letzte Änderung am 3. Juni 2002

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45. CFDT-Kongress in Nantes/ Neuer Generalsekretär, Alte Orientierung, Innere Opposition

Kurz-Kurzfassung :

Die schlechte Nachricht zuerst: Er sei "100 Prozent auf der Linie Notat", paraphrasierten die französischen Medien am Freitag eine Aussage des neuen Generalsekretärs des französischen Gewerkschaftsbunds CFDT. Deren 45. Kongress hatte von Montag bis Freitag in Nantes stattgefunden. Da die Generalsekretärin Nicole Notat nach 10 Jahren an der Spitze nicht zur Wiederwahl kandidierte, wurde François Chérèque ihr Nachfolger. Seine Vorgängerin Notat hatte ihn selbst im Sommer 2000 ausgewählt. Chérèque gilt allerdings eher als Pragmatiker, während Nicole Notat eine verbissene sozial- bis neoliberale Ideologin darstellte.   

Neben der, ehemals KP-nahen, CGT ist die CFDT der größte Gewerkschaftsbund. In den 70er Jahren war sie eher sozialistisch bis linksalternativ orientiert. Seit Mitte der 90er Jahre ist die CFDT-Führung sozialliberal und "modernisierungsfreudig" ausgerichtet, gegenüber der sozialdemokratisch geführten Regierung unter Lionel Jospin stand der Dachverband im Prinzip in der Rechtsopposition. So war die CFDT eher dagegen, durch ein allgemein verbindliches Gesetz zur 35-Stunden-Woche überzugehen, und befürwortete allein "sozialpartnerschaftliche" Verhandlungen von Betrieb zu Betrieb. Unter der neuen Rechtsregierung von Jean-Pierre Raffarin wird die CFDT jetzt vermutlich zur wichtigen Ansprechpartnerin, um ab Herbst über die geplante Erleichterung und Verbilligung von Überstunden zu verhandeln.

Aufgrund der massiven anti-gewerkschaftlichen Repression vor allem in den mittleren und kleineren Betrieben, aufgrund derer der gewerkschaftliche Organisationsgrad in Frankreich nur durchschnittlich 8 Prozent beträgt, hatte die CFDT dennoch in den letzten Jahren großen Erfolg bei der Mitgliederswerbung. Denn in den mittelständischen und kleinen Privatbetrieben wird sie heute weit eher geduldet als andere Gewerkschaften. Zugleich hat sie Erfolg bei "weißen Kragen" und leitenden Angestellten.

Zu den Überraschungen des Kongresses gehörte die massive Opposition, die bei einigen Debattenthemen auftrat, nachdem die bisherige CFDT-Linke den Dachverband seit 1995 zunehmend verlassen hat. So rügten 46 Prozent der Delegierten die CFDT-Politik dafür, dass sie nicht darum kämpfe, in Gewinn machenden Betrieben börsenbedingte Massenkündigungen zu verhindern - sondern lediglich die Folgen verwalte, indem sie Sozialpläne aushandelt.

Bernhard Schmid, Paris

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