"Postler von Bègles": Solidaritätsflugblatt zum Fortgang der Repression

Seit Ende vergangener Woche sind jetzt auch die Sanktionen gegen jene acht Postbeschäftigten von Bègles bei Bordeaux bekannt geworden, die vom 18. bis 20. Juli vor der regionalen Postdirektion zur disziplinarischen Anhörung antreten mussten.

Zur Erinnerung: Ende Mai 2005 war in einem Sortierzentrum in dieser bedeutendsten Vorstadt von Bordeaux ein Konflikt eskaliert, bei dem es um die drohende Vernichtung von 40 Arbeitsplätzen ging. Vorgesetzte, die jede Diskussion verweigert hatten, waren rund zwanzig Stunden in ihren Büros eingeschlossen und somit "festgehalten" worden. Die regionale Postdirektion und der Präfekt von Bordeaux (der juristische Vertreter des Zentralstaats) ließen den Konflikt durch den Einsatz des militarisierten Einsatzkommandos der Polizei, des GIPN, beenden. Dabei wurden 14 Postbeschäftigte verhaftet.

Über sechs von ihnen hatte am 7. und 8. Juli ein Disziplinarausschuss bei der zentralen Postdirektion in Boulogne-Billancourt (bei Paris) zu "Gericht" gesessen (siehe http://www.labournet.de/internationales/fr/begles.html). Die übrigen acht hatten eine gute Woche später vor der regionalen Postdirektion in Bordeaux antreten müssen, wobei letztere dabei gleichzeitig Kläger und Richter in einer Partei war.

Die Sanktionen gegen die acht sind nunmehr bekannt geworden. Bernard Bernoula (CGT), Jean-Marie Baillet (CGT), Denis Grenier (CGT) und Patrick Lafont (SUD-PTT) werden an einer anderen Standort der französischen Post strafversetzt. Über Pierre-Alain Ducasse (SUD-PTT) werden zwei Jahre Dienstausschluss verhängt, davon sechs Monate ohne Bewährung. Christian Stoldick (SUD-PTT) für 9 Monate vom Dienst ausgeschlossen, davon 6 Monate ohne Bewährung. Über Gérard Danne (CGT) erhält 9 Monate Dienstaussschluss, davon einen Monat ohne Bewährung.

Am wohl härtesten trifft es den einzigen privatvertraglich Angestellten unter den 14 "Angeklagten", Fabrice Duluc (Mitglied der anarchosyndikalistischen CNT), der mit 31 Jahren auch der jüngste der von der Repression betroffenen "Postler von Bègles" ist. Die anderen Betroffenen sind Ende 40 oder Anfang 50. Ihm wird der Arbeitsvertrag wegen des verhaltensbedingten Kündigungsgrunds "schwere disziplinarrechtliche Verfehlung" gekündigt. Dies ist auch ein deutliches Signal an die privatvertraglich Beschäftigten bei La Poste, die mittlerweile 110.000 an der Zahl sind und damit (neben den verbeamteten Postbediensteten, deren Zahl mit der Zeit weiter abnehmen wird) bereits 35 Prozent des Personalbestands von La Poste ausmachen. Es lautet: "Haltet Euch ruhig, Ihr seid nicht im selben Ausmaß gegen Kündigung geschützt wie Eure verbeamteten Kollegen!"

Anbei dokumentieren wir ein gemeinsames Flugblatt von CGT, SUD-PTT und CNT gegen die jüngst verhängten Sanktionen.

(BhS, Paris)