eine Entschuldigung vorweg für die krankheitsbedingte Verspätung des express – dafür erscheinen im Mai dann zwei Ausgaben statt einer. Dem gleichen Umstand fiel auch der angekündigte Bericht über die Konferenz der Otto Brenner Stiftung, des Frankfurter Instituts für Sozialforschung und der Abteilung Bildung der IG Metall zum Thema "Perspektiven kritischer Gesellschaftstheorie heute" zum Opfer, die als Beitrag zur Zukunftsdebatte der IG Metall konzipiert war. Immerhin kann sowohl bei dem Bericht als auch bei der Zukunftsdebatte davon ausgegangen werden, dass es sich um unendliche und insofern gewissermaßen ‘zeitlose’ Themen handelt, so viel zur Beruhigung.
Den Faden zur Debatte um Autonomie in oder jenseits der Arbeit nehmen wir stattdessen mit der Dokumentation eines Interviews mit Antonio Negri wieder auf, in dem dieser seine Thesen zum Zusammenhang zwischen technologisch-arbeitsorganisatorischen Veränderungen des Produktionsprozesses in der "Informations- und Dienstleistungsgesellschaft" und politischen bzw. sozialen Organisationsformen des modernen, "intellektualisierten Proletariats" entwickelt.
Die weniger vom Geiste der Versöhnung von "Biopolitik" und Kommunismus, sondern eher von der Sorge um die zahllosen "weißen Flecken" auf der organisationsstrategischen Landkarte getragenen Bemühungen der Gewerkschaften um einen Zugang zu den "Neuen Selbstständigen" werden wir auch in der nächsten Ausgabe weiterverfolgen.
Die Frage, ob ver.di in dieser Hinsicht Ansatzpunkte bietet oder nicht vielmehr Ressourcen bindet, die Bsirskes sozial bewegter Maxime "rein ins Leben" tatsächlich zu Leben verhelfen könnten, ist dagegen ein weiterer Schwerpunkt dieser Ausgabe, in der wir uns zudem auch der Debatte um die von der Großen Tarifkommission der ÖTV bereits beschlossene Einführung eines Spartentarifs zuwenden wollen. Während die ÖTV damit die Schere zwischen (ihren eigenen) Tarifen im privaten Transportgewerbe, gänzlich tariffreien Bereichen und der Erosion ihres Tarifs für die noch im Öffentlichen Dienst Beschäftigten zu schließen und so den Folgen von Privatisierung und Outsourcing kommunaler Aufgaben begegnen zu können hofft, sehen KritikerInnen damit eine weitere Form des Dumpings ins Werk gesetzt.
Ganz unabhängig davon gilt es über den Zwischenstand der Planungen in der "Initiative zur Vernetzung der Gewerkschaftslinken" zu berichten, die bei näherem Hinsehen allerdings so unabhängig doch gar nicht sind – was den hier skizzierten Spannungsbogen zwischen ‘zeitloser’ Zukunftsmusik und der nächsten Tarifrunde, die bestimmt kommt, betrifft. Für ihre nächste Konferenz am 19./20. Oktober d.J. (voraussichtlich in Stuttgart) stehen einerseits Beiträge aus den bisherigen Arbeitsgruppen Sozialpolitik, Tarifpolitik und Mitbestimmung, andererseits eine Perspektivendebatte auf dem Programm, die zugleich eine Intervention in die Zukunftsdebatte der IGM darstellen soll. Die Arbeitsgruppe Sozialpolitik wird sich mit Fragen der Gesundheitsreform sowie der geplanten Reform des SGB III befassen, die AG Tarifpolitik hat sich die Tarifrunde 2002, die anstehenden Vereinbarungen zu Langzeit-/Lebensarbeitszeitkonten sowie ebenfalls die Gesundheitsreform vorgenommen. Beide wollen noch vor der Sommerpause einen gemeinsamen Termin und Tagungsort finden, an dem auch Verflechtungen zwischen beiden Bereichen diskutiert werden sollen. Die AG Mitbestimmung wird sich mit einer Anzeigenschaltung in die laufende Auseinandersetzung um die Reform der Betriebsverfassung ‘einschalten’. Wir berichten.
Zum Schluss möchten wir dem Labournet Germany ganz herzlich zum Gewinn eines der Alternativen Medienpreise, die die Nürnberger Medienakademie alljährlich verleiht, gratulieren. Wir freuen uns ausgesprochen über diese Auszeichnung der Arbeit unserer "Vermieter" – und damit ja zugleich auch eines unserer Redaktionsmitglieder, Mag Wompel, bei der wir uns auf diesem Wege auch nochmals für die Gastfreundschaft und gute Betreuung im Hause Labournet bedanken möchten: ein dickes Lob des "Produkts" an die Produzenten - könnte man unter Zuhilfenahme der Negri’schen Logik sagen. "It depends how you look at it."