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Updated: 18.12.2012 15:51
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CFDT-Kongress - in deutschem Rentenstil: Vor allem auf die Jungen...

"Die Meldung traf am Donnerstag Nachmittag ein, nachdem unser gestriger Artikel über "Frankreich kurz vor der Renten,reform'" erschienen war: Auf ihrem Kongress hat die CFDT - der zweitstärkste gewerkschaftliche Dachverband in Frankreich, hinter der CGT - gestern eine Erhöhung der erforderlichen Beitragszeiten zu den Rentenkassen ausdrücklich befürwortet" - so beginnt der aktuelle Beitrag (eine Fortsetzung des gestrigen Kongressberichts) "Auf ihrem Kongress nimmt die Gewerkschaftsorganisation eine Position an, die die Erhöhung der Beitragsjahre unterstützt" von Bernard Schmid vom 11. Juni 2010.

Auf ihrem Kongress nimmt die Gewerkschaftsorganisation eine Position an, die die Erhöhung der Beitragsjahre unterstützt

(Fortsetzung zur CFDT vom 10.6)

Die Meldung traf am Donnerstag Nachmittag ein, nachdem unser gestriger Artikel über "Frankreich kurz vor der Renten,reform'" erschienen war: Auf ihrem Kongress hat die CFDT - der zweitstärkste gewerkschaftliche Dachverband in Frankreich, hinter der CGT - gestern eine Erhöhung der erforderlichen Beitragszeiten zu den Rentenkassen ausdrücklich befürwortet.

In dem Beschluss heißt es ferner, die CFDT akzeptiere zwar längere Beitragszeiten (die Zahl der obligatorischen Beitragsjahre wird nach der sich abzeichnenden "Reformen" voraussichtlich von derzeit 40 auf 42 oder 42,5 angehoben werden,; der Arbeitgeberverband MEDEF trommelt hingegen für 45), verteidige jedoch energisch das Recht, im Lebensalter von 60 Jahren in Rente zu gehen.

Diese scheinbar paradoxe Beschlusslage läuft auf einen Deal hinaus, dergestalt: Wir akzeptieren, dass Ihr unsere Jüngeren (später, später) erst in relativ hohem Lebensalter in Rente gehen lässt - wenn Ihr nur heute unsere Senioren, die schon vor 60 ihre genügenden Beitragsjahre beisammen haben, den Abgang machen lässt. Dies betrifft vor allem ältere Lohnabhängige, die zu ihrer Zeit mit 14, 15 oder 16 zu arbeiten anfingen.

Der doppelte Haken daran: Einerseits wird dieser Personenkreis immer kleiner, denn die nachrückenden Generationen haben in aller Regel deutlich längere Schul- und Ausbildungszeiten durchlaufen (heute gilt ohnehin Schulpflicht bis mindestens 16). Zudem wird er noch zusätzlich verringert, wenn man künftig statt 40 noch mehr Beitragsjahre von ihm verlangen wird. Im übrigen sind seit 2008 die Anerkennungsregelungen, also die Beweisregeln für oft Jahrzehnte zurückliegende Trimester früherer Lohnarbeit, erheblich verschärft - wehe dem, der keine Dokumente dazu mehr hat. (Vor einiger Zeit genügte es noch, zwei Zeugen aus jenen Jahren benennen zu können.) Andererseits wäre es selbstverständliche Pflicht einer - dieses Namens würdigen - Gewerkschaftsorganisation der Lohnabhängigen gewesen, darauf hinzuweisen, dass man zwar die Rentenregelungen verschärfen, aber deswegen den "älteren" Lohnabhängigen noch lange keinen Job verschaffen kann. Deutlich unter 40 Prozent der 56- bis 65jährigen sind heute in den Frankreich in Lohn & Brot, weil sie als vermeintlich "Unproduktive" nur schwerlich einen Job finden, wenn sie einmal keinen mehr haben.

Generalsekretär François Chérèque wurde am Donnerstag Abend einstimmig (!) vom Vorstand der CFDT im Amt bestätigt. Zuvor war der Vorstand mit 95,3 % der Delegiertenstimmen wiedergewählt.

Jedoch musste die Führung dennoch eine kleine Abstimmungsniederlage hinnehmen. In einem Leitantrag hatte sie zwar die Sparpolitik der Regierung in den öffentlichen Diensten verbal scharf kritisiert, aber gleichzeitig ihre prinzipielle Bereitschaft erklärt, eine geringe Zahl von Stellen - also ihren Abbau - hinzunehmen. Ein Antrag der Branchengewerkschaft im Bildungswesen SGEN-CFDT, der den Stellenabbau (der vor allem im öffentlichen Schuldienst dramatisch ausfällt) verurteilt, wurde aber mit 56,8 % gegen 43,2 % der Delegiertenstimmen angenommen.

Bernard Schmid, 11. Juni 2010


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