Aufruf der Europäischen Sozialen Bewegungen
Wir sind zusammengekommen soziale und Bürgerbewegungen aus allen
Regionen Europas, Ost und West, Nord und Süd. Ein langer Weg hat uns zusammengeführt:
Die Demonstrationen in Amsterdam, Seattle, Prag, Nizza, Göteborg, Genua,
Brüssel, Barcelona, die großen Mobilisierungen gegen den Neoliberalismus,
die Generalstreiks zur Verteidigung der sozialen Rechte, die Mobilisierungen
gegen den Krieg zeugen vom Willen, ein anderes Europa aufzubauen. Wir stehen
auf dem Boden der Grundsatzerklärung des Weltsozialforums und des Aufrufs
der Sozialen Bewegungen von Porto Alegre.
Wir sind in Florenz zusammengekommen, um unsere Gegnerschaft gegen eine europäische
Ordnung zum Ausdruck zu bringen, die sich auf die Macht der Multis und den Neoliberalismus
stützt. Dieses Marktmodell führt zu ständigen Angriffen auf die
Rechte und die Lebensbedingungen der abhängig Beschftigten, zu sozialer
Ungleichheit, zur Unterdrückung ethnischer Minderheiten, zur sozialen Ausgrenzung
von Erwerbslosen und MigrantInnen. Es führt zur Zerstörung der Umwelt,
zu Privatisierung und Unsicherheit des Arbeitsplatzes. Es drängt mächtige
Länder, schwächere zu erpressen und zu dominieren und ihnen das Recht
auf Selbstbestimmung zu verwehren. Erneut führt es zu Kriegen.
Wir sind zusammengekommen, um unsere Bündnisse zu stärken und zu
erweitern, weil der Aufbau eines anderen Europa und einer anderen Welt nunmehr
dringend auf der Tagesordnung steht. Wir wollen eine Welt der Gleichheit, sozialen
Rechte und Achtung der Verschiedenheiten; eine Welt, in der das Recht auf Bildung,
einen anständigen Arbeitsplatz, Gesundheitsversorgung und Wohnung für
alle gilt; die ein Recht auf gesunde Nahrungsmittel aus der Hand von Bauern
kennt; eine Welt, in der Armut, Sexismus und Frauenunterdrückung, Rassismus
und Homophobie keinen Platz haben. Eine Welt, in der Menschen vor Profit gehen.
Eine Welt ohne Kriege.
Wir sind zusammengekommen, um Alternativen zu diskutieren, aber wir müssen
auch unsere Netzwerke weiter ausbauen und gemeinsame Kampagnen und Aktionen
planen dies alles zusammen kann eine andere Zukunft möglich machen.
Große Bewegungen und Kämpfe haben an allen Ecken Europas begonnen;
die sozialen Bewegungen in Europa stellen eine neue und konkrete Möglichkeit
dar, ein anderes Europa für eine andere Welt aufzubauen.
Wir verpflichten uns hiermit, im kommenden Jahr unsere Netzwerke in folgenden
Mobilisierungen und Kampagnen auszubauen:
Gegen Neoliberalismus
- Kampagne für die Schuldenstreichung: Wer schuldet wem was? Verantwortlich:
CATDM, Jubilee South, Friends of the Earth
- April 2003: Treffen von IWF und Weltbank in Washington
- Juni 2003: G8-Gipfel in Evian
- WEF in Davos. Verantw.: Koalition von Olten. 23.1. Konferenz Das andere
Davos; 23.-27.1. Public eye on Davos; 25.1. Demonstration
- Kampagne gegen die Olympischen Spiele in Athen 2004. Siehe: Anti2004@yahoogroups.com
- UN-Drogenkonferenz am 16./17. April. Verantw.: Internationale Koalition
für gerechte und wirksame Drogenpolitik. Siehe: www.fuoriluogo.it
- Förderung von Esperanto. Verantw.: Lapo.Orlandi@linguainternazionale.it
Gegen den Krieg
- Europäischer Aktionstag am 15. Februar (s. Aufruf S.13)
- Kampagne gegen Militärbasen und Militärausgaben. Verantw.: Bastaguerra,
Italien
- Kampagne für die Anerkennung von Kriegsdienstverweigerung. Verantw.:
Greek Social Forum und die Initiative für Wirtschaftsdemokratie, Jugoslawien
- Kampagne für die Auflösung der Nato. Europäische Aktionstage
am 20. November in Prag und 6./2. Februar in München
- Europäisch-palästinensisch-israelisches Netzwerk Stoppt die Besetzung,
Entsendung ziviler Missionen, Palästinensisches Sozialforum im Dezember
2002. Verantw.: Action for Peace u.v.a.
- Aufbau eines europäischen Netzwerks in Solidarität mit dem palästinensischen
Volk. Verantwort.: Teilnehmende des Palästina-Seminars auf dem ESF
- 5. Generalversammlung der Vereinten Versammlung der Völker vom 6. bis
12. Oktober 2003, in Verbindung mit dem Friedensmarsch Perugia-Assisi am 12.
Oktober. Verantw.: Tavolo della Pace
- Solidaritätskampagne mit dem kurdischen Volk, Unterstützung der
Europäisch-Mediterranen Begegnung in Dyarbakir zu Newroz, 21. März,
mit Entsendung einer Delegation
- Kampagne zur Unterstützung der sozialen Bewegungen in Kolumbien: Internationales
Tribunal gegen Menschenrechtsverletzungen Sur de Bolívar im März
2003; Internationaler Boykott von Coca-Cola ab dem 22. Juli 2003
Gegen Rassismus
- Europäisches Treffen zur Koordinierung von Kampagnen für das Recht
auf Freizügigkeit, die Gewährung von Papieren, volles Asylrecht
und eine europäische Staatsbürgerschaft mit Niederlassungsrecht
und Wahlrecht im Februar 2003. Verantw.: Tavolo Migranti, Globalise Resistance,
Droits Devants, No Border, The Voice, Sans Papiers u.v.a.
Gegen Sexismus und Homophobie
- Erstes Frauen-Sozialforum am Wochenende vor dem 2. Europäischen Sozialforum
in Paris. Verantw.: Weltfrauenmarsch
- Internationale Konferenz Frauen und Globalisierung vom 18.-21. September
in Österreich. Verantw.: Frauengruppen von Attac, bes. Attac Österreich
- Kampagne gegen Frauenhandel und Frauensklaverei. Verantw.: Weltfrauenmarsch
Für soziale Rechte und ein anderes Europa
- Aufbau eines Europäischen Netzwerks von prekär Beschftigten
Planung eines Europäischen Aktionstags. Verantw.: Attac Italien,
S.in.Cobas, Giovani Comunisti, Euromärsche u.a.
- Kampagne für die Aufnahme der sozialen Rechte in die europäische
Verfassung:
- März 2003 in Brüssel: 1. Europäische Versammlung für
eine europäische Charta der sozialen und Bürgerrechte
- März bis Dezember 2003: Kampagne Buchs der Beschwerden und der
sozialen Kämpfe mit Blick auf die Regierungskonferenz in Rom, Dezember
2003
- Juni 2003: Aktionen zum EU-Gipfel in Saloniki
- 2003: Europäischer Aktionstag gegen Arbeitslosigkeit, ungeschützte
Beschäftigung und Ausgrenzung
- 2003-2004: Europäischer Marsch der Ohne Rechte (ohne Arbeit, ohne
Papiere, ohne Wohnung, ohne Land, MigrantInnen, Arme), endend mit den
Wahlen zum Europa-Parlament in 2004
Verantw.: Euromärsche, Carta Catalan, Habitat, S.in.Cobas, CCDF u.v.a.
- Initiative für ein Transeuropäisches Netzwerk der Wohnungslosen
und MigrantInnen. Verantw.: Habitat
- Kampagne gegen Sweatshops, Aktionstag am 8. März
öffentliche Dienste und Güter
- Aufbau eines Europäischen Netzwerks; Mobilisierungen gegen WTO und
EU (zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des Grünbuchs über öffentliche
Dienste). Verantw.: Attac, Globalise Resistance, CGIL, Espace Marx)
- GATS-Kampagne: Europäischer Aktionstag am 13. März, evtl. mit
Großdemonstration. Verantw.: From Seattle to Brussels
- Netzwerk lokaler Initiativen gegen Privatisierung. Verantw.: Attac Italien
u.a.
- Aufbau eines Europäischen Netzwerks für ein anderes Gesundheitswesen.
Koordinierungstreffen am 15. Februar in Paris. Verantw.: Attac D und I, Cobas
Sanità, Initiativen aus Schweiz, Griechenland, Spanien, Katalonien
etc.
- Kampagne für kostenlose, öffentlich finanzierte und säkulare
Erziehung. Verantw.: die verschiedenen Seminare zum Thema Bildung auf dem
ESF
- Europäischer Aktionstag am 13. März: Bildung ist keine Ware, für
die Rechte der Studierenden. Verantw.: Studierendengruppen
Landwirtschaft
- Kampagnen für Nahrungsmittelsouveränität, gegen Genmanipulation,
Patente auf Leben. Verantw.: Europäischer Bauernverband/Via Campesina
Ökologie
- Aufbau eines Europäischen Netzwerks Zero Waste (Ohne Müll leben).
Europäischer Aktionstag für saubere Produktion, langlebige Güter
und gegen Müllverbrennung. Verantw.: faber.b@libero.it
Demokratie
- Europäische Consulta: www.consultaeuropea.org
- Kampagne für ein anderes Europa und einen partizipativen verfassungsgebenden
Prozeß. Verantw.: manola@fph.fr
- Kampagne Universelle Rechte für alle, für eine demokratische Konstituante,
für die Trennung von Kirche und Staat. Verantw.: Demokratische Juristen
Versammlung der Sozialen Bewegungen
Florenz, 10. November 2002