letzte Änderung am 19. Mai 2003 | |
LabourNet Germany ARCHIV! Aktuelle Meldungen im neuen LabourNet Germany |
|
Home -> Internationales -> Dominikanische Republik -> Interview | | Suchen |
Die Dominikanische Republik wird meist nur mit Stränden und Rum in Verbindung gebracht. Nahezu unbekannt ist die Vielfalt an sozialen Bewegungen im Land und die Repression gegen diese. So gab es in den vergangenen Jahren bei den Mobilisierungen der Armenstadtteile gegen Stromausfälle und infrastrukturelle Benachteiligung wiederholt Tote, Demonstranten, die von der Polizei erschossen wurden...
Antwort: Die erste Stufe der gesellschaftlichen Repression ist ja schon das massive Abdrängen in die Armut. Wenn sich die Menschen damit aber nicht abfinden und Proteste gegen die hohen Kosten für den Lebensunterhalt, die Stromausfälle usw. organisieren, dann antwortet die Regierung mit massiver Repression. Sie bietet keinen Spielraum für Verhandlungen oder Gesprächen, sondern versucht die Bewegungen mit massiver Repression zu zerschlagen. Doch die Einschüchterung wirkt nicht und die Leute kämpfen weiter. Auch in den Universitäten haben die Mobilisierungen dazu geführt, dass die Universitätsleitung eine sehr repressive Haltung eingenommen hat. Im Jahr 2002 wurden etwa 20 Studenten, die die Kämpfe gegen die Privatisierung anführten, aus den Universitäten ausgeschlossen.
Die StudentInnen gehören zu den Sektoren in der Dominikanischen Republik, die am stärksten zu Protesten mobilisieren. Wie sehen die Hauptforderungen aus?
Die Kämpfe der Universitätsstudenten richten sich seit langer Zeit vorwiegend gegen die Privatisierung der Hochschulbildung. In den vergangenen zwei Jahren hat sich der Kampf verstärkt. Gemeinsam mit der Studentenorganisation "Föderation Dominikanischer Studenten" (FED) setzen wir uns für den Erhalt der öffentlichen und kostenfreien Bildung ein. In der Dominikanischen Republik sind etwa 70 Prozent der Bevölkerung sehr arm, das bedeutet, dass das Schulsystem gratis sein muss. Die Regierung sieht aber im Rahmen ihrer neoliberalen Politik die Privatisierung der höheren Schulbildung und der Hochschulen vor. Dagegen mobilisieren wir in den Universitäten, Schulen und auf der Straße.
Gelingt es die vielen Bewegungen aus den Armenstadtteilen, die Studenten und die Bauern irgendwie zusammenzubringen um die Kräfte zu bündeln und ein alternatives politisches Projekt zu entwerfen?
Das ist ein schwieriger Weg, es herrscht viel Sektierertum und es gibt historische Entwicklungen, die eine solche Einheit erschweren. Aber es gibt einige Aktionsbündnisse, gemeinsame Kampftage und die Erkenntnis auf ein solches gemeinsames Projekt hinzuarbeiten wird immer stärker.
Was sind die Hauptziele der FJD?
Wir wollen zu der Einheit beitragen, daher arbeiten wir für die Entstehung einer einzigen breiten linken basisorientierten Jugendorganisation in der Dominikanischen Republik und für die Schaffung einer einzigen linken Koordination der studentischen Organisationen. Heute gibt es mehrere davon. Politisch drängen wir als Jugendliche auch die anderen linken Organisationen zur Einheit und plädieren für die Gründung einer breiten alternativen Front, die basisorientiert, antineoliberal, progressiv und demokratisch ist.
Ein schwerwiegendes Problem in der Dominikanischen Republik ist der Rassimsus. Obwohl die große Mehrheit der Bevölkerung schwarz ist, besteht ein stärker Rassismus. Einerseits Seitens der herrschenden Klasse, die meist weiß oder sehr hell ist, andererseits aber auch in der Bevölkerung selbst, gegen die Migranten aus dem anderen Inselteil, der Republik Haiti.
Die dominikanische Gesellschaft ist sehr gemischt und auch mehrheitlich schwarz. Dennoch ist das rassistische koloniale Erbe stark und offiziell sind nur 15 Prozent der Bevölkerung "schwarz". Schwarz gilt als schlecht und schwarz sind in der herrschenden Propaganda nur die Haitianer. Die rechten Sektoren, die an der Macht sind und auch die Medien wesentlich kontrollieren, führen eine regelrechte rassistische Hetzkampagne gegen die Haitianer durch, die als "die Schwarzen" gelten. Sie stellen die Haitianer als faul und Überbringer von Krankheiten dar. Aber es gibt auch eine starke Bewegung dagegen, die auf Solidarität mit der Bevölkerung Haitis setzt.
LabourNet Germany | Top ^ |