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Kolumbianischer Gewerkschafter ermordet

In Barrancabermeja (Nordkolumbien) wurde am 20.03. ein Führungsmitglied der Erdöl-Gewerkschaft USO erschossen, der sich kurz zuvor noch mit einer deutschen Delegation getroffen hatte. Die Delegation hat daraufhin einen Brief mit dem dringenden Aufruf verfaßt, internationale Öffentlichkeit für die Vorgänge in Barrancabermeja herzustellen.

Die "Delegación Alemana por la Vida y la Paz" (Deutsche Delegation für das Leben und den Frieden) bereist seit dem 1.3.02 Zentral-/Nordkolumbien. Sie will dortige soziale und politische Basisprojekte kennenlernen und ihnen durch die öffentliche Präsenz internationaler Beobachter Schutz gewähren gegen zunehmenden Terror durch paramilitärische Banden. Der Mordanschlag vom 20.03., der nur der neueste in einer ganzen Serie ist, zeigt deutlich die Notwendigkeit dieser Arbeit.
Der Delegation gehören 12 Frauen und Männer aus verschiedenen deutschen Städten, v.a. Berlin, an. Einige von ihnen sind schon länger in Lateinamerika bzw. Kolumbien tätig gewesen. Weitere Tätigkeitsgebiete:
Gewerkschaftsarbeit, Bildungsarbeit, Journalismus, Dokumentarfilm, parlamentarische Menschenrechtsarbeit, antirassistische und antifaschistische Initiativen. Die Delegation ist nicht institutionell gebunden, agiert aber in Koordination mit der deutschen Botschaft in Bogota und steht in Kontakt mit staatlichen kolumbianischen Stellen. Getragen wird sie vom Demokratischen Jugendforum Brandenburg (DJB). Ihre Reise endet planmäßig am 25.03.

Kontakt:

Die Delegation ist telefonisch in Kolumbien zu erreichen (Zeitunterschied 6 Stunden - also möglichst Anrufe erst ab nachmittags hiesiger Zeit):
0057-3-2767478
0057-3-2478390
0057-3-7968079
e-mail: kolumbien-odyssee@gmx.net

Berliner Koordinationsadresse für Anfragen: Büro MdB Carsten Hübner (PDS)
Fon: 030 - 22775831
Fax: 030 - 22776508
e-mail: carsten.huebner@bundestag.de

Nachfolgend ein Brief der Delegation sowie die deutsche und spanische Version eines offenen Briefes, den sie an die unten aufgeführten Anschriften zu versenden bitten.

Barrancabermeja, 21. Maerz. 2002

Liebe Freundinnen und Freunde,

kurz vor Ende der Reise schicken wir Euch doch noch schlechte Nachrichten und bitten Euch darum, diese Mail ueber Eure Verteiler zu verbreiten und den unten anhaengenden Briefentwurf an die verschiedenen kolumbianischen Stellen (siehe Adressliste) zu verschicken. Das waere wirklich grossartig:


USO-Gewerkschafter und Betreuer unserer Delegation in Barranca ermordet

Vorgestern, d. h. am 19. Maerz 2002, sind wir in der Erdoelstadt Barrancabermeja angekommen und seitdem im Buero der Frauenorganisation OFP (Organización Femenina Popular) untergebracht. Die Situation in der Stadt ist extrem angespannt. Bei unserer Rundfahrt durch die Vororte konnten wir gestern feststellen, dass die Paramilitaers - gedeckt von Armee und Polizei - an allen Strassenkreuzungen offene Praesenz zeigen. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass ihre militaerischen Stuetzpunkte in den Stadtvierteln im Moment auch als Wahlkampfbueros fuer den aussichtsreichsten Praesidentschaftskandidaten, den rechtsextremen Ex Gouverneur (und Befuerworter einer US-Intervention) Alvaro Uribe Vélez dienen.

Gleich nach unserer Ankunft in Barrancabermeja haben wir ausserdem Kontakt zur Erdoelgewerkschaft USO (Unión Sindical Obrera) aufgenommen.

Verantwortlich fuer die Koordination unseres Aufenthalts in der Stadt war u. a. das USO-Fuehrungsmitglied RAFAEL JAIMES TORRA. Mit ihm haben wir uns am gestrigen 20. Maerz getroffen, um verschiedene Punkte unseres Programms zu planen und uns ueber die Situation der Gewerkschaften in Barranca zu informieren.

RAFAEL ist nach dem Gespraech mit uns direkt zu einem Treffen mit dem Erdoelunternehmen ECOPETROL gefahren, um dort einen Raffineriebesuch unserer Delegation zu planen. Abends um 21.15 wurde er dann von einem Terrorkommando vor der Tuer seines Hauses erschossen. Sein Neffe GERMAN AUGUSTO CORZO GARCIA wurde dabei schwer verletzt.

RAFAEL JAIMES TORRA arbeitete seit 18 Jahren fuer das staatliche Erdoelunternehmen, war freigestellter Betriebsrat und Teil der gewerkschaftlichen Verhandlungskommission bei den letzten Tarfiverhandlungen. In den letzten Wochen bereitete er massgeblich das Erdoelforum in Barrancabermeja mit vor. Auf diesem Forum, einem von vielen im ganzen Land, debattieren derzeit verschiedene soziale und gewerkschaftliche Kraefte ueber die Erdoel- und Energiepolitik des Landes. Die USO widersetzt sich seit Jahren der vom IWF geforderten staatlichen Privatisierungspolitik und fordert die Sozialisierung der Einnahmen aus Erdoelexport zugunsten der immer aermer werdenden Bevoelkerungsmehrheit.Der Mord an RAFAEL JAIMES TORRA reiht sich ein in eine Kette von Mordanschlaegen gegen fuehrende Gewerkschaftsmitglieder, die an der Organisation dieser Erdoelforen beteiligt waren. Bereits im Dezember 2001 wurde einen Tag vor Beginn des Erdoelforums in der Karibikstadt Cartagena / Bolivar der USO-Gewerkschafter AURY SARA MARRUGO entfuehrt und spaeter ermordet. Am 25. Februar 2002 traf es GILBERTO TORRES MARTINEZ, Gewerkschafter auf den Erdoelfeldern von British Petroleum im ostkolumbianischen Yopal / Casanare und Ko-Organisator des dortigen Erdoelforums. GILBERTO TORRES wurde von Paramilitaers entfuehrt und ist seitdem verschwunden. Gestern nun, als sich Gewerkschafsaktivisten 15 Minuten nach Bekanntwerden des Mordes an RAFAEL JAIMES TORRA am Raffineriegelaende versammelten, um gegen den Anschlag zu protestieren, war das Werksgelaende bereits von Militaers besetzt. Ein deutlicher Hinweis darauf, dass das Attentat Teil eines Vernichtungsfeldzugs gegen die kampfstaerkste kolumbianische Einzelgewerkschaft darstellt und mit Wissen der Sicherheitsorgane vonstatten geht. Offensichtlich haben die kolumbianischen Eliten, aber auch Teile der Erdoelmultis und Funktionaere des Staatsapparates kein Interesse daran, dass ueber die Verwendung der Erdoelressourcen oeffentlich debattiert wird.

Nach diesem Mord sind wir, wie Ihr Euch vorstellen koennt, schwer geschockt, wuetend und traurig. RAFAEL hat zu den zahlreichen Leuten aus den sozialen Organisationen hier gehoert, die uns herzlich aufgenommen und uns trotz der taeglichen Repression und der damit verbundenen Todesangst eine beeindruckende Entschlossenheit vermittelt, fuer gerechte Lebensverhaeltnisse weiterzukaempfen. Nach dem Mord ist die USO in den Streik getreten. Ausser einer spontanen Demonstration sind groessere Menschenansammlungen bislang nicht zu sehen. Die Leute in der Stadt haben Angst.

Umso wichtiger ist jetzt internationale Solidaritaet und massiver Druck auf die kolumbianische Regierung und das Militaer.

Unterstuetzt die kolumbianischen Organisationen mit Eurer Solidaritaet. Mailt diesen Brief weiter, schickt den anhaengenden Text an die kolumbianischen Stellen, kommt selbst nach Kolumbien! Die internationale Praesenz ist fuer die Leute hier lebenswichtig!!!

Delegación Alemana por la Vida y la Paz


Sehr geehrte Damen und Herren,

Mit Bestuerzung haben wir von unseren deutschen Partnern der Delegación Alemana por la Vida y la Paz in Barrancabermeja erfahren, dass am 20. 3. 2002 um 21.15 Ortszeit der USO-Gewerkschafter RAFAEL JAIMES TORRA von Paramilitaers vor seinem Haus im Barrio Galán erschossen worden ist. Bei diesem Attentat wurde sein Neffe GERMAN AUGUSTO CORZO GARCIA schwer verwundet.

RAFAEL JAIMES TORRA koordinierte fuer die Delegación Alemana por la Vida y la Paz, die von 35 sozialen Organisationen, Wissenschaftlern und Parlamentariern aus Deutschland sowie der deutschen Botschaft in Bogotá unterstuetzt wird, das Besuchsprogramm in Barrancabermeja. Desweiteren war JAIMES TORRA

massgeblich an der Vorbeitung des Erdoelforums am 19. 3. in der gleichen Stadt beteiligt. Seine Ermordung reiht sich ein in eine Kette von Attentaten gegen USO-Aktivisten und Organisatoren diverser Erdoelforen. Die Umstaende des Anschlags werfen bei uns folgende Fragen auf, auf die wir vom kolumbianischen Staat eine Antwort erwarten.

1.) Wieso war das ECOPETROL-Werksgelaende bereits 15 Minuten nach dem Mord an RAFAEL JAIMES TORRA in den militaerischen Ausnahmezustand versetzt? Warum bedrohten die anwesenden Soldaten die protestierenden Gewerkschafter mit ihren Waffen und gaben ohne Vorwarnung Schuesse in die Luft ab? Ab welchem Zeitpunkt waren die Sicherheitsorgane von dem Anschlag informiert?

2.) Wie kann es sein, dass in den Barrios von Barrancabermeja an allen strategischen Punkten und oeffentlichen Plaetzen allgemein bekannte paramilitaerische Stuetzpunkte existieren, ohne dass die Sicherheitsorgane dagegen vorgegen?

3.) Was gedenkt die kolumbianische Regierung gegen die Tatsache zu unternehmen, dass allgemein bekannte paramilitaerische Stuetzpunkte in Barrancabermeja und Puerto Wilches als Wahlkampfzentralen des Praesidentschaftskandidaten Alvaro Uribe Vélez genutzt werden?

4.) In Anbetracht der Tatsache, dass in Kolumbien seit Jahren mehr Gewerkschafter als sonst irgendwo in der Welt ermordet werden, stellt sich uns besonders die Frage, warum der kolumbianische Staat immer noch keine wirksamen Massnahmen zum Schutz der Arbeitnehmerorganisationen, Menschenrechtsgruppen und sozialer Bewegungen ergriffen hat. Was gedenkt die kolumbianische Regierung diesbezueglich konkret zu unternehmen?

5.) Warum wurden die von der Interamerikanischen Kommission fuer Menschenrechte vorgeschlagenen Massnahmen zum Schutz der kolumbianischen Gewerkschafter nicht umgesetzt?

Fuer eine rasche Beantwortung unserer Fragen waeren wir Ihnen dankbar.

Wir fordern Sie auf, umgehend Massnahmen zum Schutz bedrohter Gewerkschafter, Menschenrechtsaktivisten und Vertriebenengemeinden im Mittleren Magdalena sowie im Rest Kolumbiens zu ergreifen. Ausserdem erwarten wir, dass die kolumbianische Regierung umgehend dafuer Sorge traegt, dass die Hintergruende des Anschlags aufgeklaert und die dafuer Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden.

Mit freundlichen Gruessen


Señoras y señores:

Con consternación nos hemos enterado a través de nuestros cooperantes de la DELAGACION ALEMANA POR LA VIDA Y LA PAZ en Barrancabermeja que fue asesinado el 20 de marzo de 2002 a las 9>15 de la noche el sindicalista de la USO RAFAEL JAIMES TORRA por paramilitares en la puerta de su casa en el barrio Galán.

En estos hechos fue gravemente herido su sobrino GERMAN AUGUSTO CORZO GARCIA.

Rafael Jaimes Torra coordinaba para la Delegación Alemana por la Vida y la Paz que es apoyada por 35 organizaciones sociales, científicos y parlamentarios de Alemania y la Embajada Alemana en Bogotá, el programa de la visita en Barranca. Además Jaimes Torra jugaba un papel decisivo en la preparación del Foro Petrolero, que se llevó a cabo el 19 de marzo en esta ciudad. El asesinato hace parte de una cadena de agresiones contra los activistas de la USO y organizadores de los diferentes Foros Petroleros. Las circunstancias del atentado nos plantean las siguientes preguntas, a las que esperamos una respuesta por parte del Estado Colombiano:

1. Por qué estaba militarizada la Refineria tan sólo pasados 15 minutos despues del asesinato de Rafael Jaimes? Por qué amenazaban con sus armas y haciendo disparos al aire los soldados allí presentes a los sindicalistas que protestaban por dicha agresión? En qué momento fueron informados los órganos de seguridad del atentado?

2. Cómo puedes ser que existan en los barrios de Barranca bases paramilitares públicamente conocidas en los puntos estratégicos de la ciudad y plazas públicas sin que los órganos de seguridad tomen ninguna medida contra ellas?

3. Qué medidas piensa tomar el Gobierno Colombia contra el hecho que las bases paramilitares públicamente conocidas en Barranca y Puerto Wilches son usadas como locales de la campaña electoral del candidato Alvaro Uribe Vélez?

4. Teniendo en cuenta que en Colombia son asesinados mas sindicalistas que en cualquier otra parte del mundo, sobre todo nos preguntamos, por qué el Estado colombiano todavía no asumido medidas eficaces y eficientes de protección a las organizaciones sindicales, grupos de derechos humanos y movimientos sociales? Qué piensa hacer el Gobierno Colombiano concretamente frente a esta situación?

5. Por qué no se han implementado las solicitudes de las Medidas Cautelares de la Comisión Interamericana de Derechos Humanos, para la protección de los sindicalistas colombianos?

Les agradecemos una pronta respuesta a nuestras preguntas. Les instamos a tomar inmediatamente medidas de protección a los sindicalistas, defensores de derechos humanos y comunidades de desplazados amenazados en el Magdalena Medio y el resto del país. Además exigimos que el Estado Colombiano aclare inmediatamente las circunstancias del atentado y sus motivaciones, además de castigar a los responsables.

Atentamente


Briefe (als Fax oder E-Mails) an: (Als Mailing-Liste)

Señor Presidente Andrés Pastrana Arango, Presidente de la República
Palacio de Nariño, Carrera 8 No. 7-26, Santafé de Bogotá, REPUBLIK KOLUMBIEN
Telefax: (00 57) 1-566 2071
Email: apastra@presidencia.gov.co

Dr. Gustavo Bell, Vicepresidente y Ministro de Defensa Nacional
Avenida Eldorado, CAN - Carrera 52, Oficina 217, Santafé de Bogotá, REPUBLIK KOLUMBIEN
Telefax: (00 57) 1-222 00 59

Sr. Armando Estrada Villa, Ministro del Interior, Ministerio del Interior
Palacio Echeverry, Carrera 8a, No. 8-09, Piso 2o., Santafé de Bogotá, REPUBLIK KOLUMBIEN
Telefax: (0057) 1-562 5298
Email: mininterior@myrealbox.com

General Fernando Tapias Stahelin, Comandante General de las Fuerzas Militares
Avenida El Dorado - Carrera 52, Santa Fé de Bogotá, REPUBLIK KOLUMBIEN
Telefax: (00 57) 1-222 2096
E-Mail: despcgfm@cgfm.mil.co

Mayor María Paulina Leguizamón
E-Mail: derhumanos@cgfm.mil.co

Dr. Rómulo González Trujillo, Ministro de Justicia
Avenida Jiménez, No.8-89, Santafé de Bogotá, REPUBLIK KOLUMBIEN
Telefax: (00 57) 1-599 8404

Kanzlei der Botschaft der Republik Kolumbien
Kurfürstenstr. 84, 10787 Berlin
(S.E. Herrn Hernan Beltz-Peralta)
Telefax: 030-2639 6125
E-Mail: emcol@t-online.de

Kopien an:

CUT
Corporación Colectivo de Abogados 'José Alvear Restrepo'
USO Nacional
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