Auskommen mit Einkommen
Folge 1: Der Ernst des Lebens
Ziele setzt man sich nicht. Man kriegt sie. Oder –
falls Sie ernst genommen werden – vereinbart man Sie mit Ihnen.
Ich bilde mir ein ernst genommen zu werden. Zumindest zuhause. Immerhin
wollte ich nicht mehr als drei Kinder und meine Frau nicht weniger als
drei. Zielvereinbarung im Kasten. Einige Jahre später: Plan erfüllt.
So einfach geht das.
Im Büro dann die Steigerungsform. Ziele werden jedes Jahr neu definiert.
Meistens höher als vorher.
„Sie wollen sich doch entwickeln!“
Ich stelle mir vor, wie meine Frau dieses Argument verwendet. Immerhin
ist der Jüngste schon vier. 48 Monate reinste Stagnation.
„Du willst dich doch entwickeln!“
Interessanterweise verhalten sich Beruf und Familie wie verkehrte Welten.
Größere Einnahmen führen im Büro nicht zu mehr Personal
(meistens). Mehr Personen führt zuhause nicht zu größerem
Einkommen (nie).
Andernfalls kämen wir gar auf die Idee sehr, sehr viele Kinder zu
bekommen. Wenn auf jede Geburt eine entsprechende Gehaltserhöhung
folgte, wären zehn, nein, zwanzig Kinder kein Problem. Am besten
jedes Mal Zwillinge. Von all dem Geld könnten wir dann jemanden einstellen
und die Erziehung outsourcen.
Ach, welch ruhige Abende, während die Kinder in der Nachbarvilla
zu Bett gebracht werden...
„Sie wollen sich doch entwickeln!“
Ich will. Immer her mit der Entwicklung! Was ich gestern geschafft habe,
schaffe ich heute zweimal. Umsatzvorgabe plus hundert Prozent? Kein Problem!
Mein Vorgesetzter nutzt die Gunst des Augenblicks und schreibt die Zielvereinbarung.
Werde ich eigentlich von irgendwem ernst genommen?
Bjørn Jagnow – www.bjoernjagnow.de
|