jedesmal als wissenschaftliche Zeitstudie gerechtfertigt wurde!

Es ist gegenwärtig mehr Arbeit da als jemals vor und nach der Revolution, d.h. während des gesamten Bestehens der Fabrik. Bis heute gab es eine Menge Protest und jedes Mal war das Management gezwungen, die Bedingungen der Arbeiterinnen zu akzeptieren und für eine kurze Zeit hat sich die Situation verbessert. Allerdings wurden nach einer gewissen Zeit die Arbeitsbedingungen weiter verschlechtert. Das Management dieser Fabrik hat bisher unterschiedliche Methoden zur Erhöhung der Produktivität ausprobiert. Von der Erhöhung der Strafen bis zur Streichung der monatlichen Prämienzahlungen bis zur Versetzung von Männern aus anderen Abteilungen in die Abteilungen wo Frauen arbeiten.

Diese Frauen streiken mit 300,000 Kollegen gegen die Privatisierung des indischen Telefonamtes
In den letzten zwei, drei Jahren haben Arbeiterinnen in vielen Fabriken unter der Nichtauszahlung von Löhnen und unter Fabrikschliessungen gelitten. Unglücklicherweise haben sich angesichts des Fehlens von Arbeiterorganisationen und der Gefahr den Job zu verlieren die Forderungen der Frauen reduziert, wie generell bei allen Arbeitern. Heute sind der Arbeitsplatzerhalt und die rechtzeitige Lohnauszahlung mit zu den wichtigsten Forderungen der Fabrikarbeiterinnen geworden.

Arbeiterinnen in Werkstätten

Viele Frauen, die keine Arbeit in den grossen Fabriken finden können, arbeiten in kleinen Werkstätten. Während die Manager der grossen Firmen versuchen, Frauen durch Männer zu ersetzen, ziehen es die Besitzer kleiner Werkstätten vor, Frauen zu beschäftigen. Die Löhne der Frauen sind niedriger und die Besitzer der kleinen Werkstätten sehen es für sich nicht als notwendig an, einen Hort anzubieten oder Löhne während des Mutterschutzes zu zahlen. Eine grosse Anzahl von Frauen, die in diesem Bereich beschäftigt sind, arbeiten in Werkstätten, die Kleidung und Spielzeuge herstellen und Make-up und andere Körperpflegemittel verpacken, unter schwierigen Arbeitsbedingungen. Viele dieser Werkstätten befinden sich an den Rändern der grossen Städte, mit miserablen sanitären Bedingungen, schlechter Beleuchtung und ungeeigneten Arbeitstemperaturen; den hier arbeitenden Frauen fehlen die Privilegien der Fabrikarbeiterinnen, wie zum Beispiel Firmenwohnungen und Konsumentengemeinschaften. Sie erhalten weder eine warmen Mahlzeit, noch einen Beförderungsservice; und falls ihr Arbeitsweg weit ist, müssen sie den öffentlichen Personennahverkehr benützen und haben somit einen noch längeren Arbeitstag. Falls diese Frauen Kinder haben, müssen sie sie bei Verwandten oder Nachbarn lassen, und viele Frauen machen sich den ganzen Arbeitstag lang Sorgen. Das Fehlen eines Horts ist eine der Hauptklagen der Frauen, die in den Werkstätten arbeiten. Deshalb entscheiden sich viele Frauen dazu, Heimarbeit zu machen, zu noch niedrigeren Löhnen, damit sie mehr Zeit mit ihren Kindern verbringen können. Das natürlich nur unter der Bedingung, dass der Besitzer damit einverstanden ist, dass die Frauen Arbeit mit nach Hause nehmen.

Die Löhne der Frauen in diesen Werkstätten liegen unter dem gesetzlichen Mindestlohn. Zum Beispiel betrug der Monatslohn von Textilarbeiterinnen in Jomhouri Ave in Teheran und in Emam Hossein Ave 1998 18-25 000 Toman (13,85 - 19 Pfund). Zudem haben die Arbeiterinnen keinen Anspruch auf Prämienzahlungen, jährliche Sonderzahlungen oder Sachleistungen. Es gibt Werkstätten, wo der Monatslohn der Arbeiterinnen unter 15 000 Toman (11.54 Pfund) liegt. Diese Werkstätten beschäftigen vor allem minderjährige Mädchen und die meisten dieser Werkstätten halten sich gegenwärtig nicht an die Arbeitsgesetze; die Arbeitgeber weigern sich, ihre Arbeiterinnen zu versichern. Wenn das Gesetz, nach dem Werkstätten mit vier oder weniger Arbeitnehmerinnen nicht dem Arbeitsrecht unterstehen, im März 1999 verabschiedet wird, werden offiziell etwa 2 Millionen Arbeiterinnen in den kleinen Werkstätten ausgenommen sein und viele von ihnen werden ihren Arbeitsplatz verlieren. Weil Arbeiterinnen mit mehr Erfahrung mehr gezahlt wird, ziehen die Arbeitergeber es vor, sie zu entlassen und neue zu geringeren Löhnen einzustellen.

Frauen, die zuhause arbeiten.

Nach der Statistik aus dem Jahr 1375 (1996) stellen unqualifizierte Frauen 4.33% aller Arbeiter und 4.74% aller arbeitenden Frauen. In der Statistik von 1997 wird die Anzahl der unqualifizierten Frauen in Werkstätten über zehn Angestellten bei 5,57% aller Arbeiter angegeben, während die tatsächliche Zahl der unqualifizierten Frauen viel höher ist, wenn die Heimarbeiterinnen miteinbezogen werden. Die meisten dieser Statistiken zählen die Heimarbeiterinnen nicht, weil die offizielle Definition einer arbeitenden Frau besagt, dass sie ausserhalb des Heims arbeiten muss. Daraus resultiert, dass diese Frauen, die von ihrem Heim aus in der Produktion oder im Dienstleistungsbereich arbeiten, jeglicher Rechte und Vergünstigungen beraubt sind und ihre Arbeitssituation völlig unklar ist.

Eine grosse Anzahl an Frauen, die keine Arbeit ausserhalb finden, sind dazu gezwungen von zuhause aus im Produktions- oder Dienstleistungsbereich zu arbeiten. Ein Mangel an Hortplätzen zwingt viele Frauen mit kleinen Kindern, diese Art von Arbeit vorzuziehen. Hinzu kommen in einigen Familien religiöse Vorurteile in bezug auf ein Beschäftigungsverhältnis von Frauen ausserhalb des eigenen Heims, weshalb Frauen sich dazu entscheiden Heimarbeit zu machen. Diese Art der Arbeit und die Beziehung zwischen Arbeiterin und Management reduzieren die Möglichkeiten, eine bessere Bezahlung zu fordern. Die Existenz von Mittelsmännern, die die Heimarbeit einsammeln und sie zur Fabrik bringen, reduziert die Löhne der Arbeiterinnen und erschwert die Beziehungen zwischen Arbeiterin und Management. Obwohl die Besitzer die Hauptmanager sind, reduzieren die Mittelsmänner, die sich ihren eigenen Anteil an den Löhnen nehmen, die Löhne der Arbeiterinnen, und es ist oftmals unklar, welcher Anteil des Lohns an die Arbeiterin geht.

In den hochentwickelten kapitalistischen Ländern ist der Einsatz von Frauen in Teilzeitjobs in den letzten beiden Jahrzehnten gestiegen, zum Teil, weil ihre grössere Flexibilität in bezug auf Arbeitsort und -zeit den Arbeitgebern besser passt. Die Geschäftsleitung versucht, einen Kern von Vollzeitarbeitskräften zu halten und zusätzlich besteht ein großer Teil der Belegschaft aus Zeit-, Saison- und Vertragsarbeitskräften, die für eine bestimmte Aufgabe eingestellt und nach Beendigung wieder entlassen werden können. Gegenwärtig nimmt die Gelegenheitsarbeit und die wirtschaftlichen Aktivitäten ausserhalb der Werkstätten und Fabriken zu.

Nach der Einführung der Politik der wirtschaftlichen Anpassung" ist auch im Iran die Heimarbeit für Arbeiterinnen der Normalfall geworden und es sieht so aus, als würde sich dieser Bereich weiter ausdehnen.

Zum Beispiel wurden in einer Fabrik, die Elektroartikel herstellt, bisher Arbeiten wie das Einbauen von Plastik in Elektrokontakte, das Anziehen von Schrauben und das Einbringen von Schrauben in Schalter an Heimarbeiterinnen übertragen. Jetzt wurden zusätzlich Arbeiten wie das Einsetzen von Federn zum Öffnen und Schliessen in einem Schalter und das Zusammenstellen einer Schalterkonstruktion von Heimarbeiterinnen getätigt. Trotzdem die Arbeitsplätze von Frauen, die in diesen Fabriken arbeiten, reduziert werden ohne neue Arbeitskräfte einzustellen, wird die Produktion nicht beeinflusst, weil 1) die Arbeiter mehr arbeiten müssen um mehr zu produzieren 2) männliche anstelle von weiblichen Arbeitskräften eingestellt werden, 3) Arbeit an Heimarbeiterinnen übertragen wird. Unglücklicherweise haben einige Manager Arbeiter zu Mittelsmännern gemacht und damit den Konkurrenzkampf zwischen den Arbeitern vergrössert.

Da es eine grosse Anzahl von Frauen gibt, die diese Art von Arbeit suchen, sind sie dazu bereit für Löhne zu arbeiten, die niedriger sind als die von Fabrikarbeiterinnen und Arbeitgeber stellen sie daher bevorzugt ein. Das Angebot an Arbeitskräften ist höher als die Nachfrage - was es den Managern ermöglicht, die Situation auszunutzen und die Löhne noch weiter herabzusetzen. Auf diese Weise werden durch die Schaffung von Konkurrenz die Löhne ständig weiter gesenkt. Deshalb ist es wichtig, eine Organisation zu gründen, die die Rechte von Heimarbeiterinnen verteidigt.

Arbeiterinnen und sexuelle Diskriminierung

Wie alle anderen Frauen leiden die Arbeiterinnen unter der herrschenden sexuellen Diskriminierung; diese Ungleichheit wirft einen Schatten auf sie. Am Arbeitsplatz und in der Produktion sind die Hauptmerkmale dieser Diskriminierung die ungleichen Löhne für die gleiche Arbeit, mangelnde Aufstiegschancen für Arbeiterinnen, fehlende Chancengleichheit bei der Arbeitsuche und das Fehlen des Rechts auf den Aufbau einer eigenen Organisation.

Die ungleiche Entlohnung in den grossen Fabriken drückt sich vor allem in der Ungleichheit bei den Prämien und Vergünstigungen aus. In den kleinen Werkstätten ist die Ungleichheit viel offensichtlicher und es wird auch kein Versuch unternommen, diese Ungleichheit zu verbergen. Ganz offiziell sind die Löhne der Frauen in den Werkstätten niedriger als die der Männer. Das Fehlen von Perspektiven (ein Mangel an Aufstiegschancen) ist ein weiterer Faktor, der die Löhne von Frauen niedrig hält. Zahlreiche Vergünstigungen, die wegen einer Beförderung oder Zusatzprämien, die wegen besonderer Qualifikation gezahlt werden, werden Frauen nicht zuteil. Ausserdem zahlt die Sozialversicherung verheirateten Frauen 66% Krankengeld, während verheiratete Männer 75% ihres Lohns erhalten. Der Prozentsatz für die Frauen entspricht dem von ledigen Männern.

Frauen, die als unqualifizierte Arbeiterinnen in einer Fabrik angestellt werden, bleiben normalerweise ohne Beförderungsmöglichkeit auf diesem Niveau bis zur Pensionierung. Sie haben nur eine sehr begrenzte Möglichkeit, eine Ausbildung zu erhalten, und in den letzten Jahren hat nur eine sehr kleine Anzahl von Frauen einen Platz in den technischen Ausbildungskursen des Arbeitsministeriums bekommen. Eine technische Ausbildung ist oft den Männern vorbehalten. Kurse für Werkzeugmacher, Schweisser, Elektriker, Mechaniker finden nur für Männer statt. In einem Satz - zwischen Männern und Frauen gibt es keine Gleichheit am Arbeitsplatz, und Frauen werden der Möglichkeit beraubt, mit Männer auf gleicher Ebene zu arbeiten.

Die Führungen der Islamischen Arbewiterräte, der Wohnbau- und Konsumenten-Taavonis (Regierungsorganisationen) werden von Männern dominiert, obwohl es nach den Satzungen keine geschlechtsspezifischen Regelungen gibt. Trotzdem werden die meisten Arbeiterorganisationen von Männern dominiert und es gibt viele Hindernisse für eine Mitgliedschaft von Frauen.

Die Teilnahme von Frauen in solchen Organisationen ist nicht einfach. Trotzdem haben sich einige Arbeiterinnen durchgesetzt und versucht, die Hindernisse zu überwinden und in diese Organisationen einzutreten. In seltenen Fällen ist es ihnen gelungen, Führungspositionen in den Taavoni zu erlangen oder als Vertreterinnen der Arbeiterräte gewählt zu werden.

Sporteinrichtungen in den Fabriken sind nur Männern vorbehalten. In den letzten Jahren wurden auch Arbeiterinnen in einigen Fabriken einige Einrichtungen zur Verfügung gestellt - aber trotz dem gibt es nur halb so viele Einrichtungen wie für Männer. In einigen Fabriken, wo es Sporteinrichtungen für Männer gibt, gibt das Management sogar Geld dafür aus Mannschaften aufzustellen und zu trainieren, während auch die Frauen Sport nötig hätten um Krankheiten, die aus der repetitiven Arbeit resultieren, zu verhindern.

In anderen Bereichen leiden die Frauen unter dem patriarchalen System. Eine Frau, die ausserhalb ihres Heims arbeitet, hat zuhause vermutlich mehr Rechte als eine Hausfrau, und dies vor allem wegen ihrer finanziellen Unabhängigkeit. Sie kann Entscheidungen hinsichtlich der Anzahl ihrer Kinder fällen, deren Ausbildung .... trotzdem sind alle Frauen Opfer des Rechtssystems, welches vollkommen auf Männer ausgerichtet ist. Da viele Arbeiterinnen Witwen, Ehefrauen von Drogenabhängigen oder von Männern, die sich auf der Flucht vor dem Gesetz befinden, sind, leiden sie noch viel mehr. Viele Arbeiterinnen leben mit Ehemännern zusammen, die drogenabhängig sind und Haushaltsgegenstände verkaufen um für ihre Abhängigkeit zu bezahlen; viele Frauen erleiden ein ganzes Leben in solch schrecklicher Situation.

Fussnoten:
  1. Kar va Kargar, sat 7 shahrivar 1377 (Sept 1998)
  2. Kar va Karagar, wed 10 shahrivar 1377 (Sept 1998)
  3. Während des letzten Jahrzehnts haben viele ledige Frauen ihre Arbeitsstellen verlassen, nachdem sie geheiratet haben und man hört sie oft sagen: Wenn ich hätte arbeiten wollen, hätte ich nicht geheiratet." Aber aus wirtschaftlichen Notlagen heraus, die das Leben mit nur einem Gehalt schwierig gestalten, haben etliche versucht, nach ihrer Heirat ihre Jobs zu behalten und einige Männer, die es zunächst als Bedingung angesehen haben, dass ihre zukünftigen Ehefrauen nicht arbeiten, sehen sich inzwischen nach arbeitenden Frauen um.
  4. Die Probleme von Arbeiterinnen im Bekleidungssektor. - Negah Zan, Tous Publication - 1998 Seite 26

 

Protestversammlung in der Louleh-Fabrik in Ahvaz

Mitte Januar haben sich Hunderte von Arbeitern der Louleh Sazi-Fabrik aus Ahvaz (im Südosten des Iran) vor dem Büro des Provinzgouverneurs in Khouzestan versammelt und gegen die Nichtauszahlung der Löhne während der letzten Monate protestiert, ein Treffen mit dem Gouverneur und eine sofortige Lösung für ihre Probleme gefordert. Nach Aussage eines Arbeiters begannen die Probleme dieser Gesellschaft, deren Anteile zum Grossteil der Bergwerks- und Industriebank und der Sat Cap-Gesellschaft (die dem Energieministerium angehört) gehören, vor etwa zwei Jahren begannen und die Arbeiter mit vielen Problemen konfrontiert waren, darunter auch die Nichtauszahlung der Löhne. Er sagte, dass die Löhne ungefähr alle 4 oder 5 Monate gar nicht, und später nur Teile ausgezahlt würden. Zum Beispiel wurden in der Woche zuvor, nachdem wir uns darum gekümmert haben, circa 40.000 Tomans (30 Pfund, d.h. nur ein Teil der Löhne des Monats September 1999) ausgezahlt. Für die letzten vier Monate haben sie uns immer noch nicht bezahlt." Ein anderer Arbeiter sagte, dass eine Gruppe von acht Arbeitern als Vertreter der Arbeiterschaft nach Teheran gegangen ist und sich mit einigen Parlamentsabgeordneten, Vertretern des Präsidialbüros, der Industrie- und Bergwerksbank und der Sat Cap-Gesellschaft getroffen hat, aber dato keiner der Verantwortlichen irgendeine Initiative ergriffen hat um sich um die Forderungen der Arbeiter zu kümmern.

 

Streik im Foolad Sazi (Stahl)-Werk in Ahvaz

Mitte Januar sind die Arbeiter der Foolad Sazi Gesellschaft in Ahvaz (im Südosten Irans) aus Protest gegen die an ihrem Arbeitsplatz herrschenden Bedingungen in Hungerstreik getreten.
Einer dieser Arbeiter, der namentlich nicht genannt werden will, erzählte dem Reporter der Zeitung Kar va Kargar (Ausgabe vom 17.1.2000): Obwohl sie damit gedroht haben, uns zu feuern, haben wir unseren Protest fortgesetzt." Er sagte: Von dem Zeitpunkt an, als die Lolouh Sazi-Fabrik mit dem Stahlkomplex verschmolzen wurde, hatten wir jede Menge Probleme." Es soll darauf hingewiesen werden, dass kürzlich die Metallindustriegesellschaft, die mit dem Industrie und Bergwerkministerium zusammengeschlossen ist, mit der Ahvaz Stahlgesellschaft verbunden wurde und die Arbeiter seitdem Schwierigkeiten haben, ihre Löhne rechtzeitig zu erhalten.

 

Berichte von Arbeitern
Angriff auf einen Arbeiter im Contor Sazi in Ghazvin

Der frühere Vertreter der Islamischen Arbeiter-Shora (eine von der Regierung eingesetzte Arbeiterorganisation) der Contor Sazi-Fabrik in Ghazvin (in Zentral-Iran), die sich in der Industriestadt Alborz befindet, wurde angegriffen und zusammengeschlagen, als er zur Personalabteilung der Fabrik gehen wollte, um sich eine Ausgangsgenehmigung zu holen. Er musste sich sofort ins Krankenhaus begeben.

Dieser Arbeiter, Fahimeh Badri, erzählte dem Reporter der Zeitung Kar va Kargar (16.1.2000): Ich wurde angegriffen, weil ich während der Zeit, als ich im Arbeiterrat Verantwortung trug, das Arbeitsrecht verteidigte und mich davon nicht anhalten liess. Aus diesem Grund wurde ich vom Sicherheitsbereich der Firma (ein Büro, welches mit dem Geheimdienstministerium verbunden ist), der islamischen Bassij (eine paramilitärische Miliz, die mit den Revolutionswächtern zusammenhängt) und dem Management wegen meines Einsatzes für die Arbeiter verwarnt, und soviel Druck auf mich ausgeübt, dass ich irgendwann meine Immunität verlor und nicht mehr in die islamische Shora gewählt werden konnte. Dieses Mal haben sie versucht mich

 

Die Kampagne

Die Kampagne in Solidarität mit den iranischen Arbeitern wurde gestartet, um Unterstützung internationaler Organisationen, Gewerkschaften und Arbeiterorganisationen auf der ganzen Welt für den Kampf der iranischen Arbeiter gegen Verlust der Arbeitsplätze, für pünktliche Lohnzahlung, für Lohnerhöhungen, für die Schaffung unabhängiger Arbeiterorganisationen, für das Streikrecht, für das Recht auf soziale Sicherheit und Versicherung und alle anderen Grundrechte zu erhalten. Daher hält es die Kampagne für ihre wichtigste Aufgabe, regelmäßig Informationen über den Kampf der iranischen Arbeiter zu veröffentlichen.

Impressium

Arbeiterstimme

Ausgabe 2, Okt. 2000
Solidarität mit der iranischen Arbeiterbewegung
Erscheinungsweise: Vierteljährig
Herausgeber & Editor: Ramin Javan
Mediengestalter: M.Madani
Kontaktadresse:
Internationalismus Buchladen
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30167 Hannover
Tel: 0511-7100441 Fax:0511-715200


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