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Updated: 18.12.2012 15:51
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Montagsdemos und symbolische Proteste in Frankreich

Die Tageszeitung "Libération" vom 27. August 04 nennt die zurückliegende Jahreszeit bereits, auf ihrer Titelseite, den "Sommer der Arbeitszeit-Verlängerung". Einzig das Wörtchen "Sommer" dürfte dabei unzutreffend sein, wenn man an die vergangenen Wochen denkt. Am Vortag der "Libération"-Schlagzeile gab der Geflügelproduzent Doux in der Bretagne bekannt, dass er die Arbeitszeitverkürzung auf der Grundlage des 35-Stunden-Gesetzes von 1999 (die in seinem Betrieb nicht in Form wöchentlicher Arbeitszeitverkürzung, sondern von 23 zusätzlichen freien Tagen im Jahr umgesetzt worden war) ersatzlos wieder abschaffen wird, da das Unternehmen keine Subventionen mehr für die Einhaltung der Zielsetzung "35-Stunden-Wochen oder 1.600-Stunden-Jahr" des damaligen Gesetzgebers erhält. Das Ganze geht, wie in anderen Fällen auch, mit einer Erpressung hinsichtlich der Bewahrung der Arbeitsplätze einher. Aber mit der Ankündung, die 23 freien Tage wieder abzuschaffen, geht auch die Bekanntmachung von 300 Entlassungen bei Doux einher.

Am 26. August begannen auch die zweiwöchigen Konsultationen des Staatssekretärs im Arbeitsministerium, Gérard Larcher, mit verschiedenen Gewerkschaftsorganisationen zum Zwecke der Vorbereitung einer "Reform" des Arbeitszeitgesetzes. Ziel ist, wie es so schön heißt, eine "Lockerung zu starrer Regelungen".

Doch es gibt in diesem Sommer auch Proteste. Nicht so heftige und breite soziale Konflikte wie im Sommer 2003 zwar. Doch der "Virus" der Montagsdemonstrationen ist symbolisch auch von französischen Arbeitslosen- und anderen Selbstorganisationen aufgenommen worden. Bisher hat das Anknüpfen an die derzeitigen deutschen Montagsdemos nur symbolische Ausmaße. Dennoch verdient es signalisiert zu werden, da dadurch deutlich wird, dass die Probleme diesseits wie jenseits der Grenzen im Grunde sehr ähnliche sind.  

Am 23. August (siehe Bilder anbei) fand die erste, kleine, Montagsdemo auf dem Pont des Arts, einer Seinebrücke im historischen Zentrum von Paris, statt. Am Montag, 30. August sind am frühen Abend erneute "Montagsdemos" in Paris und Montpellier (möglicherweise noch an anderen Orten) angekündigt.

Symbolische "Montagsdemo" bzw. -kundgebung vom 23. August auf dem Pont des Arts, einer Seinebrücke im historischen Zentrum von Paris, gegenüber des Louvre.  Veranstalter war die Arbeitslosen-Selbstorganisation AC!

Aufruf der Arbeitslosen-Selbstorganisation AC!: "Wie in Deutschland, so auch in Frankreich: Alle auf die Straße" und, links daneben, ein Plakat mit Boykottaufruf gegen Bosch wegen Arbeitszeit-Verlängerung & Arbeitsplatz-Erpressung. Bosch war das erste Unternehmen in Frankreich, das im Juli dieses Jahres erfolgreich erwirkte, dass die Lohnabhängigen kostenlose Mehrarbeit (36 Stunden zum Preis von 35 Stunden, zuzüglich der Streichung von Lohnzulagen) akzeptieren. Hätten die Lohnabhängigen nicht eingewilligt, drohte der deutsche Konzern mit der Verlagerung seiner Dieselmotorenfabrik in Vénissieux (bei Lyon) in die Tschechische Republik:

Bernhard Schmid, Paris


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