express, Zeitschrift für sozialistische Betriebs- und Gewerkschaftsarbeit, 3/03

Editorial

 

Geneigte Leserinnen und Leser,

In der ersten dritte-Irak-Kriegsausgabe des express kommt selbiger zwar nicht drumherum, den Versuch zu unternehmen, sich mit diesem hinter- und vordergründig zu befassen, doch was Michael Moore in seinem offenen Brief an George W. Bush für die »Mehrheit der US-Amerikaner« bemerkt, nämlich, dass sie sehr genau wissen, »wo die wirklichen Probleme liegen, die unser tägliches Leben prägen - und keines fängt mit I- an und hört mit -k auf. Das nämlich macht uns wirklich Angst: Zweieinhalb Millionen Menschen haben seit ihrem Regierungsantritt ihren Arbeitsplatz verloren, niemand weiß, ob das Geld für seine Rente noch da sein wird - die Liste lässt sich beliebig verlängern. Durch die Bomben auf den Irak wird keines dieser Pro-bleme verschwinden« - das gilt auch für die bundesrepublikanische Heimat-(Friedens)Front.


Kahlschlagsszenarien nervös-gewordener sozialdemokratischer Provenienz: Politik findet sowieso schon nur noch in Kommissionen statt - die Autokratie der Expertenrepublik à la August Comte, dem Begründer der Lehre von der organischen Gesellschaft, lässt grüßen -, künftig jedoch ohne Öffentlichkeit. Wer von den Kommissionären noch einmal ›ultimative‹ Lösungen zur Behebung der Staatskrise ausplappert, wird abge-schafft: Was Meinung und was richtig und was gut für das Land ist (dessen Bürger hier nicht mehr interes-sieren), ein Land, das keine Differenz mehr zwischen sich und seiner Ökonomie macht, das bestimmen wir, Gerhard Schröder. Genau! Nur unser Wir ist immer noch ein anderes - und ein bisschen moderner als Euer Pluralis Majestatis.

Let's make a Difference!