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Im Dezember letzten Jahres änderte die rot-grüne Bundesregierung ihr Rentenkonzept. Seitdem sind einige KritikerInnen aus der Ablehnungsfront gegen die Rentenkürzungspläne der Bundesregierung ausgebrochen und wollen jetzt die "Reform" mittragen.
Richtig ist, daß die zukünftige Rente nicht ganz so stark gekürzt werden soll wie ursprünglich geplant, sondern "nur" in dem Maße, wie es schon die ehemalige Bundesregierung mit Kohl und Blüm vorgesehen hatte.
Dafür werden aber auch die jetzigen Rentner zur Kasse gebeten:
Die heutigen Renten sollen jetzt nicht mehr voll an die Entwicklung der Nettolöhne
angepaßt werden. Das heißt, auch die heutigen Renten werden in den
nächsten Jahren hinter der allgemeinen Einkommensentwicklung hinterherhinken
- so wie z.B.: im letzten Jahr als die Rentenerhöhung von 0,6% noch
nicht einmal den Kaufkraftverlust von 1,9% ausglich.
Die jetzigen Beiträge von jetzt 19,1% - paritätisch finanziert mit je 9,55% von Arbeitgeber und Arbeitnehmern - sollen bis zum Jahr 2030 auf maximal 22% steigen. Während die Arbeitgeber dann 11% zahlen, sollen die Arbeitnehmer zusätzlich 4% in eine private Altersvorsorge einzahlen. Das heißt, Arbeitnehmer müssen um das heutige Rentenniveau zu erreichen - 15 % Beitrag zahlen (11% gesetzlich + 4% privat). Das entspricht einer Beitragserhöhung von fast 45 %.
Die Bundesregierung hat staatliche Zuschüsse zur privaten Altersvorsorge
angekündigt. Sie gleichen aber die Beitragserhöhungen für die
Arbeitnehmer nicht aus und die Zuschüsse werden nach dem Prinzip gezahlt.
"wer hat, der kriegt und wer nichts hat, der kriegt auch nichts.
Es ist bereits jetzt völlig klar, daß sich viele Menschen eine
zusätzliche private Altersvorsorge gar nicht leisten können, weil
das Geld hinten und vorne nicht reicht: z.B. bei SozialhilfeempfängerInnen,
Arbeitslosen, GeringverdienerInnen und NormalverdienerInnen mit mehreren Kindern.
Sie alle erhalten dann auch keinen Zuschuß zur privaten Altersvorsorge
Das Ergebnis :
Offiziell heißt es: von jetzt 70% auf 67%.Tatsächlich sinkt die
Rente viel stärker. Denn der heutige Nettoverdienst als Bezugsgröße
wird um die 4% der geplanten privaten Vorsorge gekürzt
Ein raffinierter Trick denn damit wird verschleiert, daß 67 % des
neu definierten Nettoverdienstes weniger als 64 % des heutigen Nettoverdienstes
sind.
Die volle Rente erhalten nur diejenigen, die 45 Versicherungsjahre mit Vollzeitbeschäftigung
nachweisen können. Und das trifft für die Mehrheit nicht zu. Z.B.
weil sie wegen Kindererziehung oder Arbeitslosigkeit nicht lückenlos erwerbstätig
waren oder wegen Krankheit oder Frühverrentung gar keine Chance haben bis
zum 65 Lebensjahr zu arbeiten.
Deshalb beträgt die heutige durchschnittliche Rente in Westdeutschland
für Männer 1849 DM und für Frauen nur 879 DM.
Nach den Rentenkürzungsplänen der rot-grünen Bundesregierung
soll sie für Männer auf unter 1700 DM und für Frauen auf etwa
800 DM gesenkt werden
In einer Broschüre des Bundesministers Riester heißt es:
"Zwar gibt es heute in Deutschland wenig echte Altersarmut. Das heißt
dennoch nicht , dass dies für die Zukunft auch gilt."
Unfreiwillig(?) eine ehrliche Aussage! Denn die rot-grüne Rentenreform
wird dafür sorgen, daß zusätzlich Millionen Renten auf Sozialhilfeniveau
abgesenkt werden.
Für viele Frauen kommt es aber noch schlimmer: denn auch die Witwenrenten
sollen gekürzt werden. Und falls sie Geld in die private Altersvorsorge
gezahlt haben erhalten sie - wegen einer durchschnittlich höheren Lebenserwartung
- wahrscheinlich jährlich eine niedrigere Privatrente als Männer.
Es wird angeführt, daß die Leute immer älter werden und die
Jungen für die Alten bald nicht mehr zahlen könnten.
Fakt ist, daß trotz steigender Lebenserwartung langfristig eine Rente
von 68,6% finanzierbar wäre mit einem Beitragssatz von 23,9% , das heißt
mit einem paritätischen Beitrag von je 11,95 % für Arbeitnehmer und
Arbeitgeber. Dieser Arbeitnehmeranteil von knapp 12% ist sozial eher vertretbar
als die jetzt geplante Größenordnung von 15 % Arbeitnehmeranteil.
Außerdem könnten die Beiträge sogar niedriger sein, wenn auch
Selbständige und stufenweise Beamte in die gesetzliche Rentenversicherung
einbezogen und die Beitragsbemessungsgrenze aufgehoben würde. Wie ist es
denn zu vertreten, daß z.B. ein Manager mit 50.000 DM monatlichem Gehalt
Rentenversicherungsbeiträge nur bis 8.700 DM zahlt und 41.300 DM für
ihn beitragsfrei sind?
Und außerdem: es steigt nicht nur die Zahl der Rentner, sondern auch der gesellschaftliche Reichtum. Seit 1991 stieg die Zahl der Rentner um 1,2 Prozent, die Produktivität der Industrie hingegen um 43,5 %
Mit der geplanten Rentenreform setzt die rot-grüne Bundesregierung konsequent
die Wirtschafts- und Sozialpolitik der abgewählten Kohl-Regierung fort:
nämlich den gesellschaftlichen Reichtum immer mehr von unten nach oben
umzuverteilen.
Denn einzige Gewinner der rot-grünen Rentenreform sind die Versicherungen und Banken, ihnen winkt mit der privaten Altersvorsorge ein Jahrhundertgeschäft. Und die Arbeitgeber im allgemeinen; denn ihr bisheriger Beitragsanteil wird in großem Umfang auf die Arbeitnehmer abgewälzt.
Die rot-grünen Rentenpläne zerstören die solidarische Rentenversicherung. Dies ist umso bitterer, als die paritätisch finanzierte Rentenversicherung vor über hundert Jahren geschaffen worden ist - als Zugeständnis an die sozialen Bewegungen. Die neue Version der Renten"reform" ist zwar verwirrender, aber keineswegs besser geworden! Es gibt nach wie vor keinen stichhaltigen Grund, ihr zuzustimmen.
"Die Alten sind geschädigt, weil ihre gesetzliche Rente gemindert wird; die liegt in Zukunft in der Gegend des Sozialhilfeniveaus. Und die Jungen sind geschädigt, weil sie an der Verteilungsfront verloren haben und bei einem nicht hinreichend steigenden Bruttolohn aus der eigenen Tasche die Alterssicherung finanzieren müssen. Es ist in Wirklichkeit also nicht eine Frage des Generationenkonflikts, sondern es ist ein viel bekannterer Konflikt, nämlich der zwischen den Lohnabhängigen und der Unternehmerschaft. Aber den will man zukleistern durch solche dämlichen Mätzchen mit Generationenkonflikt. Das ist sozusagen der ideologische Trick von Schröder und Company. Da kann man auch sehen, wie dekadent unsere Gesellschaft ist. Sie ist nicht mehr in der Lage, mit dem Ergebnis einer gestiegenen Produktivität vernunftgeleitet umzugehen, sei es Versorgung der Alten, sei es Ausweitung des öffentlichen Dienstes,.also mehr Schulen, mehr kulturelle Einrichtungen, Museen, Bibliotheken usw." Prof. Herbert Schui, HH
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