Krieg, Not - und keine Spur von "Demokratie"
Die neue Welle der militärischen Grossaktionen der USA
und ihrer Verbündeten bei der Besetzung des Irak - nachdem nun auch
grössere Teile der früher als "Partner" eingeplanten
schiitischen Bevölkerung sich erhoben hat - sind logischerweise die
wesentlichste negative Bedingung für das Leben der Menschen im Irak. Die
je aktuellste Übersicht über das Kriegsgeschehen gibt es auf der Seite
des
"Friedenspolitischen Ratschlags - Irak: Chronik wichtiger Ereignisse" .
Einen (englischen) Augenzeugenbericht aus Falluja veröffentlichte Dahr
Jamail am 12.April 2004 in der US Zeitung "The Nation" "Sarajevo
on the Euphrates" . Dass es im ganzen Land heftige Auseinandersetzungen
unterschiedlichster Art gibt, macht immer wieder Bill Weinbergs "World
War 3 Report" deutlich - hier mit einem (englischen) Bericht über die
Lage in Kirkuk
"More
Violence in Kirkuk - Turkmen Demand Peacekeepers" in der Ausgabe vom
März 2004.
Die Erklärung der Erwerbslosengewerkschaft des Irak vom
11.April 2004
"Belagerung
von Falluja und Tötung der unschuldigen Zivilisten - Die Angriffe auf
das Leben der Zivilisten in Falluja durch US -Soldaten müssen sofort gestoppt
werden" macht den Standpunkt einer der wichtigsten progressiven Organisationen
des Irak deutlich.
Zur Rolle der BRD dabei hiess es bereits am 20.März 2004
in der
"Erklärung
zum 20. März, dem ersten Jahrestag des Angriffs auf den Irak" der
Informationsstelle Militarisierung: "Diese deutsche Doppelstrategie vor
und während der Bombenphase setzt sich nun in der Besatzungsphase fort.
Die deutsche Regierung hat allen UN-Resolutionen, die die Besatzung zementieren,
zugestimmt, auch der, in der die Übergabe der Souveränität auf den Sankt
Nimmerleintag verschoben wird ("dann, wenn es möglich ist"). Die deutsche
Regierung hat sich auf die Seite der völkerrechtswidrigen Besatzer geschlagen
und es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis auch deutsche Besatzungssoldaten
auch im Irak stehen werden" - die Tatsache, dass etwa die "BILD" Zeitung
"Orden für die GSG 9 Kämpfer" forderte, dürfte hier weiteren Stoff zum
Nachdenken geben.
Zur besonderen Brutalität der jüngsten militärischen Repressionsmassnahmen
passt auch die aufkeimende Diskussion um die Privatisierung des Krieges,
wie sie sich nach dem Tod der Blackwater Söldner entwickelt hat. Dabei
wird die Zahl dieser Söldner auf etwa 10.000 geschätzt. Ernesto Carmona
hat in seinem (spanischen) Beitrag
"Polemica en Chile por sus mercenarios en el nuevo Vietnam" beim argentinischen
Nachrichtenportal "argenpress" vom 9.April 2004 nachgewiesen, dass unter
den 134 Chilenen, die von Blackwater in den Irak entsand wurden, zahlreiche
ehemalige Elitesoldaten der späten Militärdiktatur sind - sie verdienen
rund 20.000 Dollar in sechs Monaten, etwa zwei Drittel der Bezüge der
südafrikanischen Söldner von "Srynis", unter denen - bis zu seinem Tode
- auch Francois Strydom war, einst bekannt als Mitglied von "Koevot",
zuständig damals für politische Morde in Namibia. Einen deutschen Überblick
über die Rolle der Söldner gibt es auf der Seite des "Friedenspolitischen
Ratschlags" mit einer Übersetzung von Kh eines Artikels von Robert Fisk
und Severin Carrell vom 29.März 2004, der urprünglich auf englisch
in der Zeitschrift "Counterpunch" erschienen war:
"Koalition der Söldner (Coalition of the Mercenaries)".
"EMERGENCY
CALL FOR SOLIDARITY WITH THE IRAQI PEOPLE" - der Aufruf zur internationalen
Solidarität in der aktuellen Lage von Eman Ahmed Khammas, Director of
International Occupation Watch Center in Baghdad vom 8.April 2004.
Der Bericht
"Blühender Wildwuchs" von Werner Scheurer in der "WOZ" vom 15.April
2004 steht unter der Fragestellung: "Um die Wirtschaft steht es unter
der Besatzung schlecht. Wie geht es dann wohl den ArbeiterInnen und ihren
Organisationen?". Eine ausführliche (englische) Analyse der aktuellen
wirtschaftlichen Lage im Irak von Sabri Zire Al-Saadi erschien am 5.April
2004 beim "Middle East Economic Survey" -
"Iraq's Post-War Economy: A Critical Review" - und auch wenn der Autor
sich als Anhänger der Marktmisswirtschaft outet, ist die Studie dennoch
materialreich und lesenswert. Beim TV Sender "Al Jazeera" gab es bereits
am 24.März 2004 den (englischen) Bericht
"Winners
and loosers in Iraqs job market" von Ahmed Janabi, der auf Strasseninterviews
basiert.
Zur politischen Lage im Irak eine (englische) Erklärung
"We
Must Affirm Our Solidarity with Iraqi Workers in Their Struggle against
Tyranny and For Their Trade Union Rights!" von Khadije El Husaini
(Föderation arabischer Gewerkschaften) vom 15.März 2004 anlässlich eines
Delegationsbesuchs bei der ILO in Genf, die sich auch mit den zahlreichen
Verstößen des Besatzungsregimes des Hernn Bremer gegen ILO-Konventionen
befasst.
"Besatzungsmächte unter Druck: Iraker für islamische Republik?" lautet
die Überschrift eines Interviews von Michael Liebler in der "Jungen Welt"
vom 16.April 2004 mit Sabah Alnasseri, Exiliraker und dozent für politische
Ökonomie. Darin antwortet Alnasseri auf die Frage, ob das Ziel der religiösen
Kräfte eine islamische Republik sei: "Keinesfalls. Das Vorgehen stellt
die politische Strategie konservativer Kräfte gegen die Linke und linke
Vorstellungen von einer irakischen Gesellschaft dar. So ist zum Beispiel
die Gewerkschaft der Arbeitslosen im Irak UUI politisch wirksam und wichtig.
Weil die Mehrheit der Iraker mittelfristig arbeitslos sein wird, gewinnt
die UUI an politischer Bedeutung. Also stärken die Konservativen die religiösen
Ausdrucksformen von Politik und versuchen, die linken und säkularen Bewegungen
als unislamisch, unschiitisch, unsunnitisch zu diskreditieren. Aber auch
die Konservativen sind nicht auf einen »Gottesstaat« aus, sondern verfolgen
eine neoliberale Politik. Die Mehrheit der Iraker hat mit einer islamischen
Republik wenig am Hut".
"Regarding
the Attempts of Militias to Turn Workers' Factories in Nasiriyah into
Military Bastions" heisst eine (englische) Erklärung der "Federation
of Workers' Council and Unions in Iraq FWCUI Baghdad" vom 8.April 2004
über die Besetzung einer Fabrik durch religiöse Milizen.
(Zusammengestellt am 16.April 2004 von Helmut Weiss).
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