Home > Internationales > Frankreich > Arbeit > Streiks im Transportwesen > ustke | |
Updated: 18.12.2012 15:51 |
Frankreich / Nouvelle Calédonie : Militär geht gewaltsam gegen Hafenstreik vor Die Militärs rauschen auf Schnellbooten heran und eröffnen die Jagd auf Gewerkschafter im Hafen. Unterstützt von Kampfhubschraubern, verfolgen sie die fliehenden Streikposten in die Innenstadt. Einheiten der "mobilen Gendarmeriekommandos", die der französischen Armee angegliedert sind, springen aus zivil getarnten Kleinbussen und eröffnen das Feuer aus Flash-balls - das sind Gewehre, aus denen Gummigeschosse abgefeuert werden. Dabei werden neben Streikaktivisten auch Passanten getroffen. Es gelingt ihnen, 17 Personen zu verhaften, unter ihnen der Vorsitzende und der Vizevorsitzende der Gewerkschaft, Gérard Jodar und Alain Boewa. Im Inneren des Krankenhauses werden verletzte Gewerkschafter festgenommen. Am Abend versammelt sich eine größere Menschenmenge vor der Polizeiwache und fordert die Freilassung der Verhafteten. So muss man sich den martialischen Einsatz der französischen Armee vom vorigen Donnerstag (08. Juni) in Neukaledoniens Hauptstadt Nouméa vorstellen, der sich gegen die Gewerkschaft der "Eingeborenen" richtete: die USTKE oder "Gewerschaftsunion der kanakischen Arbeiter und der Ausgebeuteten". Als Kanaks bezeichnet man den nicht aus Europa eingewanderten Teil der Bevölkerung Neukaledoniens. Sie stellen derzeit rund 40 Prozent der Bewohner der Insel im Westpazifik (auf melanesisch Kanaky ), aber beispielsweise über 80 Prozent der Gefängnisinsassen, was typisch für die Struktur einer Kolonialgesellschaft ist. Seit 20 Tagen hatte die USTKE einen Streik im Hafen von Nouméa durchgeführt, der sich gegen die drohende Verdrängung einheimischer Arbeitskräfte durch die Ansiedlung der zwei größten multinationalen Transportkonzerne - MAERSK und MSC - richtete. Die USTKE spricht in einem Kommuniqué von einer "Intervention nach einem Szenario, das einer Besatzungsarmee würdig ist" bzw. "mit einem Gewaltaufwand, der eines Kriegsfilms würdig wäre". Seit der gewaltsamen Intervention gegen den Streik, der am Donnerstag um die Mittagszeit (im europäischen Frankreich war es um diese Zeit 5 Uhr früh) stattfand, ruft die USTKE in Nouméa zum Generalstreik auf. In Frankreich solidarisierten sich die Gewerkschaften SUD und CGT und die trotzkistische LCR mit ihr. Neukaledonien wurde vor 150 Jahren durch Frankreich kolonisiert und hat heute den Status eines "Überseeterritoriums". Angesichts einer wachsenden Unabhängigkeitsbewegung vereinbarte Frankreich im Jahr 1998 eine fünfzehn- bis zwanzigjährige Übergangsfrist: 2013 oder 2018 soll über die Unabhängigkeit der Insel abgestimmt werden. (Ausführlich dazu: vgl. Artikel in Jungle-World ) Homepage der Gewerkschaft: http://www.ustke.org/ Bernard Schmid, Paris, 12.06.2006 |