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McDonald Paris

Wir sind keine Hacksteaks!

Der 115-tägige Streik bei McDonald "Strasbourg-Saint-Denis" in Paris hat sich zu einer breiten Solidaritätsbewegung mit den Beschäftigten in den Schnell-Inbiss-Restaurants geführt.

3 von 5 Entlassenen von McDo mussten nach einem Gerichtsurteil wieder eingestellt werden. Dort heißt es, die "offensichtliche Absicht" von McDo sei, "sich dieser Beschäftigten, egal um welchen Preis zu entledigen, die klar erkennbar bei den Kundgebungen [gegen Flexibilisierung und für höhere Löhne – D.B.] aktiv mitgemacht haben". Die Entlassungen waren der Anlass für den Streik.

Am 2. Februar demonstrierten 1000 Menschen in Solidarität mit den Streikenden. Sie sangen: "Wir sind keine Hacksteaks! Lohnabhängige und Kunden, machen wir gemeinsam den Hamburgrève"! ("grève" heißt Streik). Mehrmals in der Woche fand jeweils an einer anderen Stelle eine Aktion statt und weiterhin wurde samstags rollierend ein McDo belagert. Am 19. Januar gingen die Streikenden zur großen Attac-Versammlung von la Villette und sprachen dort vor 6000 Menschen darüber, wie sie die Auswirkungen neoliberaler Politik verspüren. Am 26. Januar sprachen sie auf der großen Auftaktveranstaltung der LCR zur diesjährigen Wahlkampagne vor 1500 Menschen.

Durch die Geschlossenheit der Streikenden von Strasbourg-Saint-Denis und ihre wachsende Unterstützung knickte die Geschäftsleitung bei den Verhandlungen am 14.2 ein. Sie nahm die übrigen Entlassungen wieder zurück und bezahlte 45% der Streiktage! Die Beschäftigten von McDo werten dies als einen vollen Erfolg. Eine Ermutigung für alle in prekären Beschäftigungsverhältnissen.

D. B.

 

Interview mit Abdel Mabrouki

Abdel Mabrouki arbeitet seit 1995 bei Pizza Hut. Gewerkschaftlicher Delegierter der CGT seit 1996, hat er im Bereich der Fast-Food-Restaurants an drei Streiks teilgenommen. Unsere französische Schwesterzeitung rouge (Wochenzeitung der LCR, der franz. Sektion der IV. Internationale) machte noch vor dem Ende des Streiks von McDo mit ihm ein Interview. Wir bringen kurze Auszüge:

Rouge: "Stop précarité" befindet sich im Zentrum eines Netzwerkes politischer, gewerkschaftlicher und anderer Verbände. Ist das ein Pfund, mit dem ihr wuchern könnt?

A. Mabrouki: Nach 32 Tagen Streik bei Pizza Hut haben wir zuerst eine CGT-Arbeitsgruppe "Schnellimbiss-Restaurants" gebildet. Wir mussten uns zusammenschließen, um stärker zu werden: Dieses System ist dermaßen auf die Atomisierung, die Vereinzelung der Individuen ausgerichtet... Wir haben gemeinsame Interessen, wir wollen den zur Zeit gültigen Tarifvertrag weg haben."

Bei der offiziellen CGT-Fachgruppe für Fast-Food-Restaurants gab es ganz offensichtlich keine Motivation, einen solchen Zusammenschluss zu fördern. Deswegen haben wir uns spontan zu einem solchen Kollektiv zusammengefunden. Im Anschluss an die beiden großen Bewegungen von McDo von Saint Germain und von Pizza Hut ist uns bewusst geworden, dass das Problem viel breiter war und dass es darauf ankommt, die Bewegung auf alle Prekären (ungeschützt Beschäftigten) des Handels auszudehnen.

So haben wir allmählich das Netzwerk "Stop précarité" aufgebaut und zwar mit der Hilfe von AC![1], Attac, SUD[2]. Aarrg[3]. Wenn der Streik von "Strasbourg-Saint-Denis" so lange durchhalten konnte, dann dank dieser gemeinsamen Arbeit. Wir müssen uns zusammenschließen, weil sich die Kapitalisten im Medef zusammengeschlossen haben, um uns besser unterdrücken zu können. Unser Netzwerk ist eine wirkliche Bereicherung: Wir haben gemeinsame Interessen und gemeinsame Gegner.

Rouge: Der Kampf der McDo ist heute ein Kampf mit hoher Symbolkraft...

A. Mabrouki: Dieser Kampf hat deswegen eine so große symbolische Bedeutung, weil das McDo-System vor allem ein System ist, das das Kapital auch in anderen Sektoren übernehmen will: grenzenlose Flexibilität, chronische Unterbesetzung usw. Es ist ein sehr gut geöltes System, das sich auf die gesamte Arbeitswelt ausdehnen wird, wenn wir jetzt nicht reagieren.

Dies ist ein symbolischer aber auch ein schwerer Kampf: Zweimal schon wollte man mich entlassen und zur Zeit strengt Pizza Hut gerade wieder mal ein Gerichtsverfahren gegen mich an, weil ich angeblich ein beleidigendes Flugblatt geschrieben habe, das sich mit dem Tod eines Kollegen befasste, der beim Pizza-Ausfahren tödlich verunglückte. Rachid von McDo hat ebenfalls zwei Entlassungsverfahren hinter sich. Es ist schwer, aber ich glaube, dass wir gewinnen werden, weil wir eine gerechte Sache vertreten....Und die Bewegung weitet sich aus. Sie ist das Ergebnis einer hartnäckigen Kleinarbeit seit 1996....Die anderen großen Gewerkschaftsverbände außerhalb der CGT haben seinerzeit diesen unsäglichen Tarifvertrag für die Fast-Food-Restaurants unterschrieben, den wir als Katastrophe betrachten. Die CGT spürt, dass sie diese Bewegung nicht kontrolliert und das gefällt ihr überhaupt nicht. Es ist aber nicht Aufgabe der CGT, diesen Kampf zu kontrollieren. Die Gewerkschaft soll verhandeln und sich am Unterstützungskomitee beteiligen. Die Rolle des Unterstützungskomitees besteht vor allem darin, den allgemeineren Teil des Kampfes zu organisieren: Wie kann er ausgedehnt werden, welche Aktionen durchführen, Geld zur Streikunterstützung sammeln. Die Streikenden beschließen auf Vollversammlungen über die Forderungen. Alle respektieren sich gegenseitig....

Anmerkungen:

1) Erwerbslosenbewegung "Gemeinsam gegen Erwerbslosigkeit handeln!"

2) Die kämpferischen Gewerkschaften "Solidaire, unitaire, démocratique" (solidarisch, gemeinsam, demokratisch), die von Ausgeschlossen aus den großen Verbänden CGT und CFDT initiiert wurden.

3) "Apprentis agitateurs pour un réseau de résistance globale" etwa: Agitationslehrlinge für ein Netzwerk globalen Widerstands.


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