IWF/Weltbank-DemonstrantInnen Opfer weitverbreiteter Misshandlungen durch die Polizei

 

Liebe GenossInnen,

ich habe gerade mit dem Rechtshilfeteam der IWF/Weltbank-Proteste in Washington DC gesprochen. Wenigstens 200 Personen [...] sind immer noch in Haft; 1300 Leute waren insgesamt festgenommen worden. Sie halten sich alle an die Knastsolidaritaet, d.h. sie verweigern Angaben ueber Namen und Adressen und auch jegliche Zusammenarbeit mit dem System. [Das ist gemaess den US-Gesetzen voellig legal.d.Ue.]

Fast alle Festnahmen sind illegal und dazu werden noch Klagen eingereicht werden. Aber wir muessen sie jetzt rausbekommen! Es ist wichtig, dass wir JETZT soviel Druck wie moeglich machen. Es ist totaler Schwachsinn, wenn die Presse meldet, dass die Bullen in DC "nett" waren und angeblich ganz anders als in Seattle. Viele DemonstrantInnen wurden und werden noch von Bullen, Schliessern und Beamten auf jeder Ebene schwer misshandelt. Ich habe gerade Berichte erhalten, dass am Dienstag auch eine Pressekonferenz von der Polizei mit Pfefferspray eingedeckt wurde. (Andererseits, und zu eurer Belustigung, hat die Nationalgarde auf einer besetzten Kreuzung Affinitaetsgruppen mit Traenengas besprueht, bevor die Stadtpolizei ihre Gasmasken aufsetzen konnten, also hat die Nationalgarde auch die Polizei begast! :-) Wir muessen mobilisieren, um Druck auf das System auszuueben, dass alle Festgenommenen jetzt freigelassen werden. (Siehe dazu auch der Brief von Mark Krupanski weiter unten.)

Folgendes koennt ihr tun:

Ruft so viele der untenstehenden Telefonnummern wie moeglich an und sagt dort, dass ihr Kenntnis habt von der Misshandlung von gewaltfreien DemonstrantInnen und darueber sehr empoert seid. Verlangt ihre sofortige Freilassung. Nennt die Gruppe(n), die ihr vertretet (sofern dies der Fall ist) und kuendigt an, dass ihr dies weiterverbreiten werdet. (Unter der Liste mit den Telefonnummern ist eine Aufstellung mit einigen Beispielen fuer die Misshandlungen, denen die Leute ausgesetzt sind.) Einige Beamte stellen sich vielleicht unwissend. Glaubt ihnen nicht. Einige sagen vielleicht "Ich kann nichts tun". Sagt ihnen wenigstens eure Meinung und waehlt dann die naechste Nummer an. Tausende rufen von ueberall auf der Welt an. Vielen Dank.

- Mitchel Cohen, NY State Greens Action Committee, and the Red Balloon Collective
Telefonnummern fuer die Beschwerden (Vorwahl jeweils 202):

(Die haben Festgenommene belogen)

(besteht hier auf Ermittlungen und Strafverfolgung wegen der Misshandlungen, der Verstoesse gegen die buergerlichen Rechte und wegen Homophobie)

Betr.: Homphobe Bemerkungen und Vergewaltigungsdrohungen wendet euch an:

Chief of Police, Office of the Chief Charles H. Ramsey
Police Headquarters
202-727-4218
202-727-9524 (fax)
E-mail address: mpdcchief_org@excite.com

Ein Telefonverzeichnis der gesamten Stadtpolizei Washington DC findet ihr im Netz unter:
http://www.mpdc.org/frame.htm

Ruft bei der Washington Post an und fragt dort, warum ueber diese Misshandlungen nicht berichtet wird:
202-334-7410

Ruft weiter auch bei der Staatsanwaltschaft sowie bei euren Abgeordneten an und verlangt, dass diese Misshandlungen bestraft werden und dass den DemonstrantInnen ihre Rechte nicht verweigert werden. Die DemonstrantInnen haben folgende Forderungen:


Von Bob Lederer:

Ein guter Freund von ACT UP (deren Ortsgruppen in New York und Philadelphia haben fuer die Sonntagsdemo ueber 300 Leute mobilisiert) hat mich gerade aus dem Gefaengnis in DC angerufen und gesagt, dass die Zeit im Knast - bis jetzt 48 Stunden - das "fantastischste Erlebnis" fuer ihn war, wegen der "unglaublichen Solidaritaet" der AktivistInnen, die aus einem breiten Spektrum sozialer Bewegungen kommen. Sie halten dauern Taktiksitzungen, gestern abend wurde sogar eine gemeinsame Sitzung von Maennern und Frauen erlaubt. Der Kampf geht also weiter und aus dieser Repression wird zweifellos eine noch staerkere und entschlossenere Bewegung gegen den globalen Kapitalismus entstehen.

PPS: Wenn irgendeineR Zeit hat, beim Schreiben einer Presseerklaerung ueber die Ereignisse fuer die schwule Presse zu schreiben, dann kontaktiert mich bitte sofort unter <bobL@poz.com>.


Bitte weit verbreiten

IWF/Weltbank-DemonstrantInnen Opfer weitverbreiteter Misshandlungen durch die Polizei - Neue Berichte ueber schwere Misshandlungen im Gefaengnis und auf den Strassen

Neue Berichte darueber, dass gewaltfreie DemonstrantInnen von Polizei und US-Marshals geschlagen wurden, dass ihnen Nahrung und Wasser verweigert und ihnen die grundlegenden verfassungsmaessigen Rechte vorenthalten wurden, strafen fruehere Berichte Luegen, dass die Polizei waehrend der massiven Proteste gegen Weltbank und Internationalen Waehrungsfonds (IWF) maessig aufgetreten sei.

Die Beamten setzten eine Vielzahl von Methoden ein, um die AktivistInnen im Gefaengnis gegeneinander aufzuwiegeln, um die Knastsolidaritaet aufzubrechen - der Zusammenhalt der AktivistInnen, um eine faire Behandlung durch die Polizei sicherzustellen.

Diese Einschuechterungstaktiken umfassen u.a.:

Die wahre Bedrohung geht nicht von anderen Gefangenen aus - die Misshandlungen geschehen durch Polizei und Beamte der Stadt. Diese Einschuechterungstaktiken, die Vergewaltigungsdrohungen, die an den Tag gelegte Homophobie und der Rassismus sind beaengstigend - aber es klappt nicht! Wir bleiben stark!

Das Midnight Special Rechtshilfekollektiv bittet alle, so viele der genannten Telefonnummern wie moeglich anzurufen, um sie in ihren Bemuehungen um Gerechtigkeit fuer die verbleibenden 200 Festgenommenen zu unterstuetzen. Nennt keine Namen von Festgenommenen, aeussert eure Besorgnis ueber die Misshandlung der Gefangenen und fordert ihre sofortige Freilassung.


Eine mail von Ben Shepard von Reclaim The Streets lautet:

Bei den bemerkenswerten Ereignissen, die die Macht des Volkes gegen den globalen Kapitalismus zeigten, wurde gestern ein Grossteil der US-Regierung lahmgelegt und 1300 Personen wurden von der Polizei der Stadt Washington DC waehrend der letzten drei Tage festgenommen.

Sehr, sehr viele der Festgenommenen sind immer noch im Gefaengnis und es ergeht ihnen dort schlecht. Viele von ihnen werden dort unter schlechten Bedingungen festgehalten, ohne Nahrung und Wasser und der Kontakt zu Anwaelten wird verweigert. Sie brauchen eure Unterstuetzung, macht Druck von aussen auf Polizei, Gerichte und Stadtverwaltung durch Anrufe, in denen ihr ihre sofortige Freilassung fordert.

<snip>

Ich habe versucht, das Buero des Buergermeisters anzurufen und hoerte, dass sie dort schon den ganzen Tag ueber Anrufe wegen der Festgenommenen erhalten. Als ich ihnen sagte, dass die Leute in schaendlichen Bedingungen in Haft gehalten werden, sagte man mir in der Vermittlung, darueber sei man informiert. Die Telefonistin schlug mir vor, den Obersten Gerichtshof anzurufen. Das habe ich getan und dort sagten sie mir, sie wuerden keine Informationen erteilen und keine Beschwerden entgegennehmen.

Bitte, bitte, ruft alle diese Institutionen an. Selbst wenn sie euch sagen, dass sie keine Beschwerden entgegennehmen, gehen wir davon aus, dass sie diese Anrufe sehr wohl registrieren. Da die Festgenommenen Angaben ueber Namen und Adresse verweigern, nennt also auch bei euren Anrufen keine Namen. Sagt, dass ihr erfahren habt, dass den Festgenommenen der Kontakt zu Anwaelten verweigert wird und sie furchtbar behandelt werden. Fordert die sofortige Freilassung aller Festgenommenen.


BITTE LESEN !!!!
Von: Marc J Krupanski <mjk230@is9.nyu.edu>
Datum: Wed, 19 Apr 2000 08:51:15 -0700

Ich habe das Buero von Buergermeister Williams, die Gefaengnisdirektorin Patricia Britain und das Buero von Polizeichef Ramsey angerufen und warte noch auf Reaktionen....

Mir wurde gesagt, ich wuerde heute noch zurueckgerufen und ueber den neuesten Stand informiert ... alle Infos gebe ich dann sofort weiter.

Ich weiss nicht, ob es schon anderswo berichtet wurde, aber ich habe Berichte erhalten, dass DemonstrantInnen ausserhalb der Zellen mit Pfefferspray bearbeitet wurden und schweren Misshandlungen ausgesetzt waren.

Es gibt Berichte ueber massive und wachsende Misshandlungen und Einschuechterungen durch US-Marshalls, darunter auch extrem rassistische und schwulenfeindliche Beschimpfungen, Androhung von Schlaegen, die Verweigerung des Aufsuchens sanitaerer Einrichtungen und von Nahrungsmitteln, Drohungen der Verlegung in Zellen zu Strafhaeftlingen und so weiter.

Es braucht nicht besonders erwaehnt zu werden, dass dies eindeutig extreme Reaktionen auf unsere Knastsolidaritaet sind. Es zeigt auch, wie Weltbank und IWF mit Militaerregimes zusammenarbeiten und dass sie Menschenrechtsverletzungen brauchen, um ihre undemokratische, ausbeuterische und gegen die Erde gerichteten Programme zu etablieren und durchzusetzen....

Dies ist nur der Anfang, wir sind einen bedeutenden Schritt vorwaerts gekommen bei der Mobilisierung und werden uns nicht abschrecken lassen -- sie haben die Macht des Volkes kennengelernt und jetzt haben sie Angst!

Vorwaerts weiter so!
marc (rts)


Von ACT-UP

Als Mitglieder des Midnight Special Rechtshilfekollektivs, das die bei den A16-Aktionen festgenommenen DemonstrantInnen unterstuetzt, sind wir besorgt ueber die Misshandlungen von DemonstrantInnen im Gefaengnis durch US-Marshalls, insbesondere durch schwulenfeindliche Misshandlungen. Es muss hier ein Bewusstsein in der Bevoelkerung entstehen, so dass die fuer diese Misshandlungen Verantwortlichen zur Verantwortung gezogen werden - Polizisten, US-Marshalls, Richter und Beamte der Stadtverwaltung. Insbesondere muss der Polizeichef zur Verantwortung gezogen werden weil er die ungesetzliche Behandlung der DemonstrantInnen durch die Polizei geleugnet hat. Die Strafverfolgung wird erschwert, weil die Beamten waehrend der Festnahmen und der Haftzeit der Festgenommenen ihre Namensschilder entfernten, was den gesetzlichen Vorschriften widerspricht.

Dass Ausmass der gegen die DemonstrantInnen begangenen Misshandlungen reicht von Polizeibrutalitaet, schwulenfeindlichen Bemerkungen und Vergewaltigungsdrohungen bis zu sexistischen Uebergriffen, Schlaegen und verbalen Drohungen. Richter haben in eklatanter Weise Festgenommene waehrend der Vorfuehrungen belogen, was deren Situation betrifft und ihnen unwahre Konsequenzen angedroht, wenn sie an der Knastsolidaritaet festhalten.

Im folgenden einige Beispiele von der gegen die DemonstrantInnen angewendeten Brutalitaet im Gefaengnis:

30 Maenner wurden aus ihrer Zelle abgefuehrt und in einen Kellerraum verbracht, wo sie in einen Kaefig gesperrt wurden. US-Marshalls umringten sie und bruellten ihnen Drohungen entgegen, so wie:

"Hier sind keine Videokameras, wir koennen mit euch tun, was wir wollen."

"Wir wollen hier nichts mehr hoeren von der Solidaritaets-Scheisse."

Den Maennern wurde gedroht, sie wuerden mit den anderen Strafgefangenen zusammengesperrt und "die da drinnen lieben es, Scheiss-weisse Jungs umzubringen, ihr weicheirigen schwulen Demonstranten."

Sowie einer der Maenner zu dem sie anbruellenden Marshall hochsah, wurden sie ins Gesicht geschlagen und ihnen wurde der Blickkontakt untersagt. Einige der Maenner wurden in den Wuergegriff genommen, bis sie blau anliefen.

Dieser Vorfall hatte schwerwiegende Auswirkungen auf die Moral der Gruppe, und bis auf einen haben alle in dieser Zelle die Solidaritaet gebrochen und Angaben zu Namen und Adresse gemacht, um aus dem Gefaengnis entlassen zu werden.

Wir haben drei verschiedene Telefonberichte ueber diesen Vorfall am Morgen der Entlassung dieser Leute erhalten und keiner der Anrufer wollte seinen Namen oder seine Telefonnummer waehrend des Anrufs nennen, weil sie Angst hatten, weiteren Repressionen ausgesetzt zu werden. Daher wird dieser Vorfall nicht in die Berichterstattung der buergerlichen Medien ueber das Verhalten der Polizei aufgenommen.

Ein weiterer Vorfall betrifft eine transsexuelle Frau namens Lisa, die mit 30 Frauen in einer Zelle war. Als die Polizei erfuhr, dass sie transsexuell ist, trennten sie sie von den anderen und sie kam in Einzelhaft. Die Polizei versicherte den anderen Frauen, sie sei sicher, aber wir haben keine Informationen darueber, wie sie wirklich behandelt wurde/wird oder was mit ihr los ist.

Einige Demonstrantinnen wurden von maennlichen Beamten durchsucht, wobei sie sich ausziehen mussten, sie wurden aufgefordert, die Hosen auszuziehen und zu husten, maennliche Beamte tasteten sie ab, hielten sie am Boden fest und grabbelten an ihren Bruesten rum und die Frauen wurden an den Knoecheln gefesselt. Die Beamten rissen Zoten ueber die sexuelle Orientierung der Frauen. Festgenommenen, die aufgrund durchnaesster Kleidung unter Unterkuehlung litten, wurde aerztliche Behandlung verweigert, auch im Falle der Dehydrierung. Den DemonstrantInnen wurde waehrend des gesamten ersten Tages ihrer Inhaftierung Nahrung und Wasser verweigert. Eine unter Hypoglykaemie leidende Frau musste sich deswegen den ganzen Tag krampfhaft erbrechen. Wir haben einen Bericht von einer Frau, die noch im Gefaengnis ist, dass sie um 15 Uhr am Montag festgenommen wurden, mit ihren nassen Kleidern in eine kalte Zelle ohne Decken und Matratzen gesperrt wurden, bis 7 Uhr morgens am naechsten Tag, und sie erhielten weder Nahrung noch Wasser bis zum naechsten Mittag. Als wir mit ihr am Dienstag um 18 Uhr abends sprechen konnten, hatte keine der Frauen in ihrer Zelle seit ihrer Festnahme um 4 Uhr morgens am Montag geschlafen.

Den Festgenommenen wurde der Kontakt zu AnwaeltInnen verweigert, sie wurden voneinander isoliert, so dass sie die Knastsoli nicht organisieren und sich nicht umeinander kuemmenr konnten; sie wurden von Beamten aufgesucht, die ihnen vorlogen, sie seien ihre Anwaelte und ihnen falsche Informationen darueber gaben, welche Konsequenzen ihre Verweigerung der Kooperation haben wuerde.

Ein Richter, der die Festgenommenen in Gruppen von drei bis acht Personen abfertigte, belog jede Gruppe durchgaengig und in eklatanter Weise ueber ihre Situation und behauptete, dass "alle Festgenommenen haben entschieden, dass ihre Botschaft gehoert worden ist und es keinen Grund mehr gibt, weiter in Haft zu bleiben, daher haben bis auf 20 Personen alle Angaben zur Identitaet gemacht und sind entlassen worden. Da Sie die einzigen sind, die noch hier sind, koennen Sie nun ebensogut auch Angaben zur Identitaet machen wie alle anderen." Dies geschah zu einer Zeit, als 200 Leute noch aktive Solidaritaet uebten und vor Gericht Angaben zur Identitaet verweigert hatten. Unser Rechtshilfekollektiv war im Gerichtssaal anwesend und beobachtete, wie der Richter die Gruppen der Vorgefuehrten belog, konnten ihnen aber dort keine Warnungen geben oder die Luegen korrigieren. Schliesslich klappte es, den noch wartenden Inhaftierten eine Nachricht zuzuschmuggeln, mit der sie wegen der Taktik dieses Richters gewarnt wurden. Dieses Vorgehen des Richters ist ein eklatanter Bruch der Rechte dieser Leute.

mitchelcohen@mindspring.com Wed Apr 19 13:54:14 2000


Uebersetzung: AFD/IFA Hamburg I-AFD_2@anarch.free.de

Quelle:

A-Infos News Service - Nachrichten ueber und von Interesse fuer Anarchisten

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