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Updated: 18.12.2012 15:51 |
Betriebsbesetzung erfolgreich "Der Streik, mit Besetzung des Unternehmens-Hauptsitzes, dauerte 14 Tage. Nun endete er am Mittwoch dieser Woche (29. September) mit einem Abkommen, das durch die Beschäftigten mehrheitlich als zufriedenstellend bezeichnet wird" - so beginnt der Kurzbericht "Beim französischen Textilfabrikanten Lejaby: Streik mit Betriebsbesetzung endet mit Erfolg für Arbeiterinnen" von Bernard Schmid vom 01. Oktober 2010. Beim französischen Textilfabrikanten Lejaby: Der Streik, mit Besetzung des Unternehmens-Hauptsitzes, dauerte 14 Tage. Nun endete er am Mittwoch dieser Woche (29. September) mit einem Abkommen, das durch die Beschäftigten mehrheitlich als zufriedenstellend bezeichnet wird. Der Konflikt beim Damenunterwäsche-Hersteller Lejaby dauerte seit einigen Monaten. Das Unternehmen plante und plant nach wie vor, drei seiner französischen Produktions-„Standort“ dicht zu machen und die Herstellung (zu dort „billigeren“ Löhne) nach Asien sowie in den Maghreb auszulagern. Geschlossen werden sollen die drei französischen Fabriken in Bourg-en-Bressse (im erweiterten Umland von Lyon), in Bellegarde-sur-Valserine – das historische Stammwerk, das im Jahr 1930 öffnete – sowie in Teil (Département Ardèche, im französischen Zentralmassiv). Alle drei Standorte liegen, vergröbert gesprochen, im erweiterten Lyoner Raum. Das Unternehmen möchte nur noch zwei Produktionsorte in Frankreich aufrecht erhalten, in Rillieux-la-Pape – einem Vorort von Lyon, wo auch sein Hauptsitz steht – und in Yssingeaux (Bezirk Obere Loire). 197 von insgesamt 653 Arbeitsplätzen in Frankreich sollen verschwinden. Das Unternehmen beruft sich – durch den Mund seines Anwalts Joseph Aguerra – darauf, dass andere Konkurrenten durch ihre Fabrikation in „Billiglohnländern“ kostengünstiger herstellen könnten. Auf der anderen Seite argumentieren die Gewerkschaften, dass das Unternehmen keine Verluste einfahre, sondern (auch heute schon) schwarze Zahlen schreibe. Letzteres plant, den Anteil seiner Produktion auf französischem Boden von derzeit noch 30 % auf künftig sieben Prozent abzubauen. Seit dem 16. September besetzten bis zu einhundert Arbeiterinnen – an Wochenenden hielten auch mal rund 30 unter ihnen die Stellung – den Hauptsitz des Unternehmens, in Rillieux-la-Pape. Dessen Direktion erhob eine Eilklage, die auf den Erlass einer Einstweiligen Verfügung zielte, gegen fünf von ihnen (als vermeintliche Rädelsführerinnen der Besetzerinnen) vor einem Gericht in Lyon; vgl. http://www.lemonde.fr/societe/article/2010/09/27/la-direction-de-lejaby-saisit-la-justice-contre-l-occupation-du-site_1416815_3224.html#ens_id=1409136 Parallel dazu unterbreitete es das „Angebot“ an die zu entlassenden Arbeiterinnen, ihnen (über die gesetzliche Abfindung in Höhe von einem Zehntel Monatsgehalt pro abgelaufenem Jahr Betriebszugehörigkeit hinaus) je 10.000 Euro „übergesetzliche“ Abfindung zuzüglich je 420 pro Jahr Betriebsangehörigkeit auszuzahlen. Demgegenüber forderte die Lohnabhängigen und die Gewerkschaften, unter ihnen örtliche Vertrauensleute der CGT und CFDT, Abfindungen in Höhe von (je nach Einzelsituation) bis zu 70.000 Euro pro Kopf. Die Vertrauensfrau der CFDT, Nicole Mendez, dazu: „Wenn man uns schon wegwirft wie Kleenex (Einweg-Taschentücher), dann soll man uns wenigstens die Mittel zum Leben geben!“ Als Ergebnis nach zähen Verhandlungen kam nun dabei heraus, dass das Unternehmen pro Nase pauschal 15.000 Euro (statt 10.000) plus eine Summe pro Jahr Betriebszugehörigkeit zahlt. Letztere beträgt je 600 Euro für die ersten fünf Dienstjahre, und danach – ab dem halben Dutzend gibt’s Mengenrabatt – je 500 Euro. (Vgl. http://www.lemonde.fr/economie/article/2010/09/29/fin-du-blocage-chez-lejaby-apres-un-accord-entre-syndicats-et-direction_1417786_3234.html ) Die streikenden und besetzenden - oder sonst von der Situation betroffenen - Lohnabhängigen erklärten mehrheitlich, mit diesem Verhandlungsresultat relativ zufrieden zu sein. Am Mittwoch erfolgte eine Urabstimmung dazu. Von 147 Teilnehmenden an der Abstimmung stimmten 118 mit „Ja“ zur Annahme der Vereinbarung. Hinzu kamen 26 „Nein“-Stimmen und eine Enthaltung. Noch eine wichtige politische Anmerkung dazu: Neben positiven politischen Reaktionen (es gab Solidaritäts- und Unterstützungerklärungen aus der Linken und der Arbeiterbewegung, u.a. vom radikal linken NPA) belegte die Situation bei Lejaby auch, wie man mitunter den Beifall von der absolut falschen Seite erhält und sich unbedingt vor falschen Freunden in acht nehmen muss. Auch der Europaparlaments-Abgeordnete der französischen Neofaschisten und derzeitige Bewerber um den Parteivorsitz des Front National (FN), Bruno Gollnisch, der in Lyon ansässig ist, veröffentlichte nämlich eine angebliche „Solidaritäts“erklärung. Der – aufgrund mehr als zweifelhafter Auslassungen zum Holocaust seit 2004/05 zwangspensionierte – frühere Juraprofessor behauptet darin, den Arbeitskampf der Arbeiterinnen bei Lejaby uneingeschränkt zu unterstützen. Und bemüht sich dabei, ihren Kampf in einen Kontexts des Kampfs der Nationen gegen die Globalisierung (aus Sicht des FN eine Art antinationales Komplott finsterer, auf planetarischer Ebene verschworener „Lobbys“ aus „Mondialisten“/„Globalisten“; letzterere Chiffre kann dabei Internationalisten, Menschenrechtler, oder auch Juden & Freimaurer umfassen) zu rücken. Vor falschen Freunden sei gewarnt... Vgl. http://www.lefigaro.fr/flash-actu/2010/09/22/97001-20100922FILWWW00541-lejaby-gollnisch-fn-salue-les-salariees.php B. Schmid, 01. Oktober 2010 |